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Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer

Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer

Titel: Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nachdem ich weg war.«
    Langsam, wie ein dunkler Tintenfleck sich im hellen Stoff ausbreitet, verdüsterten sich Schaffers Augen, als ihm die Wahrheit dämmerte.
    »O… mein… Gott!«
    Er lehnte die Stirn gegen das Lenkrad und schloss die Augen. Er sah aus, als würde ihm gleich schlecht. Jack ließ ihm ein paar Minuten Zeit.
    »Neulich sagten Sie, sie brauchte Hilfe. Jetzt braucht sie sie wirklich.«
    »Arme Ceil.«
    »Ja. Ich will gar nicht behaupten, dass ich es verstehe, aber ich vermute, sie war bereit, alles von einem Mann hinzunehmen, der sagte, dass er sie liebt. Doch als sie erfuhr, dass das nicht stimmte – und glauben Sie mir, das hat er ihr absolut unmissverständlich klar gemacht, ehe er auf sie abdrückte.«
    »Abdrückte? Was…?«
    »Eine lange Geschichte. Ceil kann sie Ihnen erzählen. Aber ich nehme an, als sie hörte, wie sehr er sie hasste, wie er sich all die Jahre ihren Tod gewünscht hat, und als sie erlebte, dass er bereit war, sie zu ermorden, da muss irgendetwas in ihr zerrissen sein. Als sie aus dem Schrank kam und ihn hilflos auf dem Fußboden liegen sah… Ich denke, da ist sie ein wenig durchgedreht.«
    »Ein wenig durchgedreht? Sie nennen das, was sie mit Gus getan hat, ein wenig durchgedreht?«
    Jack zuckte die Achseln und öffnete die Beifahrertür.
    »Ihre Schwester hat zehn Jahre Vergeltung in drei Stunden gepackt. Sie braucht sehr viel Hilfe, um sich von diesen zehn Jahren zu erholen. Und von diesen drei Stunden.«
    Schaffer schlug wieder auf das Lenkrad. »Scheiße! Scheiße! Scheiße! So sollte das Ganze nicht enden!«
    Jack stieg aus und schlug die Tür zu. Schaffer beugte sich über den Beifahrersitz und sah durch das offene Fenster zu ihm hoch.
    »Ich nehme an, die Dinge laufen in Ihrem Geschäft nicht immer nach Plan.«
    »Kaum jemals«, bestätigte Jack.
    »Ich muss schnellstens zu Ceil.«
    Der Motor des Jaguar heulte auf, und während er mit quietschenden Reifen davonjagte, machte Jack sich auf den Weg zu Abe.
     
     

4
     
    »Ockhams was?«
    »Ockhams Rasiermesser«, sagte Abe.
    Jack hatte unterwegs ein halbes Dutzend Rosinenbrötchen gekauft. Er hatte außerdem einen Becher Smart-Balance-Margarine in einer getrennten Einkaufstasche mitgebracht. Abe hatte den Sportteil der Morgen-
Times
auf der Theke ausgebreitet, und die beiden schnitten ihre Brötchen auf. Parabellum hüpfte herum und sicherte sich die Krümel.
    »Irgendwie mürbe, diese Dinger«, stellte Abe fest. »Sind die frisch?«
    »Heute Morgen gebacken.« Jack wollte ihm nicht verraten, dass sie fettarm gebacken waren.
    »Wie dem auch sei, Ockhams Rasiermesser ist nach Wilhelm von Ockham benannt, einem der weltberühmtesten Skeptiker. Er war Skeptiker im vierzehnten Jahrhundert, als es ziemlich ungesund sein konnte, ein Skeptiker zu sein. Er war sogar ein so großer Skeptiker, dass einer der Päpste seinen Kopf wollte. Ockhams Rasiermesser ist etwas, das deine Freunde in diesem Suppenverein…«
    »SESOUP«, sagte Jack.
    »Was auch immer – es ist etwas, das jeder von ihnen auswendig lernen und auch befolgen sollte.«
    »Wie lernt man ein Rasiermesser auswendig?«, wollte Jack wissen.
    Abe hörte auf, seine Brötchen aufzuschneiden und starrte ihn an. Er hob das Messer hoch.
    »Ockhams Rasiermesser ist kein Schneidewerkzeug. Es ist ein Aphorismus. Und der lautet: ›Die Seienden sollen nicht ohne Notwendigkeit vervielfacht werden.‹«
    »Ach ja, bestimmt wird ihnen dann alles klar. Sag ihnen, Notwendigkeit kann nicht vervielfacht werden, es sei denn du bist ein Seienden oder was immer du gerade gesagt hast, und alles Gerede von Antichristen und Aliens und Neuen Weltordnungen und Andersheit ist ein Ding der Vergangenheit.«
    »Warum zerbreche ich mir darüber den Kopf?« Abe seufzte und schaute himmelwärts. »Achte genau auf die andere Übersetzung: Es ist unnütz, viel einzusetzen, wenn man mit wenig sein Ziel erreicht.«
    »Wenig was?«
    »Vermutungen. Wenn man zwei oder mehr mögliche Lösungen oder Erklärungen für ein Problem hat, dann ist meistens die simpelste, direkteste, die, welche die wenigsten Vermutungen enthält, die Richtige.«
    »Mit anderen Worten, die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten.«
    »Etwa so. Ich will es dir an einem Beispiel deutlich machen. Du und ich wandern über eine Landstraße in Connecticut, und plötzlich hören wir Hufschläge hinter der Kurve. Wenn wir jedoch die Kurve erreichen, ist das, was die Hufschläge verursacht hat, nicht mehr zu sehen, und wir müssen

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