Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
der erste Einsatz, der ein Eigenleben entwickelt hatte, ihn ständig beschäftigte und in Atem hielt.
Lew sah schrecklich aus – bleich, Tränensäcke unter den Augen, die Kleider ausreichend zerknautscht, sodass man annehmen konnte, er hätte in ihnen geschlafen – nur dass Jack das Gefühl hatte, dass dieser arme Kerl im Augenblick eher gar nicht schlief. Allzu oft duschte er sich auch nicht. Er musste sich rasieren, und was man in seiner Nähe wahrnehmen konnte, war auch nicht gerade ein frischer Frühlingshauch.
»Lew, ich dachte, Sie wären draußen auf der Insel.«
Lew blinzelte mit geschwollenen Lidern und sah Jack aus rot geränderten Augen an.
»Ich bin gerade zurückgekommen. Ich war die ganze Nacht da draußen wach, hab vor der Glotze gesessen, und heute Morgen hatte ich plötzlich das Gefühl, ich sollte nicht dort sein. Ich sollte eigentlich…« Seine Stimme versiegte, und sein Blick ging ins Leere.
»Wo sollten Sie eigentlich sein, Lew?«
Er zuckte die Achseln und starrte noch immer auf irgendeinen fernen Punkt an der Decke. »Ich weiß es nicht. Irgendwo anders. Deshalb kam ich her.« Er richtete den Blick wieder auf Jack. »Gibt es Fortschritte? Irgendwelche Neuigkeiten?«
Ja, dachte Jack. Jemand hat versucht mich zu töten. Aber der Ruf, der ihn am Vortag in den Keller hinuntergelockt hatte, hatte Olive erwähnt und nicht Melanie, daher gab es da wahrscheinlich keine Verbindung.
Andererseits hatte jemand anderer Melanies Namen erwähnt.
Jack berichtete ihm von der Begegnung mit den schwarz gekleideten Männern im schwarzen Lincoln.
»Männer in Schwarz«, sagte Lew und wischte sich mit der Hand über sein schlaffes, vor Müdigkeit graues Gesicht. »Jeder hat schon von ihnen gehört, aber… trotz all dieser Geschichten habe ich nie geglaubt, dass es sie wirklich gibt. Vielleicht waren das Männer, die sich nur verkleidet haben und Ihnen Angst machen wollten.«
»Schon möglich. Aber das muss ich sagen, wenn sie von irgendjemandem angeheuert wurden, dann waren sie verdammt gute Schauspieler. Und wenn sie nur Schauspieler waren, dann waren sie ziemlich harte Brocken. Und sie haben nicht versucht, mir Angst zu machen. Sie wollten wissen, wo sie ist.« Er ahmte die Stimme aus der Nacht nach. ›Wo ist Melanie Rubin Ehler‹?
Lew wurde starr. »Melanie Rubin Ehler? Das haben sie gesagt? Sie haben ihren Mädchennamen benutzt?«
»Jedes Mal. Ist etwas damit nicht in Ordnung?«
»Ob das nicht in Ordnung ist, weiß ich nicht, aber es ist sehr seltsam. Melanie hat nie ihren Mädchennamen benutzt. Sie hat noch nicht mal ein Initial in der Mitte benutzt.«
»Na ja, ganz gleich, wer die Typen waren«, sagte Jack und versuchte Lew aufzumuntern, »zumindest denken sie, dass sie noch am Leben ist – und dass man sie finden kann.«
Lews Miene hellte sich auf. »Hey, das stimmt! Das ist richtig, Jack, ich glaube, Sie haben meinen Tag gerettet.«
»Na prima, Lew. Dann sollten Sie jetzt auf Ihr Zimmer gehen und eine Weile schlafen. Sie sehen ja aus wie eine wandelnde Leiche.«
»Ich denke, das tue ich auch.«
Jack sah Lew davonhumpeln und musste unwillkürlich an den anderen Ehemann denken, mit dem er sich in den vergangenen vierundzwanzig Stunden beschäftigt hatte. Konnten Menschen wirklich so verschieden sein? Vielleicht würde Ceil eines Tages jemanden wie Lew finden, der ihr half, Gus zu vergessen.
Im Begriff, zur Tür zu gehen, entdeckte Jack Roma, der vom anderen Ende des Foyers zu ihm herüberstarrte. Roma hob die Hand, und für einen Augenblick glaubte Jack, er würde ihm winken. Aber nein – er machte wieder die dreifingrige Geste in seine Richtung.
Jack wollte schon mit einer eigenen Geste antworten, einer ökonomischeren, zu der nur ein einzelner Finger nötig war, aber er verzichtete darauf. Stattdessen erwiderte er Romas dunklen Blick, bis der Affe auf dessen Schulter hüpfte und ebenfalls in seine Richtung schaute.
Das reichte Jack.
Später, Roma, dachte er, während er sich umwandte und durch die Drehtür ging. Wir sind noch nicht miteinander fertig.
2
Roma sah hinter dem Fremden her und fragte sich, welches Ziel er um diese frühe Uhrzeit haben mochte.
»Warum hast du das getan?«, flüsterte Mauricio, als niemand zu ihnen hinsah.
»Ich möchte an seinem Käfig rütteln, wie es so schön heißt.«
»Zu welchem Zweck?«
»Um ihn aus der Ruhe zu bringen, bis wir wissen, welche Rolle er spielt. Hast du sein Zimmer durchsucht?«
»Es ist, wie wir angenommen
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