Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
Vermutungen darüber anstellen, was es gewesen sein könnte. Was ist die logischste Vermutung?«
Jack zuckte die Achseln. »Ein Pferd, natürlich. Was sonst?«
»Was sonst, in der Tat. Aber ich wette, dass einige deiner Freunde vom Paella…«
»SESOUP!«
»Egal – sie würden wahrscheinlich auf eine Herde Zebras oder Weißschwanzgnus tippen, habe ich Recht?«
»Oder Invasoren der UN zu Pferde… oder Aliens mit Hufen… oder Legionen der Hölle…«
»So weit gehen wir nicht«, sagte Abe. Er hatte sein Brötchen nun zerteilt und griff nach der Tasche mit der Margarine. »Weißschwanzgnus reichen völlig. Aber du verstehst, was ich meine? Wir befinden uns in Connecticut, wo viele Leute Pferde halten. Und da soll ich Weißschwanzgnus erwarten? Nein. Für Pferde sind nur wenige Vermutungen nötig. Weißschwanzgnus erfordern jedoch Annahmen wie die, dass jemand die Tiere importiert hat und ihre Existenz geheim hält – ich weiß es nicht, aber ich habe bisher noch keine Zeitungsmeldungen über einen Schwarzmarkt für Weißschwanzgnus gelesen. Daher verlangt Ockhams Rasiermesser, dass wir, bis das Gegenteil bewiesen ist, annehmen, dass das Geräusch von Pferden verursacht wurde und…«
Abe hatte den Becher Smart Balance aus der Tasche geholt und starrte ihn an wie ein Säufer, der eine Flasche O’Douls betrachtet.
»Was in aller Welt ist das?«
»Es ist eine Art Margarine.«
»Margarine? Ja? Was ist mit meiner Philly passiert? Oder mit meiner gesalzenen Land o’Lakes?«
»Dies da soll aber gut für dein Herz sein.«
Nach außen hin blieb Jack gelassen, innerlich duckte er sich und wartete auf die Explosion. Das war geheiligter Boden. Ein paar Freunde wie Jack nicht mitgezählt, hatte Abe in seinem Leben nur wenig außer seinem Geschäft und Essen.
Ja, er hatte jedes Recht, sich in ein frühes Grab zu futtern, aber Jack hatte genauso das Recht, sich zu weigern, diesen Weg noch zu verkürzen.
»Mein Herz? Wer sollte sich Sorgen um mein Herz machen?«
»Du«, antwortete Jack.
»Und ich nehme an, das ist ein fettarmer Wecken?«
»Es ist
gar kein
Fett darin.«
Abe sah ihn an, und sein Gesicht rötete sich. »Seit wann zerbrichst du dir deinen Kopf über mein Herz?« Ehe Jack antworten konnte, fügte er hinzu: »Vielleicht sollte
ich
mir Sorgen um mein Herz machen, und du solltest dich um deins kümmern.«
»Es wäre schön, wenn du wenigstens ein wenig darauf achten würdest, aber…«
»So, bist du jetzt auch noch mein Arzt?«
»Nein«, sagte Jack knapp. Er fühlte sich in seiner Rolle immer weniger wohl, doch er würde keinen Rückzieher machen. »Nur dein Freund. Der dich noch für eine lange Zeit in seiner Nähe haben will.«
Abe schaute auf den Smart-Balance-Becher, und Jack erwartete, dass er ihn gleich quer durch den Laden werfen würde. Abe jedoch überraschte ihn. Er öffnete den Deckel, zog die Versiegelung ab und bohrte sein Messer in die gelbliche Masse.
»Also«, sagte er seufzend. »Da es nichts anderes gibt…«
Jack spürte, wie ihm die Kehle eng wurde, während Abe einen Klumpen auf dem Rosinenbrötchen verstrich. Er fasste über die Theke und klopfte Abe auf die Schulter.
»Danke, Abe.«
»Du bedankst dich bei mir? Für was? Dafür, dass ich mich vielleicht vergifte? In dem Zeug sind wahrscheinlich jede Menge künstliche Bestandteile. Ich werde schon längst an chemischen Haltbarkeitsstoffen und giftigen Lebensmittelfarben gestorben sein, ehe mein Cholesterinspiegel überhaupt mitkriegt, dass ich tot bin.«
Er biss in sein Brötchen, kaute einen Augenblick lang nachdenklich, dann schluckte er den Bissen hinunter. Er hob den Becher hoch und starrte ihn an.
»Ich hasse es zwar, das zuzugeben, aber… nicht schlecht.«
»Bleib dabei«, riet Jack ihm, »und eines Tages wirst du auch an nichts sterben.«
Sie verzehrten ihre Wecken schweigend.
»Und nun?«, fragte Abe schließlich. »Wo suchst du als Nächstes nach deiner vermissten Lady?«
»Das ist die Millionen-Dollar-Frage. Mir summt der Kopf, und ich bin völlig durcheinander, wann immer ich mich mit diesen Leuten unterhalte. Sie haben eine wohl durchdachte Erklärung für alles, nur nicht dafür, wo Melanie Ehler sich befinden könnte.« Er schüttelte den Kopf. »Ist das Leben nicht schon kompliziert genug, auch ohne hinter allem eine Verschwörung zu vermuten? Ich meine, weshalb interessiert sich in letzter Zeit jeder für Verschwörungen?«
»Was heißt in letzter Zeit?«, sagte Abe. »Was ist denn in letzter Zeit
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