Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
Aufmerksamkeit. Scheinwerfer, die sich dem Sektenbungalow näherten. Sofort verließ Sandy seinen Wagen und eilte in dieselbe Richtung. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, um beobachten zu können, wie zwei Frauen zur Haustür gingen. Sie öffnete sich, sobald sie sie erreichten. Er schlich weiter zu seinem alten Beobachtungspunkt und blickte durchs Fenster.
Von den beiden Frauen hatte Sandy die Brünette bereits bei der Sektenversammlung gesehen, die durch den gemeinsamen eintönigen Gesang bestimmt worden war – aber die Blondine war ein neues Gesicht. Die Anwesenden begrüßten sie wie eine verlorene Tochter. Jeder umarmte sie – und noch immer sagte niemand ein Wort.
Schließlich nahmen sie wieder auf den kreisförmig angeordneten Stühlen Platz. Als nur noch die Blondine stand, erstarrten alle anderen plötzlich und fixierten sie. Sie hingegen konzentrierte sich auf einen Gegenstand in ihrer Hand.
Als Sandy ihn erkannte, wäre er beinahe durchs Fenster gesprungen. Er hatte diese winzige Pistole schon einmal gesehen.
18
Woher hast du die Pistole, Kate?
Ich weiß es nicht. Ich habe sie noch nie gesehen.
Kate betrachtet den silbrig glänzenden Gegenstand in ihrer Hand. Als sie sich gebückt hatte, um ihre Schultertasche unter ihren Stuhl zu schieben, spürte sie etwas Scharfkantiges in der Hosentasche, das gegen ihren Oberschenkel drückte. Das ist es, was sie dann herausgeholt hatte. So klein, fast zu klein, um echt zu sein, aber aus Stahl und zu schwer für ein harmloses Spielzeug.
Warum hast du das hierher mitgebracht?
Ich wusste nicht mal, dass ich es bei mir hatte.
Es gehört sicher deinem Bruder. Er ist sehr gefährlich. Aber nach dieser Nacht ist das nicht mehr von Bedeutung. Leg die Pistole weg und setz dich.
Sie folgt der Aufforderung und platziert die Pistole neben eine noch halb volle Schüssel Kartoffelchips.
Ja, sie muss Jack gehören. Er besitzt so viele Pistolen – sie hat sie selbst gesehen. Aber wie war diese Waffe in ihre Tasche gelangt? Sie ist froh, dass Die, die Jeanette war, sie von ihrem Bruder weg und irgendwohin gebracht hat, wo er sie nicht finden und abermals ihre Verbindung zur Einheit unterbrechen kann.
Kate ist nur vier Stunden von der vollständigen Integration entfernt, und das ist für sie nahe genug, um uns bei dem Großen Sprung zu helfen, der in die Große Unvermeidlichkeit mündet.
Kate weiß, dass die Einheit sich Sorgen gemacht hat, dass der Verlust von Der, die Ellen war, die Transformation unmöglich machen könnte. Offenbar ist eine bestimmte kritische Masse an Gehirnen nötig die mit dem Virus infiziert sind, um ein kollektives Bewusstsein zu bilden, und eine noch größere Masse, um die Mutation in Gang zu setzen.
Man stelle sich nur vor… ein Virus, der fähig ist, nach Gutdünken seine eigene Mutation in Gang zu setzen. Eine solche Möglichkeit wurde in wissenschaftlichen Veröffentlichungen nicht einmal andeutungsweise in Erwägung gezogen. Ganze Lehrbücher müssten um- oder neu geschrieben werden…
Nein, nicht um- oder neu geschrieben. Sie würden vernichtet werden. Denn sobald die Einheit die Große Unvermeidlichkeit erreicht hätte, wären keine medizinischen Lehrbücher mehr notwendig. Krankheiten werden der Vergangenheit angehören. Die Einheit wird Eindringlingen keine Chance mehr lassen – Bakterien und Viren werden schon beim Eindringen in einen Körper sofort erkannt und ausgeschaltet. Dank der Kontrolle der Einheit werden geschädigte Zellen oder mutierte Zellen, die zu Tumoren entarten können, sofort durch gesunde ersetzt. Erbkrankheiten werden ausgemerzt, weil alle defekten Gene repariert werden können – die falschen Basenfolgen der DNS werden durch die richtigen Sequenzen ersetzt. Arterien werden ständig gereinigt, Knochen bleiben kräftig und heilen, wie überhaupt alles Gewebe im Körper, nach Verletzungen wesentlich schneller.
Die Große Unvermeidlichkeit wird für ein Goldenes Zeitalter der Gesundheit und Langlebigkeit der menschlichen Rasse sorgen.
Kate kann es kaum erwarten.
Aber zuerst der Große Sprung.
Sie nimmt Platz und fasst die Hand von Der, die Jeanette war, zu ihrer Linken und Dem, der Charles war, zu ihrer Rechten, und die Empfindung des Einsseins durchdringt sie. Sie ist wichtig, sie ist Teil von etwas, das so viel größer ist als sie selbst, etwas, das diese Welt in ein Paradies verwandeln wird, und sie ist hier, am Ursprung und Teil der Transformation, die all das möglich machen
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