Handyman Jack 07 - Todessumpf
dunkelgrünen Poncho, hatte im rechten Ärmel einen Schraubenzieher und in der linken Hand einen Plastikeinkaufsbeutel. »Das müssen Sie sich ansehen, unbedingt!«
»Was?«, fragte Dad.
»Miss Mundys Haus! Alles ist durcheinander und zerstört!«
Carl machte kehrt und wollte vorausgehen, doch sobald sie draußen im peitschenden Wind und Regen waren, fiel Jack in einen Trab und überholte ihn. Als er sich an Oyvs lautes Bellen in der vorangegangenen Nacht erinnerte, verspürte er einen heftigen Stich eisigen Unbehagens in der Brust. Es breitete sich schlagartig in seinem Körper aus, als er den Hauseingang ihrer Nachbarin erblickte.
»Oh, Scheiße!«
Die Gaze der Fliegentür war zerrissen. Graue, moosähnliche Fetzen flatterten im Rahmen. Die Holztür dahinter stand weit offen.
»Anya!«, rief Jack, während er das, was von der Fliegentür noch übrig war, aufzog und ins Haus trat.
Er blieb gleich stehen, noch fast auf der Schwelle, so dass sein Vater von hinten gegen ihn prallte und ihn einen halben Schritt weiterschob.
»Gütiger Himmel!«, hörte er seinen Vater hervorstoßen.
»Habe ich es Ihnen nicht gesagt?« Die Worte sprudelten unkontrolliert über Carls Lippen. »Hab ich’s nicht gesagt?«
Das Innere des Hauses war ein einziges Trümmerfeld. Es gab keine andere Bezeichnung, die besser gepasst hätte. Die Möbel waren zertrümmert, der Teppich war zerfetzt, und die Pflanzen … sie waren aus ihren Töpfen gerissen worden, die Wurzeln waren zertrampelt, und von den zerknickten Ästen und Zweigen war jedes Blatt abgerissen worden.
Jack musste sich zwingen, weiterzugehen. Dabei rief er immer wieder laut Anyas Namen, während er in beiden Schlafzimmern und sogar hinter der Anrichte in der Küche nachsah. Er fand auf dem Fußboden den winzigen Spritzer einer dunkelroten Flüssigkeit und etwas, das wie ein abgetrennter Finger aussah.
Jack ging auf die Knie herunter, um seinen Fund genauer in Augenschein zu nehmen. Der Gegenstand war blass, hatte die Größe eines Fingers, doch er war mit Fell bedeckt.
Was zum Teufel …
Und dann wusste er es: Oyvs Stummelschwanz.
Herrgott im Himmel! Das Blut … Oyv musste tot sein – er war zweifellos gestorben, als er Anya verteidigt hatte. Traurigkeit senkte sich wie eine alles erdrückende Wolke auf ihn herab. Aber was könnte diesen ungewöhnlich tapferen kleinen Hund getötet haben? Es musste etwas sein, das noch größer und noch bösartiger war als ein riesiger Alligator. Doch was? Und wo war der Rest des Hundekadavers geblieben?
Jack bemerkte etwas Glitzerndes auf dem Fußboden. Er bückte sich: drei längliche Glassplitter. Er hielt Ausschau nach einem zerbrochenen Fenster, konnte aber nichts dergleichen entdecken. Vielleicht war ein Trinkglas von der Anrichte gewischt worden und auf dem Fußboden zerschellt.
Er richtete sich mühsam auf, als ihm auffiel, dass alle drei Scherben identisch aussahen. Jede war etwa vier Zentimeter lang und hatte die gleiche Krümmung. Und alle drei hatten eine breitere Basis und liefen nadelspitz zu. Die Kanten waren glatt und abgerundet. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er auf eine Art Reißzahn getippt. Aber er kannte kein Lebewesen, das gläserne Zähne hatte.
Er berührte die Spitze mit der Fingerkuppe, und sie bohrte sich in seine Haut, wie der Schnabel eines Vogels in Wasser eintaucht.
Verdammt! Er wollte seinen Fund schon wütend auf den Boden schleudern, doch dann entschied er sich dagegen. Vielleicht sollte er lieber in Erfahrung bringen, um was es sich bei diesen drei gläsernen Gebilden handelte, ehe er sie entsorgte.
Er richtete sich auf und riss ein Papierhandtuch von einer Rolle, die an der Unterseite eines an der Wand hängenden Schranks befestigt war. Dann wickelte er die Glasnadel darin ein und benutzte das fertige Päckchen, um das Blut aufzusaugen, das aus seiner Fingerspitze quoll.
Er drehte sich zu seinem Vater und zu Carl um, die noch immer wie gebannt in der Türöffnung standen.
»Was zur Hölle ist hier vorgefallen?«
Dad konnte ihn nur stumm und benommen ansehen, doch Carl hielt seinen Einkaufsbeutel hoch.
»Es ist alles hier drin!«
»Was ist alles da drin?«
»Was passiert ist. Die Kamera hat es aufgenommen. Zumindest den größten Teil davon.«
2
»Als ich die Kamera heute Morgen abholte«, erzählte Carl, »hatte ich es eilig, deshalb blieb sie in dem Beutel, bis ich nach Hause kam. Und auch noch nachdem ich zu Hause war.«
Sie waren in Dads Haus
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