Handyman Jack 07 - Todessumpf
zurückgekehrt, um die Kamera zum Abspielen einzurichten.
»Sie haben nicht sofort nachgeschaut?«
»Nee-nee. Ich dachte, weshalb? Ich meine, ich hatte vorher nichts Besonderes gesehen und dachte, dass es diesmal nicht anders sein würde. Daher habe ich mich bis zum Spiel der Dolphins nicht darum gekümmert. Erst dann habe ich sie überprüft und festgestellt, dass der Akku leer war. Das ist bisher noch nie passiert. Also habe ich ihn wieder aufgeladen und nachgeschaut, ob irgendetwas die Kamera eingeschaltet hat.«
»Was hat es eigentlich mit dieser Kamera auf sich?«, wollte Dad wissen.
Jack berichtete ihm in Stichworten von Dr. Dengroves Versuchen, Anya beim Wässern ihres Rasens zu erwischen.
»Dengrove.« Dad schüttelte den Kopf. »Er betrügt beim Golf, aber wehe, jemand spritzt heimlich Wasser auf seinen Rasen. So ein Arschloch.«
Jack hatte den kleinen LCD-Schirm aufgeklappt. Er betätigte die PLAY-Taste und wartete darauf, dass das Playback begann. Dad blickte ihm über die Schulter, während Carl ein Stück weiter hinten blieb. Der Schirm wurde hell und zeigte grüne und schwarze Flecken, die sich ausdehnten und zu erkennbaren Formen zusammenfügten – die Seitenfront von Anyas Haus, ihre Pflanzen, die Ornamente auf dem Rasen, die Gartenmöbel im Vorgarten. Und dann huschte ein Paar Beine durchs Bild. Dann weitere.
»Hat das Ding keinen Ton?«, fragte Dad.
»Wenn man die Kamera an den Fernseher anschließt, dann kann man auch einen Ton hören. Soll ich …?«
»Das können wir später tun, falls es nötig ist«, sagte Jack. Er hatte das ungute Gefühl, dass sie dann irgendwann das aufgeregte Bellen hören würden, das er in der vorangegangenen Nacht ignoriert hatte. »Schauen wir erst einmal, was es zu sehen gibt.«
Carl deutete mit einem Finger auf den kleinen Bildschirm. »Da sind sie. Sehen Sie es?«
Jack sah es. Eine Gruppe versammelte sich in einem unordentlichen Halbkreis am Rand von Anyas Rasen. Licht, das durch die Fenster nach draußen drang, erhellte ihre Gesichter. Seine Eingeweide krampften sich zusammen, als er Luke und Corley und zwei von den anderen erkannte. Es sah aus, als hätte sich die gesamte Bande eingefunden.
»Der Clan«, sagte er.
»Alle außer Semelee. Ich habe sie beim ersten Durchlauf nirgendwo gesehen.«
Jack starrte auf den kleinen Bildschirm. Er wünschte sich in diesem Augenblick, sie hätten die Kamera schon jetzt an den Fernseher angeschlossen. Wahrscheinlich wäre die Auflösung ein wenig schlechter gewesen, aber vielleicht hätten sie die Gesichter besser erkennen können. Außer einem gelegentlichen Grinsen konnte er kaum einen anderen Gesichtsausdruck identifizieren. Jedoch konnte er ihre Haltung halbwegs deuten, und sie rangierte zwischen Abscheu und gespannter Neugier, als hätten sie sich am liebsten vorgedrängt, um besser sehen zu können, würden aber durch eine unbestimmte Furcht zurückgehalten.
Er wartete darauf, dass der Clan irgendetwas tat. Er hielt Ausschau nach Semelee, konnte sie aber nirgendwo finden. Ihr weißes Haar wäre nicht leicht zu übersehen gewesen. Warum hatten sich alle Männer dort eingefunden? Was hatten sie gegen …?
Ja, richtig. Der große hässliche Alligator … ihr Hund hatte ein Loch in seine Flanke gefressen. Und die Bienen gestern … Anya hatte sie verscheucht. Ja, er verstand, weshalb Semelee mit Anya ein oder zwei Hühnchen zu rupfen hatte. Aber wie sollte sie an sie herankommen, wenn Anyas Versprechen – Nichts auf Erden kann Ihnen hier etwas anhaben – zutraf?
Offensichtlich tat es das nicht. Jemand war an sie herangekommen – und an den armen kleinen Oyv. Was hatte Semelee …?
»Da!«, rief Carl. »Haben Sie das gesehen?«
»Nein.« Jack war für einen Moment abgelenkt gewesen. »Was?«
»Ich habe auch etwas gesehen«, meldete sich Dad. »Aber ich weiß nicht was.«
Jack fand den Rückspulknopf und ließ die Aufnahme rückwärts laufen. Wieder sah er Luke und die restlichen Männer im Halbkreis stehen, die Blicke auf die Vorderfront des Hauses gerichtet. Die Kamera zeigte nicht die Haustür, aber sie blickten dorthin, als zöge dort eine Stripteasetänzerin ihre Nummer ab. Und dann schoss etwas – vielleicht in dreifacher Ausfertigung, jeweils höchstens einen halben Meter lang – aus dem Haus heraus und über ihre Köpfe hinweg. So wie die Männer sich duckten und mit den Händen ihre Köpfe bedeckten, war offensichtlich, dass sie vor diesen Erscheinungen, was immer sie waren, Angst hatten.
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