Handyman Jack 07 - Todessumpf
fünfundzwanzig Zentimeter lang zu sein.
»Oh Mann«, sagte Carl. »Was ist das denn?«
»Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund«, sagte Tom.
»Ein Ruger Super Redhawk, modifiziert für 454er Patronen. Ich glaube, das dürfte den Alligator stoppen, falls er sich wieder blicken lassen sollte.«
»Der Kracher sieht aus, als könnte er sogar einen Elefanten zum Stehen bringen«, meinte Carl.
Ein unbehaglicher Gedanke entstand in Toms Gehirn.
»Jack … du gehörst doch nicht etwa zu diesen rechtsgerichteten paramilitärischen Vereinen, oder?«
Jack lachte. »Du meinst Vereinigungen wie die Posse Comitatus oder die Aryan Nation? Ganz gewiss nicht. Ich bin erstens kein Vereinsmeier, und wenn ich doch einer wäre, dann ginge ich ganz bestimmt nicht zu denen.«
»Was bist du dann? Eine Art Söldner?«
»Warum stellst du all diese Fragen?«
»Was glaubst du denn, weshalb? Wegen all dieser Waffen.«
Jack sah sich um. »So viele sind es doch gar nicht.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet, Jack. Bist du ein Söldner?«
»Wenn du diese Mietsoldaten meinst, dann nein. Aber die Leute engagieren mich, um – nun ja – irgendwelche Probleme zu lösen oder um Dinge in Ordnung zu bringen. Ich denke, das macht mich automatisch zum Söldner. Aber …«
In diesem Augenblick begann der Fernseher laute Pieptöne zu erzeugen. Sie eilten alle ins Wohnzimmer. Ein roter Streifen füllte das untere Viertel des Bildschirms aus und verkündete, dass ein durch den Hurrikan hervorgerufener Tornado auf Ochopee zuhielt.
»Wo liegt Ochopee?«, wollte Jack wissen.
»Auf der anderen Seite des Staates«, antwortete Carl. »An der Route 41.«
Jack sah Tom an. »Wenn jemand aussteigen möchte, jetzt ist noch Zeit. Eine Begründung ist nicht nötig, und es werden auch keine Fragen gestellt.«
Carl grinste. »Hey, ich wohne in einem Wohnwagenpark. Und Sie wissen ja, wie gerne Wirbelstürme gerade über diese Orte hinwegziehen. Ich glaube, da bin ich in den Glades um einiges sicherer.«
In diesem Moment erhellte ein Blitz die Fenster, gefolgt von dumpfem Donnergrollen.
Toms Magennerven flatterten ein wenig, aber er sagte: »Na los, gehen wir.«
Und Gott stehe uns bei.
4
Jack zog das Paddel durchs Wasser und lenkte das Kanu gegen den Wind und den peitschenden Regen. Er hatte die schreckliche Ahnung, dass es für Anya längst zu spät war. Wenn aber doch nicht, dann mussten sie zusehen, so schnell wie möglich zu ihr zu kommen.
Carl saß im Heck, bediente den kleinen Motor und lenkte sie durch den Kanal. Dad nahm den Platz am Bug ein, und Jack saß in der Mitte. Als der Kanal einen Schwenk machte und sie heftigen Gegenwind bekamen, brachte der Motor nicht genügend Kraft auf, um sie auf Kurs zu halten. Daher mussten er und sein Dad die Paddel zu Hilfe nehmen, um voranzukommen.
Einen solchen Regen hatte er noch nie erlebt. Er hatte damit gerechnet, dass es kalt sein würde, doch es war fast warm. Wenn es ihnen nicht gerade in Kaskaden entgegenpeitschte, neben denen die Niagarafälle nicht mehr waren als ein idyllisch sprudelnder Bergbach, traktierte sie der Sturm mit murmelgroßen Tropfen, die auf den Kapuzen ihrer Ponchos einen dumpfen Trommelwirbel erzeugten. Die Landschaft der Everglades ringsum war verschwunden. Die Welt war für sie zu einem kurzen Stück schäumenden Kanalwassers mit kurzen, kaum erkennbaren Uferabschnitten zusammengeschrumpft. Alles andere, auch der Himmel, wurde von dunkelgrauen Wasservorhängen verschluckt. Nur die zahlreichen Blitze und ohrenbetäubenden Donner verrieten, dass es außerhalb dieses Infernos noch eine andere Welt gab.
Nur gut, dass der Haushaltswarenladen geöffnet hatte, so dass er und Dad sich Ponchos – dunkelgrün wie Carls Regenumhang – und eine Handpumpe hatten kaufen können. Er wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie dieser Ausflug ohne diese Umhänge verlaufen wäre. Jack hatte sich die Kapuze so weit wie möglich über den Kopf gezogen und das Zugband unterm Kinn verknotet. Trotzdem wurde er nass bis auf die Haut.
Und die Handpumpe – ohne sie wären sie gar nicht so weit gekommen. Kam der Wind von vorne, paddelten sie. Sobald der Verlauf des Kanals jedoch dafür sorgte, dass sie den Wind im Rücken hatten, ließ Jack seinen Vater sich ausruhen, während er die Pumpe bediente, um sie von dem Regenwasser zu befreien, das ihre Füße umspülte.
Als sie das Kanu fanden, war es bereits voll gelaufen. Sie hatten es umgedreht, um es zu leeren, und danach wertvolle
Weitere Kostenlose Bücher