Handyman Jack 07 - Todessumpf
Konzentration war auf die Bull-ship gerichtet, und nichts würde ihn davon ablenken.
… eintausenddrei …
Sobald er in Gedanken die dritte Zahl ausgesprochen hatte, schleuderte er die Granate, dann duckte er sich hinter seinen Pfosten. Wenn sie das Deck traf und explodierte, gut. Wenn sie noch in der Luft über dem Deck explodierte, noch besser.
Aber er wartete nicht ab, bis sie traf, ehe er eine zweite Granate aus dem Sack fischte. Er zog bereits den Ring, während die erste explodierte. Er schob den Kopf aus der Deckung, während er zu zählen begann. Sein erster Wurf war etwa zwei Meter zu kurz gewesen, aber nicht völlig ohne Folgen geblieben. Die Granate war etwa in Deckhöhe explodiert, und die Schreie der Verwundeten und die ängstlichen Rufe der anderen Mitglieder des Clans waren Musik in seinen Ohren.
… drei!
Diese flog in Richtung Horse-ship – die Leute auf diesem Boot brauchten nicht zu meinen, dass sie vielleicht verschont würden – und sie landete ebenfalls zu kurz, aber nicht ohne am Rumpf und unter der Besatzung einigen Schaden anzurichten.
Im Kino sah es immer so einfach aus.
Jack war gerade im Begriff, den Sicherungsring der dritten Handgranate zu ziehen, als er rechts von sich jemanden durchs Unterholz kommen hörte. Die Tatsache, dass wer immer es war, sich keine Mühe gab, leise zu sein, sagte ihm, dass es sich höchstwahrscheinlich um seinen Vater handelte, aber trotzdem brachte er den Ruger in Anschlag. Tatsächlich, Sekunden später erschien sein Vater zwischen einigen Farnkräutern, überwand in geduckter Haltung die freie Fläche und warf sich neben ihm auf den Erdboden.
»Was zur Hölle tust du, Jack?« Seine Augen waren weit aufgerissen. Der Regen rann in kleinen Rinnsalen über sein Gesicht. »Anya wird auf einem der Boote gefangen gehalten!«
»Nein, das wird sie nicht, Dad«, widersprach Jack. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und er hatte Mühe, einen Laut hervorzubringen. »Sie ist tot.«
Sein Vater starrte ihn entgeistert an. »Woher willst du das wissen?«
»Ich habe ein Stück von ihrer Haut da hinten hängen sehen.«
»Nein!«, stieß sein Vater entsetzt hervor. Jack konnte sein Gesicht zwar nicht genau erkennen, aber das fahle Leuchten verriet ihm, dass es wachsbleich geworden war. »Das ist nicht dein Ernst!«
»Ich wünschte, ich würde mich irren, aber ich habe vor kurzem ihren nackten Rücken gesehen, und dieselben Narben und Striemen befinden sich auf diesem Stück Haut. Sie haben ihr die Haut abgezogen, Dad. Sie haben ihr verdammt noch mal die Haut abgezogen und sie zum Trocknen aufgehängt!«
Dad legte eine zitternde Hand auf die Augen und schwieg einige Sekunden lang. Dann ließ er die Hand sinken und streckte sie nach Jacks Plastiksack mit den Handgranaten aus. Seine Stimme klang rau und angespannt.
»Gib mir auch so ein Bonbon.«
7
Semelee lag zitternd auf dem Boden. Sie presste den Kopf auf die Holzplanken und hielt sich die Ohren zu. Es klang, als sei ein richtiger Krieg ausgebrochen. Was sie da draußen hörte, war nicht nur Gewehrfeuer. So wie die Explosionen klangen und wie die Fenster zertrümmert wurden, fühlte es sich an, als würden sie regelrecht bombardiert.
Luke fiel durch die Tür und umklammerte eine blutende Schulter.
»Sie haben Granaten, Semelee! Sie bringen uns da draußen um! Corley ist tot, und Bobbys Bein blutet wie verrückt! Du musst irgendwas tun!«
»Was kann ich denn tun? Devil ist tot, und Dora richtet an Land nichts aus.«
»Diese Dinger aus dem Schlundloch, ich meine die, die du letzte Nacht gerufen hast … wir brauchen sie jetzt. Und zwar dringend!«
»Ich kann nicht! Ich hab’s dir doch erklärt – sie kommen erst nach Sonnenuntergang raus!«
Ganz gleich, wie heftig und mit welchen geistigen Mitteln sie es am vorangegangenen Tag versucht hatte, sie hatte diese geflügelten Monster nicht dazu bringen können, das Loch zu verlassen, während die Sonne am Himmel stand. Aber sobald sie unterging, gehörten sie ihr – zumindest glaubte sie das.
Sie hatte das Gefühl gehabt, den Verstand zu verlieren, als sie sie zum ersten Mal erblickt hatte. Während sie sich noch unten im lichterfüllten Schacht befanden, hatte sie nicht allzu viel von ihnen erkennen können, doch sobald sie in die Luft stiegen und durchs Dämmerlicht glitten, erschreckte das, was sie sehen konnte, sie derart, dass sie beinahe ihre Augenmuscheln fallen ließ.
Es waren die entsetzlichsten Lebewesen, die ihr je unter die Augen
Weitere Kostenlose Bücher