Handyman Jack 07 - Todessumpf
verschlungen, hatten aber dieses rechteckige Stück Haut übrig gelassen.
Und als sie fertig waren, hörten sie auch wieder auf Semelee. Sie schaffte es sehr schnell, sie aus dem Haus herauszuholen und zum Schlundloch zurückzubringen. Sobald sie wieder dort waren, wohin sie gehörten, riss sich Semelee die Muscheln von den Augen und musste sich heftig übergeben.
Im Haus der alten Dame hatte Luke zwei Dinge getan, das eine war clever und das andere sehr dumm. Clever war, dass er die beiden toten Höllenwespen einsammelte und zur Lagune mitnahm. Falls irgendwer die alte Frau suchte und dabei diese Bestien fände, stünde es bald in allen Zeitungen, und jeder würde annehmen, dass sie aus den Everglades stammten. Und wenig später würde es von hier bis zur Lagune von Wissenschaftlern und Jägern und Polizisten und Neugierigen nur so wimmeln. Das Leben des Clans geriete völlig in Unordnung, und sie würden keine Ruhe mehr finden.
Die Dummheit aber, die Luke beging, bestand darin, dass er die Haut der alten Frau mitnahm. Er …
Die Explosion einer weiteren Granate – es hatte geklungen, als sei sie in nächster Nähe der Horse-ship hochgegangen – riss Semelee ins Hier und Jetzt zurück.
»Warum, Luke?« Sie schlug schließlich die Augen auf und sah ihn mit unverhohlenem Zorn an. »Warum hast du so etwas Dämliches getan?«
»Ich wollte sie behalten. Als eine Art Souvenir, weißt du. Ich mag diese Zeichen darauf. Sie sind fast wie eine Landkarte. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Du solltest es noch mal mit diesen Wespendingern versuchen, Semelee! Du musst es einfach tun!«
Sie wollte ihm nicht gestehen, dass sie genau davor Angst hatte. Sie konnte dieses Gefühl, das sie ihr vermittelten, kaum ertragen … als wäre sie dann selbst durch und durch böse und innerlich völlig finster und getrieben von einem Hunger, der nie gestillt werden konnte. Trotz der Gewehrkugeln, die ihr um die Ohren flogen, trotz der Explosionen, des heulenden Windes, des undichten Dachs, des Donners und der Blitze ringsum schien dies hier ein weitaus besserer und angenehmerer Ort zu sein als der, an dem sie sich in der vergangenen Nacht befunden hatte.
Doch sie konnte nicht grübelnd herumsitzen und gar nichts tun, während der gesamte Clan vernichtet zu werden drohte. Sie musste etwas unternehmen … und es gab für sie nur eine Möglichkeit, eine Alternative.
Ihr wurde bereits übel, während sie die Augenmuscheln aus der Tasche holte.
»Versuchst du es?«, fragte Luke, während sich sein Gesicht zu einem erlösten Grinsen verzog.
Sie nickte. »Ja, ja, aber du musst von hier verschwinden und mich allein lassen.«
Schlagartig erstarb das Grinsen. »Aber, Semelee … da draußen wird geschossen wie verrückt.«
»Dann geh raus und schieß zurück. Lass mich einfach allein, damit ich eure Ärsche retten kann.«
»Okay, okay.«
Semelee holte tief Luft, drückte die Muschelhälften auf ihre Augen und machte sich auf die Suche nach den Höllenraubwespen …
8
»Wir richten mit diesen Dingern nicht gerade großen Schaden an«, stellte Dad fest, nachdem sie beobachtet hatten, wie die letzte Handgranate durch die Luft gesegelt und ein gutes Stück vom Bug der Bull-ship entfernt explodiert war.
Jack musste ihm beipflichten. Er hätte erwartet, dass etwas, das so klein war und fast ein Pfund wog, nicht vom Wind abgetrieben würde. Aber was hier herrschte, war kein gewöhnlicher Wind. Er hatte versucht, dessen Wirkung auszugleichen, indem er seine Wurftechnik entsprechend veränderte. Das Problem aber war, dass man diesen Dingern keinen Effet verpassen konnte wie zum Beispiel einem Baseball. Man musste sie in einem hohen Bogen in Richtung Ziel werfen, und dabei drehte der Wind ständig.
»Aber einiges an Wirkung haben wir trotzdem erzeugt.«
»Nicht genug«, meinte Dad mit grimmiger Miene. »Aber wenn man sich ansieht, was sie mit Anya gemacht haben, dann;« Er schluckte krampfhaft und schüttelte den Kopf. »Dann dürften sie eigentlich nicht mehr weiterleben.«
»Ich glaube nicht, dass wir es schaffen, alle zwanzig Kerle zur Hölle fahren zu lassen.«
Dad musterte ihn irritiert von der Seite. »Ich sagte, sie dürften nicht mehr weiterleben. Ich habe nicht gesagt, dass wir dafür sorgen sollen.«
Autsch. »Oh. Ich glaube, da habe ich etwas missverstanden.«
»Du machst mir Angst, Jack.«
»Manchmal mache ich mir selbst Angst.«
In diesem Augenblick hörte Jack etwas, das wie ein Schrei klang. Er blickte
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