Handyman Jack 07 - Todessumpf
aber ich glaube nicht, dass dies dort Jesus ist.«
Jedenfalls nicht, wenn er nicht plötzlich dazu übergegangen war, Armani-Anzüge zu tragen, dachte Jack.
Natürlich hatte er keine Ahnung, was den Modeschöpfer betraf – wenn ihm ein Armani-Anzug unter die Augen kam, erkannte er ihn keinesfalls auf den ersten Blick, sondern müsste erst mal das Etikett zu Rate ziehen. Aber das gute Stück sah richtig teuer aus, womöglich Seide, anthrazitfarben, maßgeschneidert, dazu ein schwarzes Oberhemd, bis zum Hals zugeknöpft. Sehr europäisch, dieser Wasserläufer.
Als er nahe genug herangekommen war, so dass Jack sein Gesicht erkennen konnte, spürte er, wie ihm das Blut in den Adern gerann. Er kannte dieses Gesicht, diesen hochmütigen Ausdruck. Er brachte die Benelli in Anschlag und brüllte.
»Roma!«
Jack machte ihn für den Tod seiner Schwester Kate verantwortlich – zumindest indirekt – und für eine ganze Reihe anderer Dinge, die in seinem Leben seit ihrer ersten Begegnung anlässlich jenes Treffens aller möglichen Verschwörungstheoretiker im vergangenen Frühjahr schief gelaufen waren. Damals hatte er sich als Sal Roma vorgestellt. Wer wusste schon, wie er sich jetzt nannte? Seinerzeit hatte er versucht, Jack zu töten, und es war ihm auch beinahe gelungen. Entweder er oder die Andersheit oder sogar beide gemeinsam hatten erst im letzten Monat versucht, Gia und ihr Baby zu beseitigen. Nun war der Augenblick der Vergeltung gekommen. Es bestand kein Grund zu zögern –diesmal hatte er keine Streunerin im Visier, sondern das dort war der »Widersacher«, von dem Anya gesprochen hatte, der Eine und Einzige, dessen Wahren Namen Anya nicht aussprechen wollte.
»Lebewohl, wer immer du bist«, flüsterte er und betätigte den Abzug.
Jedenfalls versuchte er es. Der Hebel gab nicht nach. Er klemmte!
Und dann sah Roma ihn ganz direkt an, und Jack fühlte sich plötzlich in die Luft gehoben und rücklings gegen den Stamm einer Palme geschleudert. Der Schmerz des Aufpralls, der in seiner Wirbelsäule regelrecht explodierte, trieb ihm sämtliche Luft aus den Lungen und ließ seine Sicht einige Herzschläge lang verschwimmen. Seine Knie verwandelten sich in Pudding, und er rutschte am Stamm abwärts, um im Morast zu landen, wo er an die Palme gelehnt sitzen blieb.
»Jack!«, hörte er seinen Vater rufen. Es klang, als befände er sich am Ende eines unermesslich langen Tunnels. »Jack, bist du …?«
Jacks Blick klärte sich rechtzeitig genug, um überdeutlich miterleben zu können, wie sein Vater rückwärts ins Buschwerk taumelte und nicht mehr zu sehen war.
Er wollte ihm etwas zurufen, aber seine Stimme verweigerte ihm den Gehorsam.
Angst erfüllte seine Brust. War Dad verletzt? Lebte er überhaupt noch?
Jack versuchte, auf die Füße zu kommen, aber er konnte sich nicht bewegen. Für einen kurzen, mit Panik erfüllten Augenblick glaubte er, sein Rückgrat sei gebrochen und er sei gelähmt, dann wurde ihm klar, dass irgendetwas ihn an Ort und Stelle festhielt, etwas, das er nicht sehen oder spüren konnte, das jedoch stark genug war, um einen solchen Druck auf ihn auszuüben, dass er so eben noch mühsam Luft holen konnte und nicht erstickte. Er wollte sich an Roma wenden, ihm seine Wut entgegenbrüllen, aber nicht einmal dazu war er fähig. Er war Roma auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Dieser hingegen schien keinerlei Interesse an ihm zu haben. Er würdigte Jack noch nicht einmal eines flüchtigen Blicks, während er lässig aufs Ufer trat, keine zwei Schritte entfernt stehen blieb und Semelee musterte.
Semelee duckte sich instinktiv, während er sie fixierte.
»So, so«, sagte Roma. Jack hörte ihn laut und deutlich. Der Regen und der Wind schienen nachzulassen, obgleich der Himmel über ihnen immer noch von Blitzserien erhellt wurde. »Du bist es also, die sich meines Namens bedienen wollte.«
»Ihres Namens? Welchen Namens?«
»Du weißt es genau … des Namens, der nicht dir gehört.«
»Sie meinen Rasalom? Er gehört mir. Ich bin Rasalom.«
Er schlug ihr ins Gesicht. Die Bewegung erfolgte so schnell, dass Jack wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätte, was wirklich geschehen war, wäre da nicht das Klatschen gewesen, als die Hand das Gesicht traf, und wäre Semelee nicht rückwärts getaumelt, während ihr Gesicht nach rechts zuckte. Jack konnte den Schmerz beinahe spüren.
Und dann traf ihn blitzartig die Erkenntnis – Rasalom. Das war der Wahre Name dieses Kerls.
»Niemals«, sagte Rasalom
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