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Handyman Jack 07 - Todessumpf

Handyman Jack 07 - Todessumpf

Titel: Handyman Jack 07 - Todessumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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gehörte nicht zu denen, die gerne auffielen. Er war kein Partylöwe gewesen und hatte nie einen auffälligen Wagen besessen – er bevorzugte Chevys – und zog niemals aus dem Haus in West-Jersey aus, das er und Mom in den fünfziger Jahren erworben hatten. Dann, ohne Vorwarnung, hatte er das Haus im vergangenen Herbst Knall auf Fall verkauft und war nach Florida gezogen. Er war ein typischer Vertreter der Mittelschicht, hatte ein Mittelschicht-Einkommen und vertrat Mittelschicht-Ansichten. Er hatte den Lauf der Geschichte ganz gewiss nicht beeinflusst, und niemand außer den noch lebenden Mitgliedern seiner Familie und der ständig kleiner werdende Kreis alter Freunde würde sein Hinscheiden bemerken oder gar betrauern. Dennoch würde sich Jack für immer an ihn als einen Mann erinnern, der, wie Joel McCrea es in Ride the High Country ausgedrückt hatte, stets hocherhobenen Hauptes einherschreiten konnte.
    Jack trat um das Bett herum auf die andere Seite gegenüber dem Ständer mit dem Tropf. Er zog sich einen Stuhl heran und ergriff die Hand seines Vaters. Er lauschte seinem langsamen und gleichmäßigen Atem und hatte das Gefühl, als müsste er irgendetwas sagen. Doch er wusste nicht was. Er hatte irgendwo gehört, dass Menschen, die im Koma liegen, manchmal hören können, was um sie herum vorgeht. Das klang zwar ziemlich unglaubhaft, aber ein Versuch könnte nicht schaden.
    »Hey, Dad. Ich bin’s. Jack. Wenn du mich hören kannst, dann drück meine Hand oder beweg einen Finger. Ich …«
    Sein Vater sagte etwas, das so klang wie »Schwascha!« Das Wort überraschte Jack.
    »Was hast du gesagt, Dad? Was war das?«
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr und sah eine korpulente junge Frau in einem weißen Kittel mit einem Klemmbrett in der Hand hereinkommen. Sie hatte eine stämmige Figur, milchkaffeebraune Haut und kurzes schwarzes Haar. Ein Stethoskop hing um ihren Hals.
    »Sind Sie ein Angehöriger?«, erkundigte sie sich.
    »Ich bin sein Sohn. Sind Sie die zuständige Krankenschwester?«
    Sie lächelte knapp – sehr knapp. »Nein, ich bin die zuständige Ärztin.« Sie streckte die Hand aus. »Dr. Huerta. Ich war auch die Dienst habende Neurologin, als Ihr Vater gestern Abend in die Notaufnahme eingeliefert wurde.«
    Jack schüttelte ihr die Hand. »Jack. Nennen Sie mich einfach nur Jack.« Er deutete auf seinen Vater. »Er hat soeben gesprochen!«
    »Wirklich? Was hat er gesagt?«
    »Es klang wie ›Schwascha.‹«
    »Hat das für Sie irgendeine Bedeutung?«
    »Nein.«
    Und dann überlegte er. Vielleicht hat er meine Stimme gehört und so etwas wie »Schwarzes Schaf« sagen wollen.
    »Er hat wirres Zeug geredet. Das ist in seinem Zustand nicht ungewöhnlich.«
    Er musterte Dr. Huerta einige Sekunden lang. Sie sah nicht so aus, als wäre sie alt genug, um bereits ein Medizinstudium absolviert, geschweige denn eine Spezialausbildung abgeschlossen zu haben.
    »Wie ist sein Zustand? Wie geht es ihm?«
    »Nicht so gut, wie es uns lieb wäre. Er rangiert auf der Komaskala bei sieben.«
    »Sieben von zehn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir richten uns hier nach der Glasgow-Komaskala. Der niedrigste – oder schlechteste –Wert ist drei. Das bedeutet ein tiefes Koma. Der beste Wert ist fünfzehn. Wir bewerten das Offnen der Augen, Sprache und Motorik. Was die Augen betrifft, erreicht Ihr Vater gerade eine eins – sie sind die ganze Zeit geschlossen – und eine zwei auf dem Sektor Sprache, was bedeutet, dass er ab und zu sinnlose Laute von sich gibt, wie Sie selbst sie gerade gehört haben.«
    »Das ergibt insgesamt eine drei«, sagte Jack.
    Das klang nicht sehr gut.
    »Aber seine Motorik kann mit vier bewertet werden, weil er auf schmerzhafte Stimuli reagiert.«
    »Was für schmerzhafte Stimuli? Ich werde auf seinen Fußsohlen doch wohl keine Spuren von ausgedrückten Zigaretten finden, oder?«
    Dr. Huerta starrte ihn mit großen Augen an. »Du liebe Güte, nein! Was um alles in der Welt denken Sie denn …«
    »Tut mir Leid.« Mein Gott, Lady. Beruhigen Sie sich. »Es war nur ein Scherz.«
    »Das will ich doch hoffen«, erwiderte sie in leicht ungehaltenem Ton. »Wir benutzen eine spezielle Nadel zum Testen der motorischen Reaktionen. Mit der Vier in diesem Bereich erreicht Ihr Vater einen Gesamtwert von sieben. Nicht so toll, aber es könnte schlimmer sein.« Sie warf einen Blick auf ihr Klemmbrett. »Seine Reflexe sind hingegen intakt, seine Vitalfunktionen sind in Ordnung, ebenso wie seine

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