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Handyman Jack 07 - Todessumpf

Handyman Jack 07 - Todessumpf

Titel: Handyman Jack 07 - Todessumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Stroh geflochten.
    »Wann sind Sie hereingekommen?«
    »Ich bin schon die ganze Zeit hier.« Sie hatte einen starken Akzent. Jack tippte auf Long Island – man konnte fast meinen, Lynn Samuels, die liberale Ruferin in der Wüste, bei ihrer allwöchentlichen Radio-Talkshow zu hören. Aber diese Stimme, die an Panzerketten auf einer Schotterstraße erinnerte … wie viele Zigarettenpackungen waren nötig gewesen, um einen solchen Tonfall zu erzielen.
    »Waren Sie schon da, ehe ich reinkam?«
    Sie nickte.
    Das beunruhigte Jack. Gewöhnlich war er nicht so sorglos. Er hätte schwören können, dass der Raum bis auf ihn und seinen Vater leer gewesen war. Ließ seine Wachsamkeit etwa nach?
    »Sie kennen meinen Vater?«
    »Thomas und ich sind direkte Nachbarn. Wir sind gleichzeitig hier eingezogen und haben Freundschaft geschlossen. Hat er mich noch nie erwähnt?«
    »Wir, hm, wir reden nicht viel miteinander.«
    »Er hat von Ihnen gesprochen, sehr oft sogar.«
    »Sie meinen sicherlich Tom.«
    Sie schüttelte den Kopf und sprach im Presslufthammertempo weiter. »Sie sehen für Tom jr. nicht alt genug aus, daher müssen Sie Jack sein. Und er hat ganz eindeutig von Ihnen gesprochen. Verdammt, wenn er von Ihnen erzählte, habe noch nicht einmal ich es geschafft, ihn zum Schweigen zu bringen.« Sie stand auf, kam ein paar Schritte auf ihn zu und streckte ihm eine knochige, verkrümmte Hand entgegen. »Ich bin Anya.«
    Jack ergriff die Hand. Er sah jetzt, dass sie weiß war – oder zumindest zu den Weißen gehörte, denn sie war alles andere als weiß. Ihre Haut war tief gebräunt und hatte jene lederartige Beschaffenheit, die nur Jahrzehnte ausgiebiger Sonnenbäder erzeugen können. Ihre mageren Arme und Beine hatten die Form und das Aussehen von Slim-Jim-Trocken­fleischriegeln. Ihr Haar war vorwiegend jettschwarz, bis auf einen Schimmer grauer Wurzeln dicht über der Kopfhaut.
    Jack hörte ein Schnaufen hinter ihr. Er reckte den Kopf und entdeckte einen winzigen Hundekopf mit großen schwarzen Knopfaugen, der sich über den Rand der Strohtasche schob.
    »Das ist Oyving«, stellte sie vor. »Sag hallo, Oyv.«
    Der Chihuahua jaulte noch einmal leise.
    »Oyving? Wie buchstabieren Sie das?«, wollte Jack wissen.
    Sie sah ihn irritiert an. »I-R-V-I-N-G. Wie würden Sie es denn buchstabieren?«
    Er ließ ihre Hand los. »Oyving heißt er also. Ich wusste gar nicht, dass Hunde hier zugelassen sind.«
    »Das sind sie auch nicht. Aber Oyv ist ein guter Hund. Er weiß, wie man sich benehmen muss. Was die Leute vom Krankenhaus nicht wissen, macht sie nicht heiß. Und wenn sie es rauskriegen, dann können sie mich mal.«
    Jack lachte über den unerwarteten Kraftausdruck. Sie schien gar nicht jene Sorte Frau zu sein, mit der sich sein Vater abgeben würde – seiner Mutter konnte sie nicht unähnlicher sein. Aber er mochte sie.
    Das sagte er ihr.
    Ihre wachen dunklen Augen fixierten ihn, während sie lächelte und viel zu strahlende Zähne entblößte, die offensichtlich überkront waren.
    »Nun, schön, wahrscheinlich mag ich Sie auch, wenn Sie lange genug hier bleiben, so dass ich Sie besser kennen lernen kann.« Sie drehte sich zum Bett um. »Auf jeden Fall mag ich Ihren Vater. Ich sitze nämlich schon fast den ganzen Tag bei ihm.«
    Jack war zutiefst berührt. »Das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Dafür sind Freunde doch da, Schätzchen. Eine Segnung in Gestalt eines Nachbarn, wie Ihr Vater einer ist, betrachtet man nicht als selbstverständlich.«
    Sein Vater eine Segnung? So hatte er seinen Erzeuger noch nie gesehen.
    Er räusperte sich. »Er … er hat mich erwähnt?« Jack war neugierig, wie sein Vater ihn dargestellt hatte, wollte aber nicht so direkt danach fragen.
    Das brauchte er auch nicht.
    »Er spricht von allen seinen Kindern. Er liebt Sie alle. Ich erinnere mich noch genau, wie heftig er weinte, als er von Ihrer Schwester erfuhr. Eine ganz furchtbare Sache, ein eigenes Kind zu überleben. Aber am häufigsten spricht er von Ihnen.«
    »Wirklich?« Das überraschte Jack.
    Sie lächelte. »Wahrscheinlich weil Sie ihm so viel Kummer bereiten.«
    Er bereitete ihm Kummer … obwohl sie so gut wie gar nicht miteinander redeten? Offensichtlich hatte er sich grundlegend getäuscht, was das Interesse seines Vaters an seinem Schicksal betraf.
    »Ja, ich glaube, das tue ich wirklich.« Und zwar mit Zins und Zinseszins.
    »Ich glaube nicht, dass er Sie versteht. Er möchte so gerne wissen, wie Sie ticken, aber er ist der Antwort auf

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