Handyman Jack 07 - Todessumpf
einer Parade von Denny’s und Wendy’s und McDonalds und Blockbusters und Chevron- und Texaco-Tankstellen bestand. Ein weiterer Beweis für die deprimierende Homogenisierung Amerikas, seiner Furcht vor dem Unerprobten, dem Außergewöhnlichen.
Doch dann entdeckte er die ersten Taquerias und Tapas-Lokale und Reklameschilder mit spanischem Text, Verweise auf den kubanischen und mexikanischen Einfluss. Schilder, auf denen in englischer Sprache um Kunden geworben wurde, wimmelten von Fehlern. Okay, das war alles andere als provinzielle Eintönigkeit. Diese Region gewann zunehmend an eigenem Flair.
Die Farben der Gebäude quälten seine Augen. Das standardmäßige Granitgrau war offenbar verpönt. Beliebt schienen dagegen ausschließlich Pastellfarben, und von diesen waren Türkis und Korallenrot die Favoriten. Die Gebäude sahen aus wie aus Fruchteis modelliert – Orange, Himbeere, Limone, Zitrone, Wassermelone, Pistazie und vielleicht sogar noch ein paar bisher nicht getestete Geschmacksrichtungen. Er entdeckte auch eine Mall in einer Farbe, die er als verfaultes Zitronenschalengelb interpretierte.
Weiter südlich passierte er einen Autoladen nach dem anderen. Jede Marke aus jeder Nation, die Automobile exportierte, war vertreten. Die Ausstellungspavillons und Verkaufsflächen wechselten sich mit Auto-Zones und Midas Mufflers, Goodyear-Reifenzentren und Dutzenden anderer No-Name-Ersatzteilläden ab. Die Leute hier unten mussten geradezu automobilverrückt sein.
Er stellte fest, dass er Hunger hatte. Er sah ein Restaurant namens Joanie’s Blue Crab Cafe und lenkte den Mietwagen von der Straße. Der Gastraum war so gut wie leer schließlich befand man sich außerhalb der Saison – und mit Produkten des einheimischen Kunsthandwerks geschmückt. Gemälde und Zeichnungen von einheimischen Künstlern bedeckten die Wände. Die anderen drei Gäste klebten am Fernseher, wo der Wetterbericht gerade grüne, gelbe und orangefarbene Wirbelformationen zeigte, bei denen es sich wahrscheinlich wieder um das Tropengewitter Elvis handelte. Sie warfen die eher rhetorisch gemeinte Frage in den Raum, wann es, verdammt noch mal, endlich wieder regnete.
Ein oder zwei Klimaanlagen hätten die Komfortzone bei Joanie’s sicherlich um einiges erweitert, doch das hätte das charmant schäbige Florida-Flair wahrscheinlich nachhaltig gestört. Jack suchte sich einen Platz im direkten Wirkungsbereich der Deckenventilatoren und bat die Serviererin um ein hiesiges Bier. Sie brachte ihm etwas mit dem seltsamen Namen Ybor Gold, und es schmeckte so verdammt gut, dass er zu seinem Krabbensandwich, das einfach göttlich war, gleich noch ein zweites Bier bestellte. Was das Essen betraf, so konnte diese Lady mit ihren Kochkünsten jederzeit auf der Upper East Side einen Laden eröffnen und sich eine goldene Nase damit verdienen.
Mit vollem Bauch verließ Jack die gastliche Stätte. Elvis mochte tonnenweise Wasser auf Jacksonville und das restliche Nord-Florida abkippen, aber hier unten war der Himmel zwar mit Wolken übersät, sie schienen jedoch nicht zu der Sorte zu gehören, die Regen spendete. Der Wetterbericht prophezeite weiterhin Dürre, zumindest was die Niederschläge betraf. Doch die Luft selbst war schwer von Feuchtigkeit und klebte wie ein übertrieben liebevoller nasser Kuss einer verhassten Tante auf seiner Haut.
Wieder im Wagen suchte er im Radio nach Musik – vorzugsweise Rock ’n’ Roll – aber alles, was er fand, waren Countrymusik, Leute, die Spanisch sprachen, oder marktschreierische Prediger, die von Jay-sus erzählten.
Wenn ihr an Jay-sus glauben wollt, dachte er, okay, gut. Wenn ihr wollt, dass ich an Jay-sus glauben soll, dann ist auch das okay. Ihr könnt euch wünschen, was ihr wollt. Aber müsst ihr unbedingt brüllen?
Schließlich fand er einen Rock-Sender, der Lou Reed spielte. Er drückte sofort auf die SCAN-Taste. Im Laufe der Jahre war Jack zu dem Schluss gekommen, dass Lou Reed ein hervorragender Bühnendarsteller war, dessen Nummer aus der lebenslangen Darstellung eines Sängers und Songschreibers bestand, der weder den Ton halten noch eine anständige Melodie schreiben konnte.
Die Suche endete bei einer Tanzmusikstation. Jack war Nichttänzer, der Rhythmus war monoton, und er hatte den Sender gefunden, während eine Frau gerade eine aufs doppelte Tempo beschleunigte Version des Titels »Boys of Summer« darbot. Er hätte fast geweint, als eine grottenschlechte Orgel versuchte, Kootch Kortchmars Riffs von
Weitere Kostenlose Bücher