Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
sehen so vollkommen …durchschnittlich aus.«
»Vielen Dank.« Er verwendete sehr viel Mühe auf sein durchschnittliches Aussehen. Durchschnittlich war gleichbedeutend mit unsichtbar. »Liege ich richtig, dass Sie Maria Roselli sind?«
Sie nickte. »Ich hätte Sie gern zum Mittagessen eingeladen, aber meine Haushälterin ist krank und heute nicht zur Arbeit erschienen. Bitte, nehmen Sie Platz.«
»Nicht so eilig.«
Er trat zum Panoramafenster. Unten floss der East River, dahinter erstreckte sich Queens. Er musste einiges über diese Lady in Erfahrung bringen, ehe er sich mit ihr einließ, hatte aber keine Ahnung, wie er dieses Thema anschneiden sollte.
Er blickte nach unten und entdeckte eine Grünanlage mit einer Hundewiese.
»Hübscher kleiner Park.«
»Das ist der Peter Detmold Park. Benno liebt ihn geradezu.«
Jack wandte sich um und betrachtete ihre zerbrechliche Figur. »Gehen Sie oft mit ihm spazieren?«
Ihre Miene verdüsterte sich und sie schüttelte den Kopf. »Nein. Esteban lässt ihn vor und nach seiner Schicht draußen im Park herumlaufen. Die beiden mögen sich.«
»Kann ich mir gut vorstellen.« Er konnte genauso gut auch gleich zur Sache kommen. »Kennen Sie eine ältere Frau namens Anya?«
Maria Rosellis Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. »Ich glaube nicht. Wie lautet ihr Nachname?«
»Mundy.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kenne niemanden, der so heißt.«
»Wirklich nicht?«
»Nein. Warum fragen Sie?«
»Kein besonderer Grund.«
Aber das stimmte nicht. Während der vergangenen vier oder fünf Monate waren drei Frauen mit Hunden in sein Leben getreten – eine Russin, eine jüngere Inderin und eine Jüdin aus Long Island. Jede hatte über Jacks Leben und die kosmische Lage besser Bescheid gewusst, als man von ihnen hätte erwarten können. Da stellte er sich unwillkürlich die Frage, ob er es jetzt mit einer vierten Frau von der gleichen Sorte zu tun hatte.
In New York gibt es allerdings viele Hundehalterinnen. Nicht alle konnten rätselhafte Hexenwesen mit übernatürlichem Wissen sein. Eine Frau mit einem Hund konnte auch genauso gut jemand sein, der Haustiere liebte und sich zufälligerweise für einen Hund entschieden hatte.
»Eine Frage noch: Woher haben Sie meinen Namen und meine Telefonnummer?«
»Von jemandem, der es vorzieht, nicht näher identifiziert zu werden.«
»Das muss ich aber wissen, ehe wir weitermachen.«
Sie senkte den Blick. »Ich brauche Ihre Hilfe.
Können wir eine Abmachung treffen? Ich beantworte Ihre Frage, wenn Sie meinen Sohn gefunden haben.«
O Gott. Eine Vermisstensuche. Das fiel überhaupt nicht in Jacks Ressort.
»Mrs. Roselli, ich …«
»Bitte, nennen Sie mich Maria.«
»Okay, Maria. Vermisste werden viel effektiver von der Polizei gesucht. Man braucht Zugang zu Computern, Datenbanken, Netzwerken, also zu Einrichtungen, über die ich nicht verfüge. Daher …«
»Ich will die Polizei nicht in diese Sache hineinziehen. Zumindest jetzt noch nicht. Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung, wo er ist, aber ich kann keine Verbindung zu ihm aufnehmen. Wenn er wohlauf ist, und das ist durchaus möglich, möchte ich ihm keine Schwierigkeiten bereiten.«
Keine Cops … das fing ja recht gut an. Jack ließ sich in den Sessel sinken, den sie ihm angeboten hatte. Er würde sich das Ganze erst einmal in Ruhe anhören.
»Okay, Maria. Was glauben Sie denn, wo er sich aufhält?«
»Kann ich Ihnen vorher etwas zu trinken anbieten?«
»Gern.«
»Tee?«
Ihm wurde bewusst, dass er seine gewohnte Dosis Koffein noch nicht intus hatte.
»Nun, gegen eine Tasse Kaffee hätte ich nichts einzuwenden, wenn bei Ihnen so etwas zu bekommen ist.«
»Ich habe grünen Tee, und den kriegen Sie auch.
Der ist für Sie viel besser als Kaffee. Die im Tee enthaltenen Stoffe bremsen den Alterungsprozess, wissen Sie das?«
Grünen Tee trank Jack eigentlich nur, wenn er ein chinesisches Restaurant besuchte. Aber was sollte es? Gewohnheiten waren dazu da, gebrochen zu werden.
»Okay. Dann eben Tee.«
»Schön. Sie können mir auch eine Tasse zubereiten, wenn Sie schon dabei sind.« Sie deutete auf seine linke Seite. »Der Kessel steht in der Küche.«
Jack verspürte den Drang, ihr zu entgegnen, was sie von ihm aus mit dem Kessel tun könne. Doch ein Blick auf die knotigen, verkrümmten Finger vereitelte seine Absicht.
»Klar. Warum nicht?«
Während er in Richtung Küche ging, quälte sie sich auf die Füße und humpelte mit Hilfe ihres
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