Handzahm
Stimme vibrierte leise vor Lust.
Wie immer reagierte ihr Körper auf seine Berührung. Ihr Puls stieg, ihr Brustkorb wogte auf und ab und sie spürte intensiv seine warme Haut. Eine Sklavin hatte kein Recht darauf, sich nach Zärtlichkeiten zu sehnen, hatten einige Meister im Internet gesagt, denn eine Sklavin besaß gar keine Rechte. Bisher hatte auch Cassandra im Zusammenhang mit SM nur an Demütigung und Schmerz gedacht.
Doch nun sehnte sie sich danach, von Andrew in seine Arme gezogen zu werden. Nur für ein paar Sekunden. Um neue Kraft zu schöpfen für das, was sie noch würde erdulden müssen, damit er in ihre Erziehung einwilligte.
Er ließ sie los, damit sie sich anziehen konnte. Danach führte er sie – seine rechte Hand umschloss hart ihren Oberarm und seine linke hielt eine der schwarzen Kerzen – durch die dunklen Gänge zu einem Hinterausgang, vor dem eine schwarze Limousine parkte. Der Fahrer startete sofort den Wagen, Andrew stellte die Kerze auf den Boden, hielt ihr die Tür auf und Cassy stieg hinten ein. Er setzte sich neben sie und schaute gedankenversunken aus dem Fenster.
Woran dachte er? Was belastete ihn?
Cassandra war froh, überhaupt Zeit mit ihm verbringen zu dürfen. Sie war ihm nah. Jedoch nicht nah genug. Sie hätte zufrieden sein sollen mit dem, was er ihr zugestand, wo er doch ständig wiederholte, dass er eigentlich nicht mit ihr zusammen sein wollte. Aber das genügte ihr nicht. Sie wollte mehr. Mehr als er bereit war, ihr zu geben.
Diese Nacht entwickelte sich zu einem Albtraum. Eben noch hatte er ihr einen Orgasmus geschenkt, nun verhielt er sich wieder abweisend. Feuer und Eis. Wie lange würde sie dieses grausame Spiel von Nähe und Distanz ertragen?
Und vor allen Dingen, welche Steigerung gab es zu Cutting und dem Gebrauch von Nadeln?
Sie war sehr überrascht, als der Chauffeur die Limousine vor dem Schwimmbad der Universität abstellte. Nach Andrew stieg auch sie aus und folgte ihm wortlos ins Innere. Sie ging mit ihm durch den Eingangsbereich in die Umkleidekabinen und von dort aus in die Schwimmhalle. Es roch intensiv nach Chlor, als wäre der Duft stärker, da sie alleine hier waren. Der Beckenrand war mit brennenden schwarzen Kerzen gesäumt, das Oberlicht brannte nicht, somit war es sehr schummrig. Schatten tanzten an den gekachelten Wänden.
Die Atmosphäre war so gespenstisch, dass Cassy den Seilzug erst wahrnahm, als sie direkt vor ihm stand. Ein starker Strick war an einem Warnschild, das an der Decke hing, befestigt. Ein Ende baumelte über dem Wasser, das andere war an der Wand an einer Halterung für Schwimmbretter verknotet. Auf der Bank davor lagen Handschellen.
Cassandra wurde Angst und Bange.
Wer hatte das alles vorbereitet? Wenn es Andrew selbst gewesen war, musste er doch Interesse an ihr haben. Dass er sich lustig über sie machte und aus reiner Grausamkeit durch die Hölle schickte, glaubte sie nicht. Dann hätte er mehr Spaß an ihrer Furcht. Aber er sah unglücklich aus.
Empfand er sie als langweilig? Wollte er das hier einfach nur durchziehen, um endlich gehen zu können? Vielleicht sollte sie an diesem Punkt die Reißleine ziehen und das Safeword aussprechen. Sie konnte ihn nicht zwingen, sich gerne mit ihr zu beschäftigen. Aber sie wollte nicht gehen. Eben noch war er doch geil gewesen, als sie durch den Reizstrom gekommen war. Bei den Nadeln und dem chirurgischen Messer nicht, genauso wie sie. Sie sah die Gemeinsamkeiten. Wieso er nicht?
Cassy wusste nicht, was in ihm vor sich ging. Sie wusste gar nichts mehr.
Er streckte die Hand aus. «Deinen Mantel.»
Stumm reichte sie ihm den Oilskin.
«Ich werde deine Hände hinter deinem Rücken fesseln und dich an den Füßen aufhängen, sodass dein Kopf unter Wasser sein wird», schürte er ihre Furcht, indem er ihr erklärte, was er mit ihr vorhatte. Er legte den Mantel auf die Bank und nahm die Handschellen. «Bist du sicher, dass du weiter als bis hierhin gehen willst?»
Er klang sanft, mitfühlend, als wüsste er, dass diese Aufgabe sie nicht nur an ihre Grenzen, sondern weit darüber hinaus bringen würde. Wahrscheinlich spürte er auch ihre Abneigung.
In Gedanken spielte sie die Szene durch. Nicht nur, dass ihr das Blut in den Kopf steigen würde, sie würde auch keine Luft bekommen. Eine fiese Art der Atemkontrolle. Aber jemand wie der dunkle Lord mochte es erregend finden, wenn seine Sklavin sich extrem quälte. Er hatte schon zu vieles gesehen und erlebt, als dass ein einfaches
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