Handzahm
sie sich lächerlich gemacht, daher blieb sie einfach nur stocksteif stehen. Was wollte die hier?
War sie die Frau, die sie eben meinte gesehen zu haben? Tatsächlich trug sie einen roten Ganzkörperlatexanzug, der auch ihr Gesicht bedeckte und nur Augen, Mund und Nase frei ließ. Aber sie war eine Domina, keine Sklavin. Sie befriedigte niemanden oral, sondern ließ sich befriedigen.
Deity reichte dem Lord ein eierschalenfarbenes Badetuch. Er nahm es, rubbelte Cassy damit ab und legte es ihr dann um die Schultern.
Cassandra ließ alles teilnahmslos über sich ergehen. Wenigstens bedeckte das Handtuch ein wenig ihre Blöße. Sie hatte sich während der ganzen Nacht noch nie so nackt und unwohl gefühlt. Dem Lord gegenüber zeigte sie sich gerne entblößt, es fühlte sich richtig an. Aber nicht bei Deity, bei der Domina war es falsch. Sie hätte nicht hier sein dürfen.
Was hatte Andrew vor?
Er nickte in Richtung der Herrin und wandte sich an Cassy: «Du wirst mit ihr gehen.»
«Wie bitte?» Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte.
«Du wirst mit ihr gehen und alles tun, was sie von dir verlangt», sagte er ungehalten, weil sie ihn unterbrochen hatte.
Ihre Augen wurden feucht. Sie konnte das fiese Grinsen der Domina erkennen, obwohl ihr Gesicht fast vollkommen verhüllt war. «Das will ich nicht.»
«Dann sag das Safeword.»
«Das will ich auch nicht.»
Es lag eine Schärfe in Andrews Stimme, die Cassy eiskalte Schauer über den Rücken jagte. «Eine Sklavin hat nichts zu wollen. Sie hat zu gehorchen. Bedingungslos!»
«Ich möchte bei Ihnen bleiben, Sir, bitte», flehte sie. Was hatte das alles für einen Sinn, wenn sie nicht bei ihm sein durfte?
«Glaubst du, ich habe Lust, mich mit einer rotzfrechen Göre herumzuärgern? Du kannst ja nicht einmal die einfachsten Befehle ausführen.» Er hob seine Hand, als wolle er sie mit dem Handrücken ohrfeigen, nahm seinen Arm jedoch wieder herunter.
«Warum schicken Sie mich weg?», wollte sie heiser wissen.
Er legte seinen Kopf schräg. «Weil ich es sage, so einfach ist das. Ich muss meine Anweisungen nicht begründen. Wenn ich dich an jemanden ausleihen will, dann mache ich das, und du hast demjenigen zu Willen zu sein, weil ich es bestimme. Hast du das verstanden?»
Cassy fiel auf, dass er nicht von Lust gesprochen hatte. Sollte es einen Herrn nicht geil machen, wenn er seine Sklavin verlieh? Oder zeigte das nicht eigentlich sein Desinteresse?
Sie presste die Hände an ihre Schläfen, denn das Blut rauschte durch ihren Schädel und pochte immer schmerzhafter. Ihre Hoffnungen schmolzen dahin. Sie konnte kaum noch klar denken.
«So habe ich mir das nicht vorgestellt», gab sie zu und hatte das Gefühl, noch mit dem Kopf unter Wasser zu sein. Sie bekam kaum Luft, ihr Brustkorb war wie zugeschnürt.
«Das spielt keine Rolle. Wenn du durch mich erzogen werden möchtest, musst du dich auf meine Bedingungen einlassen.»
Cassy vermied es, Deity anzusehen, die wie eine Marionette dastand und auf ihren Einsatz wartete. Verzweifelt kämpfte sie gegen ihre Tränen an. «Ich möchte einem Herrn dienen, der gerne mit mir zusammen ist, einem Meister, den es erregt, mich zu demütigen und mir Schmerzen zuzufügen, der mich zwischendurch streichelt, um mir Kraft zu schenken, und der mich für sich haben will, ganz alleine für sich.»
Milde und ein wenig spöttisch sagte Andrew: «Du stellst viele Forderungen für eine Sklavin. Vielleicht solltest du beim nächsten Mal vorher aufschreiben, wie dein Lehrer zu sein hat, damit er sich nach dir richten kann.»
Seine Worte trafen sie. Möglicherweise hatte er sogar recht und ihre Vorstellungen waren zu konkret, als dass sie jemals den passenden Dominus finden konnte. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf. «Nein, ich glaube fest daran, dass Zuneigung und SM sich keineswegs ausschließen, ja, eventuell sogar Liebe.»
«Prinzesschen, du hast doch wohl nicht etwa gehofft, dass der Lord sich in dich verknallt?», warf die Domina ein und gestikulierte wild. «Wie töricht kann man sein?»
Verletzt blickte sie Andrew an.
«Es ging die ganze Zeit um Erziehung, nicht um eine Liebesbeziehung», stimmte er der Domina zu.
Cassandra schluchzte, wischte ihre Tränen aber nicht fort. Sie waren ihr egal. «Ja, wie naiv, nicht wahr? Die kleine dumme Gans hat Gefühle investiert. Ich hätte es wissen müssen, von Anfang an. Alle haben es erkannt, nur ich nicht, weil ich es nicht wahrhaben wollte.»
«Ich habe dich nicht
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