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Handzahm

Titel: Handzahm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cosette
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Schuld an diesem Desaster.
    Zögerlich fuhr er fort: «Normalerweise behalte ich meine Gedanken für mich. Erst recht spreche ich nicht über Gefühle. Das hat mir bisher nur Kummer gebracht. Aber jetzt muss ich es tun. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Niemals hätte ich dir das antun dürfen, denn ich habe alle SM-Regeln über den Haufen geworfen. Du hast zwar eingewilligt, aber keine Lust empfunden, aber bei BDSM geht es um Geilheit. Sicher warst du zu jeder Zeit, aber ich war nicht bei klarem Verstand.»
    Was redete er da? Es machte sie wahnsinnig, dass sie ihm nicht antworten konnte, daher versuchte sie, seine Hand von ihrem Mund wegzuziehen, doch er verstärkte wieder den Druck.
    «Es hat mir imponiert, dass du im Schwimmbad – nachdem ich dich bereits über deine Grenzen hinausgetrieben hatte – nicht sofort das Weite gesucht, sondern deine Ansichten geäußert hast.» Ein Lächeln lag in seiner Stimme. «Gefühle und SM. Es ist schwierig das zu vereinen, denn jemandem, den man liebt, fügt man ungern Schmerzen zu. Außerdem kommen bei einer Beziehung allgemeine Paarprobleme hinzu. Und was geschieht, wenn der Herr seine Lustdienerin nicht mehr liebt? Sie hat sich vollkommen auf ihn eingelassen, ihr Leben nach ihm ausgerichtet, sich von ihm führen lassen – sich ihm ganz und gar hingegeben.»
    Etwas Seltsames geschah in Cassy. Sie verspürte sowohl Sehnsucht, denn sie träumte von solch einer intensiven Hingabe. Aber da war auch eine innere Sperre. Sie wollte ihre Freunde behalten und ihr Studium beenden, arbeiten gehen, ihr eigenes Geld verdienen, ihren Kühlschrank selbst füllen und ihren E-Mail-Verkehr nicht bloßlegen müssen – all das musste ihr Herr ihr zugestehen, sonst würde es nicht funktionieren. Aber war das dann noch wahre Hingabe? Ihre Hingabe hatte Grenzen, so war es eben.
    Andrew sprach leise weiter, als würde ihn die Kraft verlassen, weitere Geständnisse zu machen: «Die Sklavin würde am Ende der Beziehung zerbrechen. Ihr Leben würde in Scherben liegen, sie ihren Halt verlieren und womöglich zu dem Schluss kommen, dass der Tod leichter zu ertragen ist, als zurück in ein normales Leben zu finden.»
    Vehement schüttelte Cassy den Kopf.
    «Nein, nicht du», sagte er anerkennend. «Du hast das rechtzeitig erkannt. Andere nicht.»
    Redete er von einer Sklavin, die er früher einmal erzogen hatte?
    Er gab ihr einen Kuss auf ihre Haare. «Es gibt einen Unterschied zwischen Hingabe und Selbstaufgabe. Letzteres ist nicht wünschenswert, weil es oft krankhafte Züge annimmt. Aber manchmal merkt man nicht, wie jemand sich selbst aufgibt. Erst wenn es zu spät ist.»
    Mit einem Mal war Cassy sich sicher, dass er eine Sklavin verloren hatte. Er klang so traurig. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen, aber er hielt sie immer noch fest. Offensichtlich hatte er noch nicht alles gesagt, was er sagen wollte. Mit den Fingerspitzen streichelte sie beruhigend die Hand, die auf ihrem Mund lag.
    «Ihr Name war Linda. Es gab eine Zeit, da habe ich sie geliebt. Wir haben versucht eine 24/7-Beziehung zu leben, aber am Anfang war es nicht einfach. Es gab immer wieder Reibereien. Bis sie sich mir vollkommen hingab.» Er schnaubte. «Sie war eine Bilderbuchsklavin, richtete sich ganz nach mir, erfüllte meine Wünsche und hielt demütig aus, was ich ihr antat. Doch darin lag die Krux. Es wurde langweilig, und eines Tages stellte ich fest, dass ich sie nicht mehr liebte.»
    Cassy ahnte, wie entsetzlich das Linda getroffen haben musste, wo sie doch Andrew zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht hatte.
    «Als sie das erfuhr, riss es ihr den Boden unter den Füßen weg.» Er stöhnte, als hätte er Schmerzen. «Ich tat alles, um ihr zu helfen, aber meine Unterstützung war ihr nicht genug. Sie wollte mich! Aber mich konnte sie nicht mehr haben. Es war aus.»
    Er schwieg eine Weile und fuhr dann atemlos fort: «Spaziergänger fanden sie in den Rockies. Sie hatte sich von einem Felsvorsprung gestürzt und musste sofort tot gewesen sein. Meinen Namen hatte sie sich kurz vorher in die Oberschenkel, den Bauch und den Busen eingeritzt.»
    Cassy war wie versteinert.
    «Ich nahm mir vor, nie wieder eine feste Bindung mit einer Sklavin einzugehen und keine Gefühle zu investieren.» Das Atmen fiel ihm schwer. «Aber dann bist du in mein Leben getreten und ich schwankte.»
    Ein Ruck ging durch ihren Körper. Ihr wurde heiß.
    «Ich wollte dich nicht näher an mich heranlassen, doch du warst zu verführerisch,

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