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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gemildert.
    Aber wenn du willst – ich werde ihn einladen. Morgen abend? Bring deinen Händler mit.«
    »Seltsam, wenn man es sich überlegt… Was hättest du an seiner Stelle getan?«
    Hamilkar rümpfte die Nase. »Ich? Ja, was hätte ich getan? Ich will Rom nicht vernichten – ich glaube, ich hätte alles daran gesetzt, einen Ausgleichsfrieden zustandezubringen. Dann hätte ich zuhause bleiben können, statt meinem Ehrenwort gemäß wieder in Gefangenschaft zurückkehren zu müssen. Er dagegen hat in Rom geredet wie… wie ein Wasserfall, um jeden Frieden zu verhindern.«
    Antigonos schwieg. Hamilkar hing seinen finsteren Gedanken nach; schließlich klopfte er auf den Tisch.
    »Aber das alles nebenbei – eigentlich bin ich wegen einer anderen Sache gekommen.«
    »Sprich, Freund meines Vaters.«
    »Ich spreche jetzt nicht als Freund deines Vaters, sondern als Kaufherr, Landbesitzer – und als dein Freund.« Der Punier grinste. »Du warst ein freundlicher Junge – und du wirst verzeihen, aber ich mußte erst sehen, ob mehr in dir steckt als die Freundlichkeit. Bevor ich dich meinen Freund nenne.«
    Antigonos schob ihm den Weinkrug hin. »Ich bin geehrt und lausche, o Diener des Melqart.«
    »Ich werde vermutlich bald wieder fortreisen – nach Iberien , nach Klumyusa, vielleicht ins Hinterland –, Truppen werben oder Aufstände niederschlagen, je nachdem was die ehrenwerten Kornsäcke beschließen. Nachdem ich nun weiß, daß deine Bank solide ist und daß du mehr bist als ein netter Junge, möchte ich dir meine Geschäfte übergeben – wenn du magst.«
    Antigonos holte tief Luft. »Das ist eine große Ehre. Und eine große Verantwortung«, sagte er heiser. »Ich weiß nichts Genaues, aber deine Geschäfte dürften zu den teuersten in Qart Hadasht gehören.«
    Hamilkar winkte ab. »Es geht. Sie sind nicht schlecht. Aber ich bin oft fort; Kshyqti ist keine Punierin und hat als Frau eines ›Neuen‹ doppelten Ärger mit den alten Kornsäcken – und keiner von uns, den ›Neuen‹, hat eine Bank oder etwas derartiges, womit sich ein größeres Vermögen sinnvoll verwalten ließe. Soll ich – nein: Ich will nicht, daß bestimmte Leute mit ihren Vereinigungen und Banken an mir verdienen. Hanno, zum Beispiel, der goldgesäumte Rattenafter, der sich dank der Verdienste seiner Vorfahren Der Große nennen darf.« Antigonos schüttelte langsam den Kopf. Der Ratsherr und Großgrundbesitzer, Bankteilhaber und Reeder Hanno war zweifellos der kommende Mann der »Alten«. Er mochte an die dreißig Jahre alt sein, etwa so alt wie Hamilkar, und war im Rat dessen erbittertster Gegner.
    »Nein, Hanno muß nicht an dir verdienen. Aber eine Sache dieser Größe sollte ohne Freundschaft beredet werden, ganz sachlich. Ich würde gern meinen Verwalter dazuholen.« Hamilkar stimmte zu. Antigonos stand auf, ging zur Tür des Raums und rief nach Bostar. Der junge Punier riß die Augen auf, als er erfuhr, um was es ging.
    »Große Ehre, große Ehre«, sagte er immer wieder. »Aber es will gut überlegt sein – zum beiderseitigen Vorteil.«
    »Wenn du morgen abend ein bißchen früher kommst als zum Sonnenuntergang«, sagte Hamilkar zu Antigonos, »können wir ein paar Einzelheiten bereden. Und ich kann dir die wichtigsten Rollen übergeben – Abschriften, natürlich.«
    Er erhob sich, klopfte Bostar auf die Schulter und umarmte Antigonos. »Übrigens, bevor ich es vergesse – ich brauche einen neuen Gutsverwalter, der alte ist gestorben. Wenn ihr jemanden kennt…?«
    Antigonos geleitete ihn zum Stadtausgang. Als er in seinen Arbeitsraum zurückkam, saß Bostar noch immer mit großen Augen da.
    »Uh uh uh uh uh«, machte er. »Eines der größten Vermögen von Qart Hadasht. Uh uh uh.«
    »Hör auf mit deinem uh uh uh. Wir werden das genauer bereden, wenn wir die Rollen haben und die Einzelheiten kennen. Wüßtest du einen Gutsverwalter?«
    Bostar schob die Unterlippe vor und kaute darauf herum.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Nicht für eine derart große Sache. Die alten Ländereien in der Byssatis… Uh uh uh.«
    »Was macht eigentlich der Ziegenschänder?«
    »Daniel? Er ist einer der wichtigsten Männer auf dem Markt, berät die Gemüsebauern, derlei. Du meinst…? Aber er ist doch Jude!«
    »Ist er gut? Ich habe ihn lange nicht gesehen und weiß es nicht.«
    »Doch, doch. Sogar für so etwas Großes – wenn er will. Aber …«
    »Kein Aber. Hamilkar hat keine Vorurteile. Den Libyern , die für ihn da draußen arbeiten,

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