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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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    Hamilkar war bester Laune; nach einem schnellen harten Frage-und-Antwort-Spiel von etwa einer halben Stunde hatte er Daniel als künftigen Verwalter gebilligt und sogar von Psallo nach Hause fahren lassen.
    Nach dem Essen rückte der Etrusker, dem Antigonos zuvor einiges eingeschärft hatte, mit seinen Nachrichten heraus. Wegen des schlechten Wetters saßen die vier Männer zwischen zwei Kohlebecken innerhalb des großen Raums, der an die Terrasse grenzte. Der Römer trank Wasser, die anderen heißen Wein mit Honig und Krautern.
    »Ich Neuigkeiten aus Rom habend«, sagte der Händler. Regulus verzog keine Miene. »Wenn es nach mir ginge , dürften Angehörige italischer Bündnisvölker nicht mit dem Feind handeln und schon gar keine Nachrichten übermitteln. Ich will nichts von dem wissen, was du an Neuigkeiten hast.«
    Der Etrusker grinste. »Nicht Bündnisvolk – Etrusker untergeworfen und zwingweise. Du Welt erst Schätzung, wenn alles römisch, wie?«
    Der Römer hob einen Mundwinkel.
    »Jedenfalls du gut Gefangenschaft, essen und trinken und schlafen und Luft. Andere nicht so gut.«
    Hamilkar beugte sich vor. »Wen meinst du?«
    »Geisel punisch in Rom, was drei Unterstrategen von gute Familie, gefangen bei Eryx in Krieg.«
    Regulus betrachtete ihn mißtrauisch. Er preßte die Lippen zusammen; seine Wangenmuskeln arbeiteten.
    »Wen meinen?« sagte Antigonos. »Geiseln in Familie von Marcus Atilius, gegen Wohlergehen von diesem hier?«
    Der Händler legte die Hände flach auf den Tisch. »Genau so dies. Frau und Fraubrüder grimmend, weil Regulus Mann Vater Schwager nicht heimkommt. Geiseln foltern und töten getan.«
    Das rötliche Gesicht des Römers wurde aschfahl. Die Finger krallten sich in die Lehnen seines Scherenstuhls. Eine kostbare Einlegearbeit aus Elfenbein knirschte und fiel zu Boden, aus der linken Lehne. Regulus nahm es nicht wahr. »Das kann nicht sein. Es ist – das ist nicht römisch!«
    »Doch, doch – römisch wie Bruch von Vertrag.«
    Hamilkar hob eine Hand; sein Gesicht war sehr ernst. »Ob es stimmt oder nicht, das können wir nicht sagen. Die Nachricht ist jedenfalls schlimm. Ich muß es dem Rat mitteilen. Wir haben Mittel, es genau herauszufinden.«
    Regulus stand auf; er keuchte fast. »Ich will an den Senat schreiben«, sagte er mit kaum hörbarer Stimme. »Wenn ihr« – er wandte sich an Hamilkar – »über Mittelsmänner nachfragt, soll mein Schreiben mitgenommen werden.« Er neigte knapp den Kopf und winkte seinen beiden Wächtern.
    Als er gegangen war, erschien Kshyqti wieder. Dem Etrusker gelang es nach und nach, durch Anekdoten und Geschichten von seinen Reisen die Stimmung ein wenig zu bessern. Als sie gegen Mitternacht aufbrachen, fragte Antigonos, bereits auf der Treppe:
    »Ah, wie geht es eigentlich yama?«
    Hamilkar legte den Arm um Kshyqtis Schultern; Kshyqti lächelte.
    »Gut – aber yama kratzt.«
     
    Trotz der frühen Abendstunde war der Speiseraum des Versammlungshauses der Weinhändler voll; Antigonos hatte sich einen Platz und ein Tischchen in Nähe des Podiums freihalten lassen und folgte der Darbietung mit Staunen. Er erinnerte sich an etliche Tänze und Gesänge, aber das hier war etwas völlig Neues.
    Einer der Männer war dunkelhäutig und hatte unangenehm weiche Gesichtszüge; Antigonos hielt ihn für einen kuschitischen Eunuchen, vielleicht auch einen Trogodyten vom Ufer des Arabischen Meers südlich Berenike. Er beherrschte eine Vielzahl rhythmischer Instrumente, und zwar meisterlich. Die gegen den Rhythmus bewegten Rasseln irritierten Antigonos ein wenig; von den übrigen Geräten fielen ihm besonders zwei auf: eine dünne, beidseitig mit dunklem Fell bespannte Trommel mit klirrenden Metallplättchen im Rahmen, und eine über einem halbgefüllten gläsernen Wassergefäß angebrachte Bronzeschale, die der Mann mit einem feuchten Lederläppchen rieb, in das ein Stein gewickelt war.
    Der andere Mann war älter und grauhaarig; er mochte Hellene oder Makedone sein und trug wie der Kuschite einen gelben Chiton. Er hatte eine Sammlung von Blasinstrumenten – Syrinx, doppelröhrigen Aulos, mehrere Einrohr-Flöten unterschiedlicher Tonhöhen aus Metall –, sang bisweilen eine verzierte Begleitstimme und tauschte mit der Sängerin einige Male Instrumente aus, Flöte gegen Kithara, mitten im Stück, ohne den Rhythmus zu verlieren.
    Die Ägypterin war unglaublich. Sie mochte um die zwanzig Jahre alt sein, vielleicht etwas älter. Über die Stirn lief

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