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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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aufgelegt, sorry. Aber das hat dann eh keinen Sinn, weil ich sie nicht verstehe, verstehst du?
    In der Arbeit war alles ruhig, aber eines muss ich dir schon erzählen: Wir haben da so einen kleinen Balkon im Hochparterre, direkt neben der Küche, und da verschwind ich ab und zu, um ’ne Zigarette zu rauchen. Ich bin ganz leise, dass mich niemand hört, stell mich ins Eck, dass mich niemand sieht, und schließ die Tür, dass mich niemand riecht. Und gestern   – wie aus dem Erdboden und ohne jede Vorwarnung   – steht die Walrika plötzlich mit mir auf dem Balkon. Ich hätt um ein Haar die Zigarette runtergeschluckt, nur um ihrem Anpfiff zu entkommen (steht nämlich in der Heimordnung, dass »das Rauchen auf dem gesamten Gelände des Heimes, dazu gehören auch die Außenanlagen, zu unterlassen ist!«). Sie sieht mich an, lange und ruhig, und die Zigarette glimmt zwischen meinen Fingern so dahin. Ich wage weder weiterzurauchen noch sie wegzuwerfen, und irgendwann brennt sie gewaltig zwischen meinen Fingerkuppen. Nach einer schieren Ewigkeit hat sie dann gefragt: »Brennt’s?« Ich habe genickt, und sie: »Warum benutzen Sie dann in Gottes Namen keinen Aschenbecher, Uli?«
    »Weil das Rauchen hier auf dem gesamten Gelände des Heimes, dazu gehören auch die Außenanlagen, verboten ist«, sag ich. Darauf holt sie, und jetzt halt dich fest, unter ihrer Kutte eine Schachtel Zigaretten hervor und sagt: »Das gilt nur für unsere Gäste. Wir wollen doch nicht, dass sie sich oder uns in Gefahr bringen, nicht wahr?« Und sie schiebt mit ihrem Fuß in den schwarzen Schnürhalbschuhen hinter dem Fensterladen einen kleinen Aschenbecher hervor, der diskret am Boden stand. Dann hat sie eine Zigarette geraucht, zwar nur halb, aber das gilt trotzdem. Als wir wieder reingingen, sagt sie noch, ohne mich anzusehen: »Sonst hab ich aber keine Laster!« Ich hab das unglaublich gefunden: Da steht vor dir so ’ne dicke kleine Klosterfrau mit ’nem Riesenkreuz am Hals und pafft gemütlich ein Zigarettchen. Da fällt dir nix mehr ein.
    Du, Hannes, ich hab die Kiermeier Sonja getroffen, weißt schon, die wir alle gern mal rumgekriegt hätten, und nur der Brenninger durfte da ran. Egal. Jedenfalls studiert die jetzt Medizin. Ich hab ihr natürlich von deinem Unfall erzählt und sie wollte alles ganz genau wissen. Aber sie hat nur den Kopf geschüttelt und gesagt, wenn das jetzt schon fast sieben Wochen sind, dann schaut’s schlecht aus. Die meisten Komapatienten kommen entweder gleich oder nimmer, hat sie gesagt. Sie ist zwar erst im zweiten Semester, aber Alter, du solltest langsam mal Gas geben, sonst wird’s hinten eng. Ich mach jetzt Schluss für heute, bin saumüde. Morgen schaff ich’s bestimmt zu dir rein, hab mir auch den Wecker gestellt.
    Sonntag, 02.04.
    Servus Hannes,
    heute ist mein heiliger Ausschlaftag, und es ist jetzt tatsächlich schon halb zwei am Nachmittag. Ich hab hier im Bett gefrühstückt, und da lieg ich immer noch und schreib dir von den letzten Tagen. Werde vermutlich erst gegen Abend duschen und anschließend ins Eisstadion fahren. Heute kommen die Eisbären, ist womöglich das letzte Spiel in dieser Saison, wenn sie wieder verlieren. Mensch, ich hätt dich so gern dabei.
    War also gestern bei dir, alles unverändert, bis auf deine Mutter. Die roten Backen sind wieder verschwunden und das Weinen hat sie auch aufgehört. Sie stand lange mit dem schnauzbärtigen Arzt im Korridor, ich hab es durch die kleine Scheibe in deiner Zimmertür gesehen. Sie wirkte ein wenig unsicher, als sie ihn angesprochen hat, und auch nicht besser, als sie zurückkam. Ich bin dann von deiner Bettkante aufgestanden, um ihr Platz zu machen, aber sie hat gesagt: »Bleib nur, Uli.« Danach hat sie ihre Tasche und Jacke genommen und ist raus. Ohne ein Wort. Das war schon komisch. Ich hab dir dann den Brief vorgelesen, so weit ich ihn halt geschrieben habe. Es sind meine Gedanken, die ich dir bis jetzt und mein ganzes Leben lang erzählt hab, mein Freund, und das fehlt mir am meisten. Unser alltägliches Gelaber. Über nix. Über Gott und die Welt. Du warst mein Tagebuch und ich das deine. Nun schreib ich es eben auf, damit du später weißt, was passiert ist in der Zeit, die du verpennt hast. Na ja. Jedenfalls bin ich auf der Bettkante gesessen und hab dir vorgelesen. Reagiert hast du aber nicht.
    Nach einer Weile ist die Nele gekommen. Sonderbarerweisewaren wir beide fast täglich bei dir und sind uns trotzdem nie begegnet. Sie ist

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