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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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gesagt, hat weiter an seinem Schnauzer gezwirbelt und ist weggegangen. Gleich darauf, als ich dir die Geschichte erzählt hab, ist mir das noch mal so durch den Kopf gegangen. Und jetzt frag ich mich, was das eigentlich heißen sollte. »Nur gute Freunde, was?« Denkt der womöglich, dass wir zwei, na ja, denkt der denn, wir zwei wären schwul? Was sagst du dazu, Hannes, der hält uns womöglich für zwei Schwuchteln. Werde das klarstellen, sobald ich ihn wieder treffe, diesen Arsch. Melde mich morgen wieder.
    Freitag, 07.04.
    Hab nun ein paar Tage nix geschrieben, dafür war ich aber jeden Tag im Krankenhaus. Den Schnauzbart hab ich leider noch nicht erwischt. Hab dann im Schwesternzimmer nachgefragt, wo er abbleibt, und hab feststellen müssen, dass er dieletzten Tage zeitgleich mit mir Schicht hat. Muss sie halt auf nächste Woche verschieben, meine Klarstellung.
     
    Als ich am Mittwoch auf meinen Balkon rauswollte (im Vogelnest), stand die Walrika schon draußen und hat eine Zigarette geraucht. Es war nach dem Essen und die Insassen hielten gemeinschaftliche Mittagsruhe. Zuerst hab ich etwas verlegen in meinen Hosentaschen rumgefummelt, hab mir aber am Ende doch eine Zigarette angezündet, und so haben wir gemeinsam geraucht. War trotzdem irgendwie komisch. Ich hab immer das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, wenn sie mir dabei zuschaut. Obwohl sie ja selber raucht, die Walrika. Jedenfalls sind wir hinterher wieder rein, und ich bin ins Büro, um mir den Tagesablauf für den nächsten Tag anzusehen (steht immer drauf, wer was macht, Therapie, Basteln, Gesprächstermine und so weiter). Der Plan hängt an einer Pinwand und davor steht die Psycho-Redlich und guckt eben auch drauf. Als ich mich grade so neben sie stell, fängt sie auf einmal an, so zu schnüffeln, und sagt schließlich: »Sie stinken nach Rauch, Vorholzner!« Und bevor ich den Satz überhaupt kapiert hatte, hörte ich hinter mir die Walrika sagen: »Und sie nach Essigessenz!« Zuerst hab ich das gar nicht so begriffen, aber eigentlich hat sie schon recht, die Walrika. Die Redlich riecht immer irgendwie sauer. Nein, sauer ist wohl auch verkehrt, eher säuerlich oder süß-sauer. Vermutlich ist es ein Deo oder Parfüm, oder was weiß ich, bestimmt auch nichts Billiges (an ihr ist überhaupt nix billig). Na, jedenfalls riecht es nicht angenehm. Komisch ist nur, dass der Walrika so was auffällt. Und auch komisch, dass sie es so deutlich sagt und auch noch meinetwegen. Die Psycho-Redlich hat nur eine Augenbrauehochgezogen und dann schnurstracks den Raum verlassen. Die Walrika hat mir einen Pfefferminzdrops zugesteckt und geflüstert: »Sollte man immer dabeihaben, Uli. Nehmen Sie schon eins, in Gottes Namen.«
     
    Und stell dir vor, wen ich gestern an der Tankstelle getroffen hab? Da kommst du nie drauf. Es war die Rektorin aus unserer Grundschule (leider ist mir ihr Name nicht mehr eingefallen, irgendwas Ausländisches, sie war doch mit einem Holländer verheiratet, Van der Neut, Van der Block oder so was). Na, jedenfalls hat die mich nach dir gefragt, hatte von deinem Unfall erfahren. Ich hab ihr also der Reihe nach ihre Fragen beantwortet, und sie sagt schließlich: »Ja, der Hannes und der Uli, unzertrennlich   … unzertrennbar eigentlich, wie siamesische Zwillinge. Hab damals den Lehrern schon immer im Vorfeld Bescheid gegeben, euch nicht zusammensitzen zu lassen. Jedes Jahr, immer das Gleiche. Hab immer gesagt, den Vorholzner und den Ellmeier nicht in eine Bank, auf keinen Fall, hab ich gesagt.« Ich hab gleich gar nicht gewusst, was ich darauf sagen soll. Hab sie dann aber doch gefragt, warum sie das gemacht hat, wir wären doch eigentlich ganz harmlos gewesen.
    »Jeder von euch beiden schon, Uli, absolut harmlos, aber zusammen! Zusammen wart ihr eine Katastrophe. Wie Nitro und Glyzerin, weißt du. Jeder völlig harmlos für sich alleine, aber gemeinsam eben hochexplosiv.«
    Komisch, ich hab das so nie gesehen, du etwa, Hannes? Na ja, die eine oder andere Geschichte im Pausenhof war wohl doch übel. Aber wir haben doch unsere gerechte Strafe immer postwendend abgesessen. Die vorderste Bank im Nachsitzraumhatte die Form unserer Arschbacken, wetten? Und die Mitteilungen an unsere Eltern, die natürlich umgehend durch Hausarrest quittiert wurden (zumindest in den ersten Jahren, danach haben wir sie ja selber unterschrieben), waren nicht wenig, oder? Aber Nitroglyzerin, ich weiß nicht. Na ja. Jedenfalls soll ich dir schöne Grüße ausrichten und

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