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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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gute Genesung, was ich dir auch am gleichen Tag noch ausgerichtet habe, du hast aber wieder nicht reagiert.
     
    Übrigens hab ich nach diesem Treffen mit der Rektorin in meiner Fotoschachtel rumgekramt und nach dem Bild von unserem ersten Schultag gesucht. Bin schließlich fündig geworden. Wir beide stehen da, Arm in Arm mit unseren Schultüten und grinsen in die Kamera. Du hattest gerade die zweite Garnitur Schneidezähne gekriegt, welche bei mir zu dem Zeitpunkt komplett fehlten und durch eine irre Zahnlücke ersetzt wurden. Ich habe das Foto als Kind mal zerrissen, Hannes. Weil es mich nämlich geärgert hat, dass du so erwachsen gewirkt hast und ich im Vergleich wie ein Baby. Heut muss ich sagen, diese Riesenhauer waren auch nicht schön in deinem Kindergesicht. Na ja. Jedenfalls hab ich das Bild zerrissen und meine Mutter hat es anschließend mit Tesa geklebt. Sie hat das unglaublich süß gefunden, dass ich mich so geärgert hab. Es ist ein tolles Foto von uns beiden: Ich hab auf die Rückseite »Nitroglyzerin« draufgeschrieben, und seit heute trag ich es heckseits in der Hosentasche meiner Jeans.
     
    Bin in deinem Krankenzimmer auf den Kalle und auf den Rick gestoßen, die beiden standen so zwei Meter von deinem Bett entfernt und haben sich auf Zehenspitzen gestellt,um dich überhaupt sehen zu können. Genau so, als hättest du Lepra oder so was. Der Rick hat an seinen Fingernägeln gebissen. Hab mich dann auf deine Bettkante gesetzt und gesagt: »Okay, wir sind zu viert, lasst uns Karten spielen!« Darüber haben sie gar nicht lachen können. Sie waren so ernst und beklommen, als wären sie auf deiner Beerdigung. Ich hab noch ein paar solcher Sprüche geklopft, und schließlich sind sie abgezogen. Hab ihnen noch kurz hinterhergeschaut, und als ich dich wieder ansah, hast du gegrinst, mein Freund. Zumindest hab ich mir das eingebildet. Nein, ich könnte wetten, dass du gegrinst hast. Das war am Mittwoch.
     
    Und am Donnerstag, als ich bei dir war, herrje, das kannst du dir nicht vorstellen! Wir sitzen da so gemütlich und ich les dir grad die Sportseite aus der Zeitung vor, da kommen deine Eltern. Sie waren ganz schnell im Zimmer und haben die Tür hinter sich zugemacht und dagegen gehalten, als wär der Teufel hinter ihnen her. Deine Mutter hat geschnauft wie ein Walross, und dein Vater ist an ihr vorbei direkt auf mich zu. Er hat mir die Hand geschüttelt und gesagt: »Dieses Weib bringt mich noch mal um!« Und was soll ich dir sagen, die hatten den Köter dabei! Hatten ihn unter einer Jacke vorbeigeschleust an sämtlichem Pflegepersonal. Deine Mutter hat ihm die Schnauze zugehalten, damit er nicht bellt, dafür hat er aber gewinselt. Das wiederum hat sie mit einem künstlichen Gehüstel übertönt und so sind sie halt dahergehetzt. So hat es dein Vater erzählt und sich immer wieder die verschwitzte Stirn abgetupft. Seine weitere Aufgabe war es dann, an der Tür zu stehen und durchs Fenster zu starren, Schmiere stehen eben. Und deine Mutter hat dir den Köter auf die Brust gesetzt unddrauf gewartet, dass du reagierst. Hast du aber nicht. Der Köter übrigens auch nicht. Der wollte immer nur runter vom Bett und vermutlich auf den Boden scheißen. Irgendwann sind sie wieder weg und ich hab mich auf deine Bettkante gesetzt und den Sportbericht zu Ende gelesen.
     
    Ja, mehr ist eigentlich nicht passiert. Es hat grad geläutet bei mir, und der Brenninger, der Rick und der Kalle stehen mit einem Bierkasten unten. Melde mich morgen wieder.
    Samstag, 08.04.
    Du, Hannes, es wär jetzt schon schön, wenn du langsam wieder werden würdest. Es ist nicht das Gleiche ohne dich. Gestern Abend hatte ich ja noch Besuch (wie berichtet), wir haben Bier getrunken und über alte Zeiten gequatscht. Plötzlich hat der Brenninger gesagt, wie dämlich wir zwei gewesen wären, mitten im Februar, quasi mitten im Winter, mit den Maschinen rauszufahren. Aber es war doch so schön, oder, Hannes, so um die zwanzig Grad und Sonne. Und wir waren uns doch einig, dass genau ein solcher Tag wie geschaffen ist für die erste Tour des Jahres, oder, Hannes? Na ja. Irgendwann lief dann natürlich unvermeidlich die alte Scheibe von STS, und wir haben die Fotos vom letzten Urlaub angeschaut. Wir haben dann gemerkt, dass auf den allermeisten Fotos du drauf bist: Hannes am Strand, Hannes in der Disco, Hannes mit Bier, Hannes mit Weibern, Hannes in Badehose, Hannes ohne Badehose. Vermutlich liegt es dadran, dass du der Einzige ohne Fotoapparat

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