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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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streicheln.
    Das Kindermädchen Nana hatte Mischas Kupferbadewanne auf den Herd gestellt und goss aus einem Kessel heißes Wasser hinein, bis der Inhalt der Wanne die richtige Temperatur hatte.
    Dann schäumte sie das Wasser mit einem Stück Seife auf und setzte Mischa behutsam hinein. Fröhlich patschte das kleine Mädchen mit der Hand nach dem dicken Schaum. Währenddessen legte Nana ein paar Handtücher ans Feuer, um sie aufzuwärmen.
    Hannibal hatte sich neben die Kupferbadewanne gesetzt, streifte Mischa ihren kleinen Armreif ab, tauchte ihn in die warme Seifenlauge und blies behutsam hindurch. Dutzende bunter Seifenblasen schwebten über seine kleine Schwester hinweg und spiegelten auf ihrem kurzen Flug die leuchtenden Gesichter der um den Kamin versammelten Familie, bevor sie über dem Feuer zerplatzten. Mischa war begeistert. Sie grabschte ausgelassen nach den Seifenblasen, aber zugleich wollte sie unbedingt ihren Armreif zurückhaben und gab erst Ruhe, als Hannibal ihn ihr wieder übers Handgelenk streifte.
    Hannibals Mutter spielte auf dem alten Klavier in der Ecke polyphone Barockmusik, die zart und zerbrechlich durch das alte Jagdhaus schwebte, während draußen vor den mit Decken verhängten Fenstern die Nacht hereinbrach und der Wald seine schwarzen Schwingen um sie legte.
    Dann öffnete sich die Tür, und Berndt stolperte zutiefst erschöpft herein. Die Musik verstummte. In Graf Lecters Augen traten Tränen, als er Berndts Erzählung vernahm. Hannibals Mutter ergriff die Hand des Stallknechts und tätschelte sie beruhigend.

    Auf ihrem Weg nach Russland fackelten die Deutschen nicht lange. Sie sahen in Litauen nichts weiter als eine kleine deutsche Kolonie, die nach der Auslöschung der minderwertigen slawischen Lebensformen mit Ariern besiedelt werden sollte. Auf den Straßen des Landes waren deutsche Marschkolonnen unterwegs. Auf den Bahnstrecken beförderten deutsche Züge schwere Artilleriegeschütze nach Osten.
    Die Marschkolonnen der deutschen Wehrmacht wurden von sowjetischen Kampfbombern erbittert bombardiert und beschossen. Hinzu kam noch das Flächenbombardement durch die großen Iljuschin-Bomber, denen es gelungen war, das massive Feuer der deutschen Flugabwehrgeschütze auf den Zügen zu durchbrechen.

    Die vier schwarzen Schwäne flogen in Formation, so hoch sie konnten, die Hälse weit nach vorn gereckt. Auf ihrem Weg nach Süden begleitete sie das unablässige Dröhnen der Flugzeuge, sobald der Tag anbrach.
    Plötzlich traf sie eine Salve aus einer Flak. Der Leitschwan erschlaffte mitten im Flügelschlag und begann den langen Absturz auf die Erde hinab, während die anderen Vögel abdrehten und unter klagenden Rufen in weiten Kreisen tiefer gingen.
    Der tödlich getroffene Schwan prallte auf einem Feld auf und blieb reglos liegen. Seine Gefährtin, die neben ihm landete, stupste ihn immer wieder mit ihrem Schnabel an und watschelte laut schreiend um ihn herum. Aber er rührte sich nicht mehr.
    Ein Stück weiter schlug eine Granate ein, und unter den Bäumen am Rand des Felds erschien sowjetische Infanterie. Ein deutscher Panzer überquerte holpernd einen Graben und ratterte, aus seinem Maschinengewehr feuernd, auf den Wald zu, in dem die Infanteristen Stellung bezogen hatten. Sein Weg führte direkt auf den toten schwarzen Schwan zu, der blutüberströmt auf der Erde lag.
    Die Gefährtin des Schwans breitete schützend die Flügel aus und stellte sich todesmutig dem anrollenden Panzer entgegen, obwohl dieser wesentlich breiter war als die Spannweite ihrer Flügel und sein Motor um vieles lauter als ihr heftig schlagendes Herz. Ohne von der Stelle zu weichen, stand sie zischend da und schlug im letzten Moment entschlossen mit den Flügeln nach dem Panzer, doch der rollte nur achtlos über sie hinweg und ließ in der Spur seiner ratternden Ketten einen blutigen Matsch aus Fleisch und Federn zurück.

4

    Familie Lecter überstand die fürchterlichen dreieinhalb Jahre von Hitlers Russlandfeldzug unbeschadet in ihrem Jagdhaus im Wald. Im Winter war der lange Weg durch den Wald tief verschneit, im Frühling mit Gestrüpp zugewachsen und im Sommer vom Regen so stark aufgeweicht, dass es für einen Panzer kein Durchkommen gab.
    Die reichen Mehl und Zuckervorräte im Jagdhaus brachten sie ohne Probleme durch den ersten Winter, zumal es dort auch mehrere Fässer mit Salz gab. Im zweiten Winter fanden sie ein erfrorenes Pferd. Es gelang ihnen, das erstarrte Fleisch mit Äxten zu zerteilen und in

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