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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Sie nicht auf uns, Mr. Krendler«, drängte Dr. Lecter. »Nehmen Sie doch etwas von Ihrer Bouillon, solange sie noch heiß ist.« Er hob die abgedeckte Suppenschale und den Strohhalm an Krendlers Lippen. Krendler verzog das Gesicht. »Die Suppe schmeckt mir nicht.« »Tatsächlich ist es mehr so etwas wie ein Aufguß aus Petersilie und Thymian«, sagte der Doktor, »und dient mehr unserem als Ihrem Wohl. Nehmen Sie noch ein paar Schlückchen, und lassen Sie ihn zirkulieren.« Starling war anzumerken, daß sie einen für sich strittigen Punkt sorgsam abwog, wobei sie ihre Hände wie die Waage der Justitia benutzte. »Wissen Sie, Mr. Krendler, jedesmal, wenn Sie mich höhnisch angegrinst haben, hatte ich dieses bohrende Gefühl in mir, daß ich etwas getan haben mußte, dessentwegen ich diese Behandlung verdiente.« Sie bewegte ihre Handflächen auf und nieder, eine Bewegung, die Ähnlichkeit mit dem Hin- und Herschwingen eines Slinky hatte. »Ich habe es nicht verdient. Jedesmal, wenn Sie etwas Negatives in meiner Personalakte notierten, habe ich mich darüber geärgert, bin aber trotzdem in mich gegangen. Ich habe für einen Augenblick an mir selbst gezweifelt und versucht, mich an dieser winzigen juckenden Stelle zu kratzen, die sagt, Daddy wird schon wissen, was für dich am besten ist. Sie wissen überhaupt nichts und schon gar nichts besser, Mr. Krendler.« Starling nippte an ihrem herrlichen weißen Burgunder und sagte zu Dr. Lecter: »Ich Hebe diesen Wein. Aber ich denke, wir sollten ihn vom Eis nehmen.« Sie wandte sich wieder - ganz die höfliche Gastgeberin - ihrem Gast zu. »Sie sind und bleiben ein - ein Dummkopf und sind es nicht wert, daß man Ihnen Beachtung schenkt«, sagte sie in liebenswürdigem Ton. »Und damit soll es, was Sie angeht, an dieser wunderschönen Tafel sein Bewenden haben. Da Sie Dr. Lecters Gast sind, wünsche ich Ihnen einen guten Appetit.« »Wer sind Sie denn überhaupt?« sagte Krendler. »Sie sind gar nicht Starling. Sie haben zwar den Fleck in Ihrem Gesicht, aber Sie sind nicht Starling.« Dr. Lecter fügte der heißen, braun gewordenen Butter Schalotten hinzu. Als deren Duft aufstieg, gab er gehackte Kapern dazu, nahm die Kasserolle vom Feuer und setzte die Sautierpfanne auf die Flamme. Von der Anrichte holte er eine große Kristallschale mit eisgekühltem Wasser und ein Silbertablett und stellte beides neben Paul Krendler. »Eigentlich hatte ich Pläne für dieses vorlaute Mundwerk«, sagte Krendler, »aber jetzt stelle ich Sie auf gar keinen Fall mehr ein. Wer hat Sie überhaupt jemals angestellt?« »Ich erwarte von Ihnen nicht, daß Sie wie der andere Paul Ihre Haltung von Grund auf ändern, Mr. Krendler«, sagte Dr. Lecter. »Sie sind nicht auf dem Weg nach Damaskus, geschweige denn auf dem Weg zum VergerHelikopter.« Dr. Lecter nahm Krendlers Stirnband ab, so wie man das Gummiband von einer Dose Kaviar entfernte. »Alles, worum wir bitten, ist Ihre Offenheit für das, was in der Welt vor sich geht.« Vorsichtig, mit beiden Händen, hob Dr. Lecter Krendlers Schädeldecke ab, legte sie auf das Silbertablett und trug sie zur Anrichte. Kaum ein Tropfen Blut lief von dem sauberen Einschnitt herunter. Die größeren Blutgefäße waren abgebunden und die übrigen fein säuberlich unter örtlicher Betäubung versiegelt worden. Den Schädel hatte Dr. Lecter eine halbe Stunde vor dem Essen in der Küche kreisrund aufgesägt. Dr. Lecters Methode, Krendler die Schädeldecke zu entfernen, war so alt wie die ägyptische Medizin, sah man einmal davon ab, daß er sich der Vorteile einer Autopsiesäge mit Schädelsägeblättern, eines Schädelmeißels und besserer Narkotika bedienen konnte. Das Gehirn selbst fühlte keinen Schmerz. Die rötlich-graue Wölbung von Krendlers Gehirn war nun oberhalb seines halbierten Schädels sichtbar. Dr. Lecter beugte sich mit einem Instrument über Krendler, das an einen scharfen Löffel erinnerte, und entfernte eine Scheibe von Krendlers Präfrontallappen, dann noch eine, bis er schließlich vier Scheiben hatte. Krendlers Augen waren nach oben gewandt, als ob er dem, was dort vor sich ging, folgte. Dr. Lecter legte die Scheiben in die Schale mit Eiswasser - das Wasser war mit dem Saft einer Zitrone gesäuert worden -, um ihre feste Konsistenz zu bewahren. »Would you like to swing on a star«, sang Krendler unvermittelt. »Carry moonbeams home in a jar.« In der klassischen Küche läßt man die Hirnscheiben sich vollsaugen, preßt sie und kühlt sie

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