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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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und begann mit einer ansehnlichen Portion Charante-Butter in der kupfernen Kasserolle. Er schwenkte die zergehende Butter und ließ das Butterfett braun werden, um beum-noisette zu zaubern. Als das Ganze haselnußbraun war, setzte er den Topf auf einen Dreifuß zur Seite. Er lächelte Starling an, seine blendend weißen Zähne blitzten. »Clarice, erinnern Sie sich noch daran, was wir über angenehme und weniger angenehme Bemerkungen gesagt haben und über Dinge, die im Kontext mitunter sehr komisch wirken?« »Die Butter duftet wundervoll. Ja, ich erinnere mich.« »Und erinnern Sie sich auch daran, wen Sie im Spiegel erblickt haben und wie schön diese Person gewesen war?« »Dr. Lecter, nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich das so sage, aber das geht mir zu sehr in Richtung Dick and Jane. Ich erinnere mich sehr genau.« »Gut. Mr. Krendler wird sich für den ersten Gang zu uns gesellen.« Dr. Lecter trug das riesige Blumenarrangement von der Tafel zur Anrichte hinüber. Deputy Assistant Inspector General Paul Krendler, wie er leibt und lebt, saß in einem wuchtigen
Eichensessel an der Tafel. Krendler riß die Augen auf und blickte sich um. Er trug sein Nike-Stirnband und einen sehr hübschen Beerdigungssmoking mit integriertem Hemd und Krawatte. Der Smoking war auf dem Rücken geteilt, was Dr. Lecter die Arbeit erleichtert hatte, weil er auf diese Weise bequem die Meter an Klebeband verschwinden lassen konnte, die Krendler auf dem Sessel hielten. Starlings Augenlider mochten sich für den Bruchteil einer Sekunde gesenkt und ihre Lippen sich leicht geschürzt haben, wie sie das manchmal auf dem Schießstand taten. Dr. Lecter nahm nun eine silberne Zange von der Anrichte und zog das Band ab, das Krendlers Mund bedeckte. »Nochmals guten Abend, Mr. Krendler.« »Guten Abend.« Krendler schien nicht ganz auf dem Posten zu sein. Auf dem Platzdeckchen vor ihm stand eine kleine Terrine. »Wollen Sie nicht Miss Starling guten Abend sagen?« »Hallo, Starling.« Seine Gesichtszüge schienen sich aufzuhellen. »Ich wollte Ihnen schon immer mal beim Essen zusehen.« Starling betrachtete ihn aus der Entfernung, als wäre sie der weise, alte Wandspiegel, der alles mit ansah. »Hallo, Mr. Krendler.« Sie blickte zu Dr. Lecter hoch, der geschäftig mit den Pfannen hantierte. »Wie ist der Ihnen denn ins Netz gegangen?« »Mr. Krendler befindet sich auf dem Weg zu einer höchst bedeutsamen Konferenz, die seiner Zukunft in der Politik gilt«, sagte Dr. Lecter. »Margot Verger hat ihn dazu eingeladen, um mir damit einen Gefallen zu erweisen. So eine Art Quid pro quo. Mr. Krendler joggte zum Hubschrauberlandeplatz im Rock Creek Park hoch, um sich vom Verger-Helikopter abholen zu lassen. Kam aber statt dessen in den Genuß einer Fahrt mit mir. Wollen Sie nicht vor unserer Mahlzeit ein Tischgebet sprechen, Mr. Krendler? Mr. Krendler?« »Tischgebet? Ja.« Krendler schloß die Augen. »Vater im Himmel, wir danken dir für die Wohltaten, die wir von dir empfangen werden, und weihen sie deiner Gnade. Starling ist ein viel zu großes Mädchen, um noch mit ihrem Daddy zu vögeln, selbst für eine Südstaatlerin. Bitte vergib ihr ihre Sünden, und laß sie mir zu Diensten sein. Gelobt sei Jesus Christus, amen.« Starling registrierte, daß Dr. Lecter während des Gebets andächtig die Augen geschlossen hielt. Sie fühlte sich schlagfertig und ruhig. »Paul, ganz im Vertrauen, der Apostel Paulus hätte es nicht besser machen können. Er hat die Frauen auch gehaßt. Eigentlich hätte man ihn Appall nennen müssen.« »Diesmal haben Sie wirklich Scheiße gebaut, Starling. Sie werden niemals wieder eingestellt.« »War das ein Jobangebot, das Sie da in Ihr Gebet mit haben einfließen lassen? Ein derartiges Feingefühl ist mir noch nicht untergekommen.« »Ich gehe in den Kongreß.« Krendler lächelte unfreundlich. »Schauen Sie doch mal in meinem Wahlkampfbüro vorbei, vielleicht finde ich ja etwas für Sie. Sie könnten
Bürogehilfin werden. Können Sie tippen und ablegen?« »Aber gewiß doch.« »Können Sie ein Diktat aufnehmen?« »Ich benutze Spracherkennungs-Software«, sagte Starling und fuhr in wohlüberlegtem Ton fort. »Verzeihen Sie mir, wenn ich bei Tisch ins Fachsimpeln gerate, aber Sie sind nicht schnell genug, um sich in den Kongreß zu stehlen. Sie können Ihre zweitklassige Intelligenz nicht mit ein paar schmutzigen Tricks überspielen. Als Laufbursche eines Hochstaplers dürften Sie sich da länger halten.« »Warten

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