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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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linken Schläfe raubte Starling einen Augenblick lang die Sinne und ließ sie zu Boden gehen. Evelda saß mit seltsam weggeknickten Beinen nach vorn gebeugt auf der Straße. Blut schoß ihr aus dem Mund und ergoß sich über das Baby, dessen Schreie durch ihren Körper gedämpft wurden. Starling kroch zu Evelda hinüber und zerrte ohne Erfolg an dem Tuch. Sie fischte das Butterfly-Messer aus Eveldas BH, ließ es, ohne hinzuschauen, aufschnappen und zerschnitt das Wickeltuch. Das Baby war glitschig und rot und drohte ihr aus den Händen zu gleiten. Starling hielt es im Arm und schaute sich mit schmerzverzerrtem Blick um. Sie sah die Wasserschleier in der Luft verwirbeln und rannte zu dem Tisch, an dem zuvor der Mann mit dem Hai gestanden hatte. Mit einer Armbewegung wischte sie Messer und Fischinnereien beiseite und legte das Baby auf das Hackbrett. Dann griff sie nach der Spritzpistole und richtete den Wasserstrahl auf das schwarze Kind, das, den Kopf des Hais neben sich, auf der weißen Unterlage vor ihr lag. Evelda Drumgos HIV-positives Blut wurde zusammen mit ihrem eigenen, das auf den Kleinen hinuntergetropft war, in einem einzigen, wie die See salzigen Strom fortgespült. Wasser stob auf. Ein künstlicher Regenbogen stand wie ein Zeichen Gottes zitternd im Wasserschleier über dem, was wie ein Akt blinder Schicksals wut anmutete. Soweit sie erkennen konnte, hatte der kleine Mann keine äußeren Verletzungen davongetragen. Aus den Lautsprechern dröhnte noch immer »La Macarena«. Ein Blitzlicht zuckte wie ein Stroboskop, bis es Hare endlich gelang, den Foto grafen wegzuzerren.

KAPITEL 2
    Kurz nach Mitternacht, eine Sackgasse in einer Arbeitergegend in Arlington, Virginia. Eine warme Herbstnacht. Es hat geregnet. Das Auffrischen des Windes kündigt eine Kaltfront an. Der Geruch von Humus und nassem Laub liegt in der Luft. Ein Heimchen zirpt. Es verstummt, als es von dumpfen Vibrationen erfaßt wird. Ein 5,0-Lieter-Mustang mit stählernen Ansaugstutzen biegt in die Sackgasse ein. Ihm folgt ein Polizeiwagen. Die zwei Autos fahren die Auffahrt eines gepflegten Zweifamilienhauses hinauf und halten an. Der Mustang verröchelt im Leerlauf. Als der Motor verstummt ist, wartet das Heimchen einen Moment, dann stimmt es wieder sein Lied du, das letzte vor dem ersten Frost, das letzte in seinem kurzen Leben. Ein Federal Marshal in Uniform steigt aus und geht um den Wagen herum. Er öffnet die Beifahrertür. Clarice Starling steigt aus. Ihr Kopf ist bandagiert. Rötliche Betaisodona-Flecken sind auf ihrem Hals über dem grünen Operationskittel verschmiert, den sie statt eines Hemdes trägt. Ihre Habseligkeiten hat sie in einer Plastiktasche mit Reißverschluß untergebracht - ein Päckchen mit Pfefferminz-Pastillen und ihre Schlüssel, ihr Ausweis als Special Agent des FBI, ein Schnell-Lader mit fünf Runden Munition, eine kleine Dose Tränengas. Mit der Tasche zusammen trägt sie einen Gürtel und ein leeres Holster. Der Federal Marshai händigt ihr die Autoschlüssel aus. »Vielen Dank, Bobby.« »Willst du, daß Pharon und ich noch auf einen Sprung mit reinkommen und dir Gesellschaft leisten? Oder soll Sandra kommen? Sie wartet auf mich. Ich kann sie herüberfahren, für den Fall, daß du nicht allein sein willst ...« »Nein, ich werde jetzt einfach da hineingehen. Ardelia muß jeden Augenblick nach Hause kommen. Trotzdem vielen Dank für das Angebot, Bobby.« Als er sieht, daß Starling wohlbehalten im Haus angekommen ist, kehrt der Marshai zum Polizeiwagen zurück, wo sein Partner auf ihn wartet. Der Motor springt an. Das Fahrzeug setzt sich in Bewegung. Die Waschküche in Starlings Haus ist warm und riecht nach Weichspüler. Die Schläuche der Waschmaschine und des Wäschetrockners werden durch eine Plastikfessel zusammengehalten. Starling legt die Tasche mit ihren Habseligkeiten auf die Waschmaschine. Die Autoschlüssel machen auf der Metalloberfläche ein lautes Geräusch. Sie entnimmt der Maschine eine Ladung Wäsche und stopft sie in den Wäschetrockner. Dann zieht sie ihre Hose aus und wirft sie in die Waschmaschine. Es folgen der Kittel und ihr blutbefleckter BH. Anschließend startet sie den Waschvorgang. Sie trägt Socken und einen Slip und einen Revolver Kaliber .38 mit abgedecktem Abzugshahn in einem Knöchelholster. Sie hat blaue Flecken auf dem Rücken, an den Rippen und eine Hautabschürfung am rechten Ellbogen. Ihr rechtes Auge und ihre rechte Wange beginnen sich bläulich zu verfärben. Wasser

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