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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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dramatischen Bildern im Arm seiner Mutter zu sehen ist, blieb unverletzt. Rechtsanwalt Telford Higgins, der die Drumgo-Familie in zahlreichen Gerichtsverhandlungen vertreten hat, behauptete, daß die von Special Agent Starling benutzte Waffe, ein modifizierter halbautomatischer .45er Colt, nicht als Dienstwaffe für die Polizeieinheiten der Stadt Washington zugelassen ist. »Sie ist eine ebenso gefährliche wie todbringende Waffe, die in keinster Weise für den Polizeigebrauch geeignet ist«, sagte der bekannte Strafverteidiger. »Ihr bloßer Einsatz stellt bereits eine bewußt fahrlässige Gefährdung menschlichen Lebens dar.« Der Tattler hatte Clarice Starlings nicht gelistete private Telefonnummer von einem seiner Informanten gekauft und rief Starling so lange an, bis diese den Hörer neben den Apparat legte und ihr FBI-Handy für Gespräche mit dem Büro benutzte. Starling hatte kaum Schmerzen, jedenfalls so lange, wie sie den Verband am Ohr und die geschwollene Gesichtshälfte nicht berührte. Wenigstens pochte die Wunde nicht unangenehm. Zwei Tylenol hielten sie schmerzfrei. Sie mußte nicht auf die Percocet zurückgreifen, die ihr der Arzt für den Fall stark auftretender Schmerzen verschrieben hatte. Mit Schmauchspuren an den Händen und Spuren getrockneter Tränen auf ihren Wangen nickte sie, gegen das Kopfbrett ihres Bettes gelehnt, ein. Die Washington Post glitt von der Bettdecke auf den Boden.

KAPITEL 4
    Du verliebst dich in das Bureau, aber das Bureau verliebt sich nicht in dich. Maxime in der FBITrennungsberatung
    Die Sporthalle im J.-Edgar-Hoover-Gebäude war zu dieser frühen Stunde beinahe leer. Zwei Männer mittleren Alters trabten gemächlich auf dem Laufband. Das Gerassel der Beinpresse in der hinteren Ecke des Raumes und die Rufe und Aufschläge eines RaquetballSpiels hallten in dem großen Raum wider. Die Stimmen der beiden Laufenden klangen gedämpft. Jack Crawford lief mit dem FBI-Direktor Tunberry auf dessen besonderen Wunsch hin. Sie hatten bereits zwei Meilen hinter sich gebracht und kamen langsam ins Keuchen. »Blaylock vom BATF sitzt wegen Waco wie auf glühenden Kohlen. Es wird nicht sofort passieren, aber er ist unten durch, und das weiß er«, sagte der Direktor. »Er könnte genausogut Reverend Moon davon In Kenntnis setzen, daß er auszuziehen gedenkt.« Die Tatsache, daß das Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms in Washington Büroräume von Reverend Sun Myung Moon angemietet hatte, trug beim FBI regelmäßig zur allgemeinen Heiterkeit bei. »Und Farriday ist draußen wegen Ruby Ridge«, fuhr der Direktor fort. »Das sehe ich noch nicht«, sagte Crawford. Er hatte in den siebziger Jahren zusammen mit Farriday in New York Dienst getan, als der Mob die Außenstelle des FBI in der Third Avenue Ecke 69th Street besetzt hatte. »Farriday ist ein guter Mann. Man kann ihn nicht dafür verantwortlich machen.« »Ich habe es ihm gestern morgen mitgeteilt.« »Er geht ohne Widerstreben?« fragte Crawford. »Laß es mich so formulieren, er behält seine Vergünstigungen. Die Zeiten sind gefährlich, Jack.« Beide Männer rannten mit hocherhobenem Kopf. Ihr Tempo erhöhte sich ein wenig. Aus den Augenwinkeln beobachtete Crawford, wie der Direktor seine körperliche Verfassung taxierte. »Wie alt bist du jetzt, Jack, sechsundfünfzig?« »Das ist richtig.« »Noch ein Jahr bis zum vorgezogenen Ruhestand. Viele hören mit achtundvierzig, fünfzig auf, solange sie noch Aussichten auf einen anderen Job haben. Du hast das nie gewollt. Du hast dich nach Bellas Tod in Arbeit gestürzt.« Als Crawford nicht sofort antwortete, begriff der Direktor, daß er einen Fehler gemacht hatte. »Das soll nicht heißen, daß es einfach war, Jack. Gerade gestern noch sagte Doreen, wie schwer es gewesen -« »Es gibt noch immer viel zu tun in Quantico. Wir wollen die VICAP fürs Web neu
durchorganisieren, so daß jeder Polizist darauf zugreifen kann. Du hast es doch im Haushaltsplan gesehen.« »Ist es dir eigentlich jemals in den Sinn gekommen, Direktor zu werden, Jack?« »Der Job paßt nicht zu mir.« »Du hast recht, Jack. Du bist kein Politiker. Du hättest nie Direktor sein können. Du hättest nie Eisenhower sein können, Jack, oder ein Omar Bradley.« Er bedeutete Crawford anzuhalten. Schwer atmend standen sie beide neben dem Laufband. »Du hättest allerdings Patton sein können, Jack. Du könntest sie durch die Hölle führen, und sie würden dich immer noch lieben. Das ist eine Gabe, die ich nicht

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