Happy End am Mittelmeer
mir eventuell helfen könnte.“
Ayme wirkte nervös. Er hasste es, sie zu enttäuschen. Aber das war eine ernste Lage, und die erforderte jetzt seine ganze Aufmerksamkeit.
„Man empfahl mich?“ Ein eisiger Schauer jagte über seinen Rücken. „Wer genau empfahl mich?“
„Ein Mann aus dem Umfeld meiner Anwaltskanzlei. Er hatte ständig mit Ambria zu tun, und er kannte Sie.“
Er ließ diese Aussage auf sich wirken und grübelte darüber nach. Von seinen ambrischen Wurzeln wussten nur engste Vertraute. Der Rest der Welt hielt ihn für einen Holländer. Wie zum Teufel hatte jemand in Texas das herausfinden können?
„Wie heißt er?“, drängte er weiter und blickte sie so forschend an, als könne er ihr die Information entlocken, wenn er es nur intensiv genug versuchte.
„Carl Heissman. Kennen Sie ihn?“
Bedächtig schüttelte er den Kopf. Den Namen hatte er noch nie gehört, zumindest konnte er sich nicht erinnern.
„Ich kannte ihn eigentlich auch nicht bis …“
„Wie kamen Sie mit ihm in Kontakt? Sind Sie zu ihm gegangen und haben ihn um Hilfe gebeten?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nicht direkt. Ich ging ins Büro, stellte einen Urlaubsantrag und erklärte das mit Cici.“
„Aber wie kontaktierte er Sie?“
„Mein Chef muss ihm von mir erzählt haben, woraufhin er mich wohl anrief.“
Sein Puls raste. „Er nannte Ihnen meinen Namen am Telefon?“
„Nein. Er schlug ein kleines Weinlokal in der Stadt als Treffpunkt vor. Dort setzten wir uns auf die Terrasse.“
„Wo man ihn nicht abhören konnte“, entfuhr es David.
„Was?“, fragte Ayme perplex. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum machte er so ein Problem daraus? Entweder er konnte ihr helfen oder nicht. Ihrer Meinung nach war der Mann in Texas nebensächlich.
„Fahren Sie fort.“
„Nun, so, wie er über Sie sprach, ging ich davon aus, dass er Sie kannte. Er nannte mir Ihren Namen, Ihre Adresse, bot mir sogar an, die Reisekosten zu übernehmen.“
Als er Letzteres hörte, riss David erstaunt die Augen auf. „Wieso das denn?“
Sie zuckte die Achseln. „Ich fand es merkwürdig. Doch ich vermutete, dass vielleicht die Anwaltskanzlei dahintersteckte. Ich habe kein Geld angenommen, aber …“
„Aber Sie wissen nicht recht, wer er ist oder was er genau mit Ihrer Kanzlei zu tun hat, oder? Er tauchte wie aus heiterem Himmel bei Ihnen auf.“
Sie warf ihm einen betont missbilligenden Blick zu, weil er sie unterbrochen hatte, redete aber weiter.
„Er gab mir eine Nummer, unter der ich ihn anrufen sollte, wenn ich Cicis Vater gefunden hätte.“ Sie hielt nach einem Telefon Ausschau. „Meinen Sie, ich sollte es jetzt tun?“
David unterdrückte einen frustrierten Ausruf. Das fehlte noch!
„Sie haben ihn noch nicht angerufen?“
„Nein.“
„Dann tun Sie es auch nicht.“
„Warum nicht?“
„Sie haben doch Cicis Vater nicht gefunden, oder?“
„Kann schon sein.“ Sie blickte ihn nachdenklich an.
Mit einem schweren Seufzer wandte er sich ab. Er wusste, dass er sie unmöglich diese Nummer wählen lassen konnte. Über den Anruf wäre er ganz genau zu orten. Doch wie konnte er ihr das begreiflich machen, ohne die Hintergründe zu verraten?
Wer auch immer dieser Carl Heissman war, dieser Mann spielte ein Spiel. Ein tödliches Spiel.
Er schaute wieder zu Ayme, musterte sie, versuchte, auf Details zu achten, die er bis jetzt vielleicht übersehen hatte. Warum war sie wirklich hier? War ihre Geschichte ein Täuschungsmanöver? Ein Trick, um ihn aus seinem Versteck zu locken?
Was auch immer. Er musste schleunigst von hier weg und darauf hoffen, dass ihm derjenige, der Ayme geschickt hatte, noch nicht auf der Spur war.
Lauernd, wie eine Katze auf dem Sprung, sah er zu ihr. Sein ganzer Argwohn war zurückgekehrt. Diese Frau war bei ihm eingedrungen wie die Vorhut einer kleinen feindlichen Armee, und er würde von nun an ständig auf der Hut sein müssen. Er konnte es sich nicht leisten, ihr zu vertrauen.
In diesem Augenblick klingelte das Festnetztelefon.
Sie schauten sich in die Augen, während es einmal klingelte, zweimal …
Schließlich lief David los, hob ab und starrte auf das Display: ‚Nummer unterdrückt‘ wurde angezeigt. Aber niemand meldete sich am anderen Ende.
Seine Gesichtszüge versteinerten, und sein Puls raste so, dass er kaum atmen konnte. ‚Nummer unterdrückt‘ erschien sonst nie. Die wenigen Menschen, die seine geheime Privatnummer kannten, wurden alle mit ihrer Nummer
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