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Happy End am Mittelmeer

Happy End am Mittelmeer

Titel: Happy End am Mittelmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raye Morgan
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angezeigt. Nur diesmal nicht.
    Der Anrufer jetzt hatte genau seinen aktuellen Aufenthaltsort lokalisieren können. David war davon überzeugt, dass dieser Mensch nicht mitten in der Nacht anrief, um sich nett zu unterhalten. Dies war die Gefahr, die er immer geahnt und erwartet hatte – und solange er sie nicht genau kannte, musste er sie um jeden Preis meiden.
    Und mehr als das: Er musste vor ihr fliehen.
    Er drehte sich um, um Ayme anzusehen, und fragte sich, ob ihr die Bedeutung des nächtlichen Anrufers klar war, ob sie vielleicht sogar wusste, wer er war und warum er anrief. Aber sie blickte unschuldig und neugierig. Und er konnte nicht glauben, dass jemand mit ihren Augen eine perfekte Lügnerin war. Nein, sie wusste nicht mehr als er. Er hätte alles darauf gewettet.
    „Sie wollten doch schlafen, oder?“, fragte er sie, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. „Meinetwegen gehen Sie ins Gästezimmer nach nebenan und legen sich ein paar Stunden hin. Morgen wird es Ihnen besser gehen.“
    „Wunderbar.“ Aymes Augen leuchteten kurz vor Dankbarkeit. Sie hoffte nur, dass Cici so viel Erbarmen hatte, sie auch ein wenig ausschlafen zu lassen. In der Regel hatte sie ihr seit Tagen nur einen kurzen Schlummer erlaubt.
    Sie blickte zu David. Er wirkte in sich gekehrt und schien über ein Problem nachzudenken. Zudem sah er etwas angespannt aus. Das machte sie umso dankbarer.
    Sie war froh, dass er so gelassen auf ihre Anwesenheit reagierte. Die meisten Leute hätten sie wohl längst hinausgeworfen. Er jedoch hatte nichts dagegen, dass sie blieb. Zum Glück! Sie freute sich schon, sich in das warme, weiche Gästebett zu legen und zu schlafen, als ihr plötzlich Zweifel kamen.
    Er hatte nichts darüber gesagt, ob er selbst auch schlafen wollte, oder?
    „Was werden Sie machen?“
    Er zuckte eher geistesabwesend die Achseln. „Ich muss ein paar Geschäfte unter Dach und Fach bringen.“
    Ayme wusste, dass es eine Ausrede war, aber das sagte sie ihm nicht. Sie war viel zu müde, um sich mit ihm zu streiten. Es war gerade viel reizvoller, an eine kuschelige Decke und ein richtig flauschiges Kissen zu denken. Daher folgte sie ihm ins Gästezimmer und wartete noch, bis er Cici in ihrem Bettkästchen geholt und sie neben ihr Bett gestellt hatte, ohne das Baby dabei aufzuwecken.
    Lächelnd schaute sie ihm zu, wie er die Kleine zudeckte. Richtig liebevoll.
    „Also, bis später“, verabschiedete er sich, und nachdem er aus der Tür war, zog sie Rock und Pullover aus, behielt nur die Unterwäsche an und ging zu Bett. Sie schlief gleich ein, begann sogar aus irgendeinem Grund gleich zu träumen, und ihre Träume waren voller großer, dunkelhaariger Männer, die David sehr ähnlich sahen.
    Unterdessen bereitete David seine Abreise vor. Er hatte diesen Tag geplant, seit er sich ausmalen konnte, was der Granvilli-Clan mit ihm machen würde, wenn ihre Agenten ihn aufspürten. Er wusste, dass alle Überlebenden des ambrischen Königshauses umgebracht werden sollten, weil sie eine ständige Gefahr für das neue Regime darstellten.
    Und er und sein älterer Bruder Monte waren tatsächlich eine Gefahr, ob der Granvilli-Clan es schon wusste oder nicht. Sie beide jedenfalls waren fest dazu entschlossen, den Machthabern gefährlich zu werden. Ende der Woche sollte er in Italien eintreffen, um sich mit anderen aus Ambria auszutauschen und die Rückkehr an die Regierung ernsthaft in Angriff zu nehmen. Eigentlich konnte er genauso gut auch jetzt schon aufbrechen. Was hielt ihn hier noch? Im Büro hatte er bereits alle Vorkehrungen für seine längere Abwesenheit getroffen.
    Und er musste allein gehen. Ayme konnte er nicht mitnehmen, warum auch? Warum sollte er sich für sie verantwortlich fühlen? Er versuchte, diesen Gedanken auszublenden. Es würde ihr hier gut gehen. Vor zwei Stunden wusste er nicht einmal, dass es sie gab. Warum sollte er sich ihr gegenüber zu irgendetwas verpflichtet fühlen?
    Das tat er auch nicht. Aber dem ambrischen Volk fühlte er sich verpflichtet. Und es war Zeit, dieser Verpflichtung nachzukommen.
    Er machte sich daran, alles zu erledigen, was zu erledigen war. Er vernichtete Papiere und Dokumente, die nicht den falschen Leuten in die Hände fallen sollten. Dafür brauchte er eine Weile, während deren er stets mit einem Ohr horchte, ob nicht das Telefon noch einmal klingelte. Aber es gab keine weiteren Störungen mehr in dieser Nacht. Der Himmel färbte sich eben ins Morgenrot, als David mit seinen

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