Happy End auf Kritos
nur undeutlich zu erkennen war, aber stark an Gregoris erinnerte. War er es wirklich? Olympia betrachtete das Bild angestrengt, kam jedoch zu keinem Ergebnis.
Dann nahm sie die andere Aufnahme zur Hand. Wieder
nackte Brüste, auf deren Anblick sie nur zu gern verzichtet hätte. Sie lachte hysterisch, denn der Mann, der im Vordergrund stand, ähnelte nicht Gregoris, es war Gregoris!
"Olympia?" Unbemerkt war Gregoris ins Zimmer getreten.
Ohne auch nur einen Moment zu zögern, warf sie sich
bäuchlings aufs Bett und begrub ihre Handtasche samt deren Inhalt unter sich.
Er blieb stehen und betrachtete sie besorgt. "Ist dir nicht gut?" fragte er.
"Doch."
Als sie sich immer noch nicht rührte, kniete er sich neben das Bett und sah ihr ins Gesicht. "Du hast geweint ..."
"Nein!"
"Lügnerin!" Zärtlich zeichnete er mit dem Finger eine Tränenspur vom Augenwinkel bis zum Kinn nach. "Es tut mir Leid, dass ich die Beherrschung verloren habe, aber ich sehe sofort rot, wenn ..." Sein Gesichtsausdruck wurde wieder hart.
"Ich weiß, es ist kindisch, aber bitte erwähn die Geschichte nie wieder. Allein daran zu denken macht mich ..." Gregoris zögerte sehr lange, um den richtigen Ausdruck zu finden. "Es macht mich ... unberechenbar."
"Ja", antwortete Olympia geistesabwesend, denn diese dumme Geschichte mit Lukas von damals erschien ihr plötzlich belanglos. Sie blickte ihm in die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Fotos, die sie vor ihm verbarg, alte Fotos waren, Fotos, die seine ehemalige Geliebte ausgesucht hatte, um seiner Ehefrau einen üblen Streich zu spielen.
"Olympia, hast du wirklich nichts?"
Sie krallte die Finger in die Bettdecke. "Nein. Ich brauche nur noch fünf Minuten für mein Make-up."
"Hat dir das Medaillon gefallen? Ich weiß, es ist ein sehr altmodisches Schmuckstück, aber ich dachte, es passt zu dir."
"Ich habe mich sehr darüber gefreut", antwortete sie angespannt.
Mit nachdenklicher Miene richtete sich Gregoris auf und verließ schweigend das Zimmer.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, setzte Olympia sich auf und griff nach dem zerknitterten
Zeitungsausschnitt, um ihn glatt zu streichen. Erstaunt stellte sie fest, dass auch der Artikel mit zwei Bildern illustriert war. Eins zeigte die Pool-Szene mit Gregoris und Gisele, das andere sie, Olympia, wie sie nach der Trauung mit Gregoris aus der Kirche trat.
Das Foto am Pool musste also nach der Hochzeit
aufgenommen worden sein! Ihr Magen krampfte sich
schmerzhaft zusammen, als sie die Überschrift las: "Gregoris Cozakis beendet Hochzeitsreise und tröstet Geliebte." Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet!
Die Woche, in der er sie allein auf der "Aurora" gelassen hatte - die erste Woche ihrer Ehe - hatte er mit seiner Geliebten Gisele Bonner verbracht. Gisele war also nicht seine ehemalige, sondern seine gegenwärtige Geliebte! Nur mit äußerster Willensanstrengung gelang es Olympia, aufzustehen.
Mechanisch räumte sie ihre Tasche wieder ein und steckte auch die Fotos und den Zeitungsausschnitt hinein. Dann ging sie ins Badezimmer, um die Spuren, die dieser Schock in ihrem Gesicht hinterlassen hatte, unter einem geschickten Make-up zu verbergen. Ihre Finger zitterten allerdings so stark, dass es sie erhebliche Mühe und viel Zeit kostete.
Wer hatte ihr den Umschlag in die Handtasche gesteckt? Das Zimmermädchen? Vor fünf Wochen, als man sie mit den
Worten "Nimm es mit mir auf - wenn du kannst" auf dem Spiegel und der Illustrierten in ihrem Badezimmer an Bord der
"Aurora" begrüßt hatte, war sie von der Unschuld der jungen Griechin überzeugt gewesen. Jetzt sah sie es anders, denn das Mädchen war die einzige Person, die jederzeit freien Zugang zu ihren Privaträumen hatte., Sie hätte den Umschlag ohne weiteres in die Tasche schmuggeln können.
Der eigentliche Täter interessierte sie, Olympia, allerdings mehr als der Gehilfe. Es musste Gisele sein! Katerina konnte doch nicht auch hinter den Fotos stecken, oder? Im Moment war sie nicht in der Lage, die Argument gegeneinander abzuwägen.
Ich bin schwanger, ich bin schwanger, dachte Olympia verzweifelt, schwanger von Gregoris!
Als Motorenlärm ankündigte, dass die Gäste eintrafen, presste sie sich die Hand an die Schmerzende Schläfe und versuchte, sich durch tiefes und gleichmäßiges Atmen zu beruhigen. Sie musste so tun, als wäre nichts geschehen, denn um nichts in der Welt konnte sie Gregoris vor anderen mit den erdrückenden
Weitere Kostenlose Bücher