Happy End fuer Harriet
Geheiß still am Fenster gesessen hatten, strahlten ihn an. Doch bevor sie antworten konnten, sprach bereits wieder Augusta.
“Setz dich, Piers”, befahl sie barsch, “und lungere hier nicht so herum. Wir sprachen gerade über die Hochzeit deines Bruders.”
“Er ist ein Glückspilz!” Piers schaute Elizabeth mit unverhohlener Bewunderung an. “Wie hat er es nur geschafft, dich für sich zu gewinnen?”
Augustas konsternierter Gesichtsausdruck angesichts dieser, für sie, unverfrorenen Bemerkung reizte Harriet zum Lachen. Geistesgegenwärtig nahm sie ein Taschentuch aus ihrem Retikül und presste es gegen die Lippen, wobei sie einen Hustenanfall vortäuschte. Interessiert schaute Hugh auf ihren gesenkten Kopf.
“Piers, du kannst später die Schwächen deines Bruders auflisten”, schlug er vor. “Diese jungen Damen hier müssen sehr erschöpft sein. Gewiss möchten sie sich eine Weile ausruhen, bevor sie deinen Vater kennenlernen.”
Augusta verschluckte den Kommentar, der ihr auf den Lippen lag, nach einem schnellen Blick in Hughs Gesicht. Stattdessen begnügte sie sich mit einer neuen spitzen, an Elizabeth adressierten Bemerkung. “Der Duke fühlt sich nicht wohl”, erklärte sie. “Er leidet unter einem Schock.”
Befriedigt sah sie, dass sie die beabsichtigte Wirkung erzielt hatte, denn die junge Lady Swanbourne wurde plötzlich sehr blass. “Ich hoffe sehr”, gab Elizabeth erschrocken zurück, “dass es nicht die Nachricht von Georges und meiner Vermählung war, die dieses Unglück …”
“Nein, selbstverständlich nicht”, warf Hugh rasch ein. “Unser verehrter Duke ist schon seit Monaten krank.”
Augusta musste erkennen, dass sie für den Moment ins Hintertreffen geraten war. “Ich werde Sie jetzt verlassen, Lady Swanbourne”, verkündete sie in eisigem Tonfall. “Da Sie nunmehr angekommen sind, gibt es für meine weitere Anwesenheit keinen Grund.”
“Nein, bitte, Sie dürfen nicht meinetwegen gehen”, bat Elizabeth. “Falls Sie sich jedoch von dem Wohlergehen Ihres Vaters überzeugen …”
“Sie werden mir zugestehen, dass ich seinen Zustand am besten beurteilen kann.”
“Oh ja, natürlich”, beeilte sich Elizabeth zu versichern und erhob sich von ihrem Stuhl. Es schien müßig, noch länger darauf zu hoffen, dass Augusta sich etwas umgänglicher zeigen würde. “Dann entschuldigen Sie uns jetzt, bitte.”
“Dürfen die Jungen mit mir kommen?”, bat Piers eifrig, und Elizabeth wechselte einen Blick mit ihrer Schwester.
“Unseren Segen habt ihr”, versicherte Harriet und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. “Aber du musst aufpassen, dass sie dich nicht ärgern.”
“Ach, Harriet! Du weißt doch, dass wir versprochen haben, brav zu sein.” Beide Kinder schauten vorwurfsvoll zu ihr auf.
“Dann lauft los!” Als sie sich umwandte, sah sie sich Auge in Auge Hugh gegenüber. Offen und unerschrocken hielt sie seinem Blick stand. Sie musterte ihn ebenso kritisch wie er sie.
Wie ein richtiger Gentleman sieht er aus, dachte sie, groß und kräftig gewachsen. Piers überragte ihn zwar noch um einige Inches, doch Hugh hatte eine von Autorität geprägte Ausstrahlung. Dadurch konnte er wohl jede beliebige Gesellschaft dominieren. Seine Kleidung bestach durch raffinierte Schlichtheit. Harriet erkannte in Hugh sogleich einen Mann, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
Er verfügte über eine besondere Art von Attraktivität allein schon dadurch, dass er eine ungeheure Energie ausstrahlte. Die dunkelblauen Augen schienen tief in sie hineinsehen zu können, und um dem intensiven, fast schon intimen Blick zu entkommen, machte Harriet auf dem Absatz kehrt und folgte ihrer Schwester.
Hugh kämpfte mit den unterschiedlichsten Gefühlen und bemühte sich, sie unter Kontrolle zu bringen. Doch die Emotionen waren überwältigend, und er brach in Gelächter aus.
“Du findest diese Gestalten lustig, mein Lieber? Das überrascht mich nicht, obwohl ich die Situation ganz und gar nicht amüsant einschätzen kann. Die beiden Frauen sind einfach unmöglich!”
“Verzeih, liebe Augusta. Darum geht es mir im Moment gar nicht.” Hugh hatte vielmehr überlegt, ob Harriet wohl Mängel an ihm gefunden hatte, und diese Vorstellung war einfach zu komisch für ihn.
“Elizabeth ist wunderschön”, war jetzt Lavinias zaghafter Stimme zu vernehmen.
Augusta bedachte sie mit einem bitterbösen Blick. “Du gehst am besten sofort hinter diesen Personen her”, befahl sie streng.
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