Happy End fuer Harriet
zusammen, als jemand an die Tür klopfte. Auf Elizabeths Aufforderung hin kam Augusta herein. Einen Moment blieb sie unschlüssig stehen, doch dann trat sie zu Harriet und ihrer Schwester.
Ohne Umschweife sagte sie: “Ich habe kein Recht, Sie um irgendetwas zu bitten, Lady Swanbourne. Aber würden Sie zu Lavinia gehen? Sie kommt nicht zur Ruhe, solange sie Sie nicht um Vergebung gebeten hat.” Augusta war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihre Haut war grau, und sie wirkte um Jahre gealtert. Nichts erinnerte mehr an die arrogante, schlecht gelaunte Frau, die Harriet von ganzem Herzen verabscheute.
In das schier endlose Schweigen hinein sagte Lady Brandon mit tränenerstickter Stimme: “Ich würde es Ihnen nicht verübeln, wenn Sie meiner Schwester nicht verzeihen können. Ich kann mir ja selber auch nicht verzeihen. Ich war hart und grausam mit Lavinia. Kein Wunder, dass sie sich an Gervase klammerte.”
Augustas offensichtliche Pein war mehr, als Elizabeth ertragen konnte. “Bitte, beruhigen Sie sich”, murmelte sie begütigend und legte ihr einen Arm um die Schultern. “Ich gehe jetzt gleich zu Lavinia.”
Lady Brandon wandte sich an Harriet. “Ich verstehe nun, warum George Elizabeth so sehr geliebt hat. Sie ist ein warmherziger, großzügiger Mensch.”
“Sie ist das wunderbarste Geschöpf auf Erden”, bekräftigte Harriet.
“Morgen früh werde ich abreisen und möchte mich daher jetzt von Ihnen verabschieden.”
Harriet reichte Augusta eine Hand. “Ich bin sicher, dass unser nächstes Treffen unter sehr viel glücklicheren Umständen stattfinden wird.”
“Nun, es wird eine Weile dauern, bis ich wieder nach Templeton komme. Aber ich wünsche Ihnen von Herzen Glück für Ihre Zukunft. Hugh hätte keine bessere Wahl treffen können.”
“Vielen Dank. Sie sind sehr freundlich.” Harriet sprach aus voller Überzeugung, denn sie ahnte, welche Überwindung Lady Brandon diese Worte gekostet haben mussten.
Am nächsten Tag suchte Harriet den Duke auf. Elizabeth hatte bereits am Abend zuvor mit ihm gesprochen. Er war beruhigt, dass sie unversehrt war, doch nun galt seine Sorge Harriet.
“Er hat Hugh in sehr drastischen Worten zu verstehen gegeben, was er davon hält, dass der Arme nicht besser auf dich aufgepasst hat”, hatte Elizabeth ihrer Schwester erzählt.
Und so saß Harriet nun also bei dem alten Mann, der keine Zeit mit Höflichkeitsfloskeln verlor. “Eine atemberaubende Schönheit waren Sie nie, junge Dame”, knurrte er. “Manche Mädchen tun anscheinend alles, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nun also ein blaues Auge!”
“Es ist nicht blau, Sir.”
“Egal! Sie und Ashby sind mir ein feines Pärchen! Wenn Sie nichts Besseres zustande bringen, werde ich meine Zustimmung zu der Verbindung zurücknehmen.”
“Aber ihn trifft keine Schuld!”, rief Harriet alarmiert.
“Nein? Wieso ist er vom Wagen gefallen? Von so einem Unsinn habe ich mein Lebtag noch nicht gehört.”
“Ich glaube, ein großer Stein war Schuld an dem Unfall”, erklärte Harriet, nun ganz fröhlich. Sie hatte erkannt, dass der Duke mit seinen harschen Worten lediglich seine Sorge überspielen wollte.
“Schluss damit! Ich vermute, dass ihr alle unter einer Decke steckt und mir Ammenmärchen erzählt, damit ich mich nicht aufregen muss. Nun gut, vielleicht ist es besser so.”
Harriet legte ihm begütigend eine Hand auf den Arm. “Es ist ja nichts weiter passiert”, versicherte sie. “Wollen wir die Sache nicht einfach vergessen?”
Der Duke wollte eine Antwort geben, doch stattdessen hob er lauschend den Kopf. “Ich dachte, sie wären abgereist. Was ist jetzt schon wieder los?”
Harriet schaute aus dem Fenster und sah, wie eine Kutsche direkt vor dem Eingang zum Stehen kam. “Irgendwelche Besucher”, sagte sie halblaut vor sich hin.
“Kein Interesse”, erklärte der Duke. “Sie können gleich wieder abreisen.”
“Aber nicht diese Besucher”, jubilierte Harriet. “Sir, es sind meine Eltern. Sie sind aus Brüssel gekommen.”
“Na, dann laufen Sie los, um sie zu begrüßen. Und bringen Sie sie so bald wie möglich zu mir.”
Harriet flog beinahe die Treppe hinunter, doch Elizabeth war noch schneller. Lachend und weinend stürzte sie sich in die Arme ihrer Mutter.
“Mama”, schluchzte sie überwältigt, “ich bin so froh, dich zu sehen. Und dich, Vater.” Sie ließ sich von Tom Woodthorpe umarmen.
Er trat einen Schritt zurück und musterte Elizabeth eingehend. Seine
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