Happy End fuer Rachel
der Villa aus weißlich gelbem Sandstein blieb jedoch im Dunkel.
„Du hast mich hintergangen!“, warf sie ihm vor.
„Nicht böse sein!“, bat er. „Ich wollte dir unbedingt zeigen, wie ich lebe, und anders hätte ich dich doch nicht hierher bringen können – oder?“
Gegen ihren Willen musste Rachel lachen.
„Komm doch rasch einen Blick auf mein Zuhause werfen, wo wir nun schon einmal hier sind“, lockte er.
Immer noch lachend gab sie nach: „Gut, für eine kleine Hausbesichtigung dürfte die Zeit noch reichen.“
12. KAPITEL
Rachel blieb wie angewurzelt stehen, als das Licht aus vielflammigen Kristalllüstern und Wandleuchten die polierten Marmorsäulen der Eingangshalle aufstrahlen ließ. In der Mitte plätscherte ein Springbrunnen aus dem gleichen kostbaren italienischen Stein. Rechts und links sah sie durch offene Rundbögen in den dicken Mauern auf breite Flure. Zu beiden Seiten der Wände schwangen sich Marmortreppen hinauf zu einer langen Galerie, von der aus weitere Rundbögen auf andere Flure führten. Rachel konnte sich nicht vom Fleck rühren.
„Griechisch-römischer Stil und wohl noch anderes dazugemischt“, erklärte Joe wie entschuldigend. „Der Erbauer hat zu Beginn des vorigen Jahrhunderts großzügig die verschiedensten Baustile vermengt. Aber irgendwie ist es doch ein kleines Märchenschloss geworden. Nun, mir gefällt es!“
Rachel nickte stumm.
Joe sprach weiter und erzählte von dem reichen Großgrundbesitzer, der sich damals hier seinen Traum erfüllt hatte. „Seine Nachfahren waren weniger geschäftstüchtig. Als das Anwesen zum Verkauf stand, habe ich zugegriffen.“
Immer noch blieb Rachel stumm.
„Für einen Kunstbanausen musst du mich aber bitte nicht halten, denn in der Einrichtung der einzelnen Räume ist mir kein Stilbruch unterlaufen. Wie du siehst, hier ist alles italienischen Ursprungs. An den Wänden hängen ausschließlich venezianische Gobelins und Spiegel – und in den Bilderrahmen die Werke italienischer Meister. Wenn wir gleich den Rundgang machen, wirst du einen viktorianischen Festsaal und ein ebensolches Speise-und Arbeitszimmer sehen. Auch in den Salons entspricht die Einrichtung immer nur einer Epoche: Biedermeier, Chippendale und so fort – bis auf das chinesische Zimmer. Für meine privaten Räume habe ich mir allerdings den spanischen Stil vorbehalten. Aber nun komm, das Souterrain mit der Küche und den Wirtschaftsräumen dürfte dich nicht interessieren.“
Ihre Verblüffung schien er gar nicht zu bemerken.
Als sie später im Obergeschoss aus einem der Räume auf den Balkon hinaustraten, schaltete Joe die Außenbeleuchtung ein.
Roter, gelber, grüner, blauer Salon, schwirrte es in Rachels Kopf. Daneben hämmerten die ihr bekannten und unbekannten Bezeichnungen für Stil-und Kunstrichtungen, von denen er zu ihr gesprochen hatte. Über die Balkonbrüstung gebeugt blickte sie auf die weite Terrassenfläche mit ihren Springbrunnen und antiken Skulpturen. Etliche Kübel mit ausladenden blühenden Pflanzen darin begrenzten diese Außenanlage. Dahinter verwandelten die Farben der bengalischen Lichter Garten und Park in ein Zauberland.
„Wunderschön“, flüsterte sie und wehrte sich nicht, als Joe sie sanft an sich zog. Sie drängte sich sogar noch näher an ihn und gab ehrlich zu, solche Pracht noch nie gesehen zu haben.
In einem Moment der Stille glaubte sie, ein beständiges Rauschen und manchmal ein Klatschen zu hören. „Was ist das, Joe?“
„Der Atlantik. Wir stehen hier auf einem Steilufer, aus dem Garten führen Treppen hinunter zum Strand.“
Joe erzählte von dem nahe gelegenen Wasserarm, der in den Atlantik floss und von dem Anleger dort, wo seine Jacht auf einen Ausflug warte. Und sie genoss es, wie seine Hände drängender über ihren Körper glitten. Als sie mit bebenden Lippen zu ihm aufsah, glaubte sie Siegesgewissheit in seinem Lächeln zu erkennen.
Plötzlich erwachte Rachels Misstrauen. Hastig machte sie sich von ihm los und trat einen Schritt zurück.
„Wie ist das möglich, Joe? Ein riesiges Haus und keine Seele darin außer uns beiden? Kein Personal? Wie soll ich das verstehen?“
Lachend erklärte er, dass Maria und Ramon, das mexikanische Haushälterpaar, zu einem großen Fest in ihr Heimatdorf gefahren seien. „Das war aber schon vor deiner Ankunft in Miami geplant, Rachel. Morgen Mittag sind sie wieder da.“
Beruhigt ließ sie sich erneut in seine Arme ziehen.
Joes Hände nahmen die Liebkosung wieder
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