Happy End fuer Rachel
sagte er zögernd und musterte sie von der Seite.
Unruhig wanderte Rachels Blick von der Villa zu Joe und wieder zurück. Wie soll ich mich nur verhalten, wenn er mich bittet, mit ihm in sein Haus zu kommen?, fragte sie sich ängstlich und sagte rasch: „Ich dachte, die Dinnereinladung gelte für das Fischrestaurant.“
Er wies mit einer Hand zur Villa und sagte mit amüsiertem Ton: „Bitte sehr, Madam, das Sea House!“
Vor Ärger hätte Rachel sich selbst ohrfeigen mögen.
Joe war schon ausgestiegen, öffnete ihre Seitentür und reichte ihr seine Hand. Als Rachel danach griff, bemerkte sie erschreckt die ungewohnte Kühle seiner Haut. Nimm dich zusammen, befahl sie sich, es ist eine ganz gewöhnliche Einladung zum Dinner, mehr nicht! Über kurz oder lang werden wir ohnehin nichts mehr voneinander hören.
Ein hellblau uniformierter Parkwächter kam angelaufen. „Mr. Mendez, Madam! Willkommen im Sea House. Darf ich Ihnen die Schlüssel abnehmen, um Ihren Wagen zu parken, Sir?“
Äußerst freundlich wandte sich Joe dem jungen Mann zu. „Hallo, Timmy, wie geht es Maria und den Kindern?“ Im Sprechen hatte er ihm die Wagenschlüssel zugeworfen.
„Sie denken immer an alle und alles, Sir, vielen Dank!“, hörte Rachel staunend den Angestellten sagen.
Rachels Staunen wuchs, als in der Empfangshalle des Restaurants ein gepflegter zierlicher Herr mit silbergrauem Haar auf Joe zueilte.
„Mein lieber Freund, endlich sehe ich dich wieder. Und du verschaffst mir auch noch die Ehre, diese entzückende Dame bewirten zu dürfen!“ Galant hauchte er einen Kuss auf Rachels Handrücken.
„Mrs. Carlyle, Mr. Libre“, stellte Joe schmunzelnd vor und ließ seine Hand ihren Rücken hinabgleiten. Sanft zog er sie näher zu sich.
In einem Wortschwall versicherte Mr. Libre Rachel, sie habe mit ihrem Begleiter die allerbeste Wahl getroffen. Dann wandte er sich scherzend an Joe: „Wann werden wir hier unsere Zelte abbrechen und endlich zurück in unsere Heimat gehen, lieber Freund?“
„Gib uns erst einmal etwas zu essen, Henri, aber vorher will ich Antonio begrüßen“, entgegnete dieser lachend. Er winkte dem herüberschauenden dunkelhäutigen Barmann zu und rief: „Ah, Antonio! Wie geht es zu Hause? Alles wohlauf und gesund?“
„Alles in bester Ordnung, Sir, vielen Dank!“, antwortete der Barmann strahlend, bevor er fragte: „Für die Lady auch einen Margarita?“
Rachel konnte nur stumm nicken.
Auf den ersten Blick schienen alle Plätze am langen Bartresen besetzt. Plötzlich merkte Rachel, dass sie nun doch Hunger bekam.
Mr. Libre führte sie zu zwei freigehaltenen Barhockern am äußersten Ende. „Natürlich steht der Tisch bereit“, sagte er lächelnd zu Rachel, „aber ich kenne die Gewohnheit meines Freundes, vorher einen Minischluck Margarita an der Bar zu nehmen. Richtig, Joe?“
„Richtig. Aber wie immer, wenn Luther mich nicht fährt, von allem nur ein winziges Tröpfchen.“
„Die Karte mit den Tagesmenüs wird Ihnen gleich überreicht werden“, versprach der ältere Mann Rachel. Sie dankte ihm. Ihr schien hier alles eine Nummer zu groß zu sein.
Bevor sie Platz nahm, streifte ihr Blick über die Rücken der übrigen Gäste. Feinste Abendgarderobe neben legerem Outfit, aber durch die Bank teuerste Designermode, stellte sie fest und kam sich in ihrem Häkelkleid mit der Perlmuttkette um den Hals geradezu bieder und hausbacken vor.
Die meisten Gäste schienen Joe gut zu kennen, aber er ließ sich auf kein Gespräch mit ihnen ein. Immer entgegnete er nur ein freundliches Kopfnicken, dann galt seine Aufmerksamkeit wieder allein Rachel.
Nach einem Schluck Margarita fühlte Rachel seine Hand auf ihrem Knie. Wütend registrierte sie ihre erglühenden Wangen und senkte den Kopf.
„Die Männer hier beneiden mich alle. Du bist garantiert die Einzige unter den anwesenden Frauen, die noch keinen Schönheitschirurgen gesehen hat. Und die Frauen beneiden dich, weil du ihn nicht brauchst“, flüsterte Joe ihr zu.
Rachel war dankbar, als sich ein junger Kellner hinter ihnen räusperte. Auf einem silbernen Tablett trug er zwei Menükarten. „Bitte, Madam, bitte, Sir!“
„Wähle du bitte für mich aus, ich bin mit allem einverstanden“, bat Rachel, weil sie das verräterische Zittern ihrer Hände befürchtete, sobald sie das Glas loslassen würde.
Lächelnd stellte Joe ihr seine Wahl vor, und sie nickte zu allem: Hummercreme. Eine Komposition aus acht Blattsalaten mit gehobelter Birne und
Weitere Kostenlose Bücher