Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
in Ruhe klären, wer hier was von wem erwarten kann.”
Überrascht sah Gunnar sie an. “Sie wollen mit mir ausgehen?”
Louisa spürte, wie ihre Wangen von einer verräterischen Röte überzogen wurden. “Nun, so würde ich es zwar nicht unbedingt bezeichnen, aber … In Gödatälje gibt ein hübsches kleines Restaurant. Das ist ganz in der Nähe von Lindholm. Wenn Sie möchten, hole ich Sie zur Abwechslung einmal ab.”
Er lächelte. “Das wird zwar eine ganz neue Erfahrung für mich sein, aber ich bin einverstanden.”
Louisa spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Mit einem Mal bereute sie ihr Angebot. Ob es wirklich eine gute Idee war, mit Gunnar in einem romantischen Restaurant bei Kerzenschein zu Abend zu essen?
Unsinn!, rief sie sich selbst zur Ordnung. Es wird nur dann ein romantischer Abend, wenn du es zulässt.
Außerdem konnte sie jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Sie fühlte sich allein schon Ann-Sofie zuliebe verpflichtet, dieses Gespräch mit Gunnar zu führen. Die Tochter ihrer verstorbenen Freundin sollte eine bessere und glücklichere Kindheit haben, als es bei ihr selbst der Fall gewesen war.
Britt saß auf einer Bank im Hof von Lindholm Gård und langweilte sich. Ein Buch lag aufgeschlagen neben ihr, doch ihr fehlte die Lust zum Lesen. Das Leben hier draußen auf dem Land war einfach nichts für sie. Ihr fehlte die Betriebsamkeit und die Hektik in der Stadt, wo man nur zur Tür hinausgehen musste, um etwas zu erleben.
Seufzend erhob sie sich, um auf ihr Zimmer zu gehen. In dem Moment erblickte sie Gunnar, der mit Ann-Sofie und der Tierärztin von ihrem Spaziergang mit dem Hundewelpen zurückkehrte.
Ihre Miene verfinsterte sich.
Wie eine kleine Familie, dachte sie bitter. Mir wird gleich übel!
Sie schüttelte den Kopf, nahm ihr Buch und verschwand eilig im Haus.
Gegen halb acht warf Louisa einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, ehe sie in ihren Wagen stieg und losfuhr. Mit jedem Meter, den sie in Richtung Lindholm Gård hinter sich brachte, erhöhte sich ihre innere Anspannung, bis sie schließlich kaum noch ruhig sitzen konnte.
Verflixt, diese Reaktion auf Gunnar war vollkommen übertrieben! Er sah gut aus, ja, aber sie wusste, dass sie sich bei ihm auf keinen Fall zu etwas hinreißen lassen durfte. Selbst wenn er auf dem besten Wege sein mochte, sich zum Positiven zu verändern, ähnelte er ihrem Vater noch immer viel zu sehr, als dass es zwischen ihnen gut gehen könnte.
Im Grunde musste sie verrückt sein, dass sie sich zusätzlich zu ihren eigenen Problemen nun auch noch mit denen von Gunnar belasten wollte. Sie sollte stattdessen lieber zusehen, dass sie mit ihrem Vater zu einer vernünftigen Einigung kam, um nicht ihr Zuhause, ihre Praxis und das Tierasyl zu verlieren.
Aber trotzdem … Sie konnte einfach nicht so tun, als ginge es sie nichts an, wie es mit Ann-Sofie und ihrem Vater weiterging. Wenn sie es schon nicht geschafft hatte, für Sonja da zu sein, als diese sie brauchte, so wollte sie wenigstens für deren Tochter tun, was immer in ihrer Macht stand.
Mach dir nichts vor, es geht dir doch nicht nur um die Kleine, meldete sich eine leise, aber beharrliche Stimme in ihrem Kopf zu Wort. Du tust es genauso für Gunnar. Er ist dir keineswegs mehr so gleichgültig, wie du vorgibst.
In diesem Moment erreichte sie den Gutshof der Södergrens und schob diesen unbequemen Gedanken weit von sich. Stattdessen wurde sie nun mit einem Anblick konfrontiert, der sie mindestens ebenso aus dem Konzept brachte: Gunnar.
Er trug enge Jeans, die seine sportliche Figur betonten, dazu ein schlichtes weißes Hemd und ein schwarzes Sakko. Sein dunkles Haar, das er sonst streng zurückkämmte, kräuselte sich in dichten Locken über seiner Stirn. Er sah so gut aus, dass Louisa für einen Moment nicht mehr klar denken konnte. Ihr Mund wurde trocken, und ihr Herz pochte heftig.
“God afton”
, begrüßte er sie mit einem Lächeln, als er in den Wagen stieg.
“Ihnen auch einen guten Abend”, erwiderte sie, erleichtert darüber, dass man ihrer Stimme die Nervosität nicht anhörte. Das muss aufhören, sagte sie zu sich selbst. Er ist nur ein Mann, und zudem auch noch der Witwer meiner verstorbenen Freundin. Hätte er damals auch nur ein einziges Mal Interesse daran gezeigt, wie es in Sonjas Innerem aussah, wäre sie heute vielleicht noch …
Nein! Louisa schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war nicht fair, Gunnar die Schuld an Sonjas Schicksal zu geben, das wusste sie.
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