Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
doch als er sie erblickte, zwang er sich zu einem Lächeln. “
Hej
, Irma. Kann ich etwas für dich tun?”
“Eigentlich wollte ich mich kurz mit dir unterhalten, aber wenn du dringend wegmusst …”
“Für dich habe ich immer Zeit.” Er setzte sich wieder und lächelte, aber Irma entging nicht, dass sein Lächeln gequält wirkte. “Also? Was hast du auf dem Herzen?”
“Nun, ich habe deinen Streit mit Britt gerade mitbekommen. Es tut mir leid, ich wollte nicht lauschen, aber ihr habt so laut gesprochen, dass man euch einfach nicht überhören konnte.”
Er winkte ab. “Das ist schon in Ordnung. Ich habe keine Geheimnisse vor euch, ihr könnt also ruhig wissen, dass ich Britt soeben entlassen habe. Ich denke, sie wird ihre Sachen packen und dann mit dem Taxi abreisen.”
Irma nickte. So etwas in der Art hatte sie sich bereits gedacht.
“Du wirkst nicht sehr überrascht”, stellte Gunnar fest.
“Um ehrlich zu sein, ich habe ohnehin nicht verstanden, wie du mit dieser Frau zusammenarbeiten konntest. Aber eigentlich wollte ich über etwas anderes mit dir sprechen. Über Louisa.”
Gunnar verzog das Gesicht. “Ich fürchte, sie ist zu Recht wütend auf mich. Britt hat hinter meinem Rücken eine Intrige gegen sie gesponnen. Wahrscheinlich nimmt sie jetzt an, dass ich in der Sache mit drinstecke.”
“Was genau ist denn passiert?”
“Es geht um die Werbekampagne für Svenska Fashion. Carl Sjoeberg hat mir angeboten, meine Agentur mit dem Projekt zu betrauen – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ich Louisa dazu bewege, an der Kampagne teilzunehmen.” Er seufzte. “Sie hat abgelehnt.”
Irma nickte. “Wenn du mich fragst, war das auch nicht anders zu erwarten.”
“Weißt du denn, warum sie niemals wieder als Model arbeiten will?”
“Mich wundert ehrlich gesagt, dass du nichts von dieser scheußlichen Geschichte mitbekommen hast. Immerhin war die Sache ein paar Wochen lang die Top-Schlagzeile in den schwedischen Medien. Das muss jetzt …”, Irma überlegte kurz. “Ja, ungefähr acht Jahre wird das jetzt her sein.”
“Damals steckte ich mitten im Aufbau der Agentur. Von der Außenwelt habe ich zu dieser Zeit kaum etwas mitbekommen. Außerdem war ich nie sonderlich an dem Klatsch und Tratsch interessiert, den die Boulevardblätter verbreiten.” Gunnar atmete tief durch. Er ärgerte sich über sich selbst, als er erkannte, dass wahrscheinlich ein einziger Blick ins Internet genügt hätte, um mehr über Louisas Vergangenheit herauszufinden. “Was ist denn damals passiert?”, fragte er.
“Louisa wurde von einem Stalker belästigt. Also von einem Menschen, der andere mit seiner unerwiderten Liebe verfolgt. Am Anfang waren es nur kleine Geschenke und Blumen, danach Briefe. Louisa bekam es mit der Angst zu tun, doch ihr Vater überredete sie, weiter an den Shows und Shootings teilzunehmen. Er versprach ihr, dass niemand an sie herankommen würde – allerdings wusste er nicht, dass der Stalker ein Mitarbeiter aus dem Team war.”
Gunnar atmete scharf ein. “Wie ging die Sache aus?”
“Der Mann – es war irgendein Assistent – bedrohte Louisa mit einem Messer, um ihre Liebe zu erzwingen. Zum Glück gelang es ihr, zu entkommen. Der Mann wurde verhaftet und kam ins Gefängnis. Aber so ganz erholt hat Louisa sich von diesem Schock wohl bis heute nicht. Deshalb hat sie damals auch von einem Tag auf den anderen ihre Karriere als Fotomodell beendet.”
“Jetzt verstehe ich auch, warum sie sich so vehement weigert, wieder auf den Laufsteg zurückzukehren. Die Sache mit dem Stalker muss ein schreckliches Trauma für sie gewesen sein. Kein Wunder, dass sie dem Business den Rücken zugekehrt hat.”
“Nun, ihr Vater war darüber nicht sonderlich begeistert, und es kam wohl zu einem heftigen Streit.”
Gunnar schüttelte den Kopf. “Unglaublich, dass er selbst heute noch versucht, sie zu zwingen, wieder als Model für ihn zu arbeiten. Ich würde Ann-Sofie niemals zu etwas drängen, das sie nicht wirklich will.”
“Ich weiß.” Irma nickte. “Aber Carl Sjoeberg ist nicht wie du. Ich meine, ich kenne ihn nicht besonders gut. Eigentlich habe ich alles, was ich über ihn weiß, von Sonja. Aber er scheint nach dem Tod seiner Frau nur noch für die Firma gelebt zu haben. Um seine Tochter hat er sich kaum gekümmert. Ihre Kindheit muss schrecklich gewesen sein. Zwar konnte sich Louisa alles leisten, was es für Geld zu kaufen gab, aber Liebe und Zuneigung hat sie niemals
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