Happy End in Virgin River
gestern erzählt?“, fragte Mike. „Und dir gleichzeitig mitgeteilt, dass Powell gefunden wurde?“
„Ich glaube, es ist ihm so herausgerutscht“, sagte sie. „Und ich nehme mal an, dass die vielen kleinen Meinungsverschiedenheiten mit ihrem Mann für sie nur ein Vorwand waren, ihm den Laufpass zu geben, während sie in Wirklichkeit in Brad verknallt war. Und er hat das gewusst.“
„Oh Mann …“
„Aber er hat nie aufgehört, auch mit mir zu schlafen. Ich hatte keinen Schimmer und habe versucht, ihn mit einem Baby zu überraschen. Allerdings ist mir das nicht gelungen. Ich wurde nicht schwanger.“
„Ach, Liebes“, sagte er und streichelte ihren Arm. „Vielleicht ist es ja für dich das Beste, dass es unter diesen Umständen nicht funktioniert hat. Aber jetzt könnte es anders aussehen. Du solltest den Dingen klar ins Auge sehen. Mir wurde gesagt, dem Wasser in der Gegend hier ist nicht zu trauen. Vielleicht wäre es klüger, sich um eine Verhütung zu kümmern. Um deinetwillen. Schließlich lebe ich nur in einem Wohnwagen hier in Virgin River.“
„Das sind Details.“ Sie lächelte. „Nirgendwo anders habe ich mich mehr zu Hause gefühlt.“ Sie streichelte sein schön geschnittenes Gesicht. „Wenn aus der letzten Nacht ein Baby entstehen sollte, wird es ein wunderschönes Baby sein. Ich will nicht, dass Mel mir dabei hilft, dafür zu sorgen, dass es nicht bleibt. Wenn es dieses Baby gibt, dann ist es deins. Und ich will es haben.“
„Dann soll es so sein“, sagte er und gab ihr einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss. „Was immer du willst.“
„Ich will nicht, dass dies ein Ende nimmt.“
„Da ist kein Ende in Sicht, mi amor . Vertraue mir.“
Nicht, dass Jack den ganzen Vormittag lang das Wohnmobil beobachtet hätte, auch wenn er daran gedacht hatte. Es war reiner Zufall, dass er sah, wie die Tür aufging und Brie herauskam. Er warf einen Blick auf die Uhr. Schon elf. Fast schon Zeit zum Mittagessen. Gleich nach ihr tauchte dann auch Mike auf. Vermutlich hätte Jack wegschauen sollen, aber das tat er nicht. Mit den Jeans, den Mokassins, der Wildlederjacke mit den Fransen und dieser Mähne von hellbraunem Haar, das ihr über den Rücken fiel und fast bis zur Taille reichte, wirkte seine Schwester so klein und mädchenhaft.
Sie stellte sich vor Mike, er hob ihr Kinn und gab ihr einen sehr intimen Kuss auf die Lippen. Selbst aus dieser Entfernung war leicht zu erkennen, dass sie nicht erpicht darauf waren, sich zu trennen. Aber einen Augenblick später riss Mike sich los und setzte sich in seinen Geländewagen, um wegzufahren, während Brie auf den Hintereingang der Bar zuging.
Rasch huschte Jack hinter den Tresen, um sich nicht dabei ertappen zu lassen, wie er sie beobachtete. Er nahm ein blitzsauberes Glas in die Hand und fing an, es mit einem Geschirrtuch zu polieren. Die Tür ging auf, und Brie kam herein, und fast wäre er einen Schritt zurückgewichen. Noch nie hatte er sie so gesehen. Sie strahlte. Ihr Gesichtsausdruck, ein gewisses Leuchten in ihren Augen, das geheimnisvolle Lächeln auf ihren Lippen, all das sprach Bände. Ohne zu zögern, ging sie direkt auf ihn zu und kam hinter den Tresen, wo sie ihm die Arme um die Taille schlang. Er legte das Glas mit dem Handtuch beiseite, umarmte sie und drückte sie zärtlich an sich.
Seit Juni hatte Jack sich nichts anderes gewünscht, als seine Schwester zurückzubekommen, gesund und ganz wiederhergestellt. Glücklich und lebendig, ohne diesen verschwommenen Fleck von Angst und Unsicherheit, der den Rand ihrer Aura wie eine Schmierspur beschmutzte. Er wollte seine Brie wiederhaben, frisch und abermals eine Kraft in der Welt. Das hatte Jack ihr nicht geben können. Niemand in der Familie war dazu in der Lage. Und trotzdem vibrierte die junge Frau in seinen Armen geradezu vor Freude. Es war auch nicht nur so, dass die alte Brie einfach wieder da war, dies war eine neue Brie, eine Frau, die neu geboren wurde. Eine Frau, die die Liebe und das Leben wie zum ersten Mal erfuhr.
Manchmal brauchte Jack lange, um bei anderen genau das zu akzeptieren, was er selbst so gut kannte. Das, was er selbst in den Armen seiner Frau entdeckt hatte. Denn was Brie in ihrem Leben brauchte, was jeder brauchte, war die perfekte Liebe. Er hatte sie bei Mel gefunden, Preacher bei Paige, und jetzt … Er gab ihr einen Kuss aufs Haupt.
Sie hob den Kopf und sah ihn an. Mit leiser Stimme und sehr ernsthaft sagte sie ihm: „Du darfst nie wieder an ihm zweifeln.
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