Happy End in Virgin River
du irgendwo wund gewesen? Blaue Flecken oder sonst was?“
„Ja, ich war ein wenig wund. Da unten“, antwortete sie und schaute auf ihren Schoß hinunter. „Ich dachte nur, es wäre völlig unmöglich. Verstehen Sie? Denn ich hatte doch angenommen, dass ich wohl aufgewacht wäre, wenn etwas war. Aber später, als ich beim Sportunterricht im Umkleideraum hörte, wie dieses Mädchen eine ihrer Freundinnen davor warnte, niemals zu einer von diesen Partys zu gehen … zu diesen Bierpartys … Und dann sagte sie noch so was wie: ‘Ich will dir nicht mal erzählen, was mir da passiert ist! Du würdest es mir doch nicht glauben!’ Da wusste ich sofort Bescheid. Fragen Sie mich nicht, wie … Ich wusste es einfach.“
„Du glaubst also, dass du vergewaltigt wurdest?“
„Möglich wär’s. Ja. Ich weiß es nicht. Nur, es kann doch einfach nicht sein, dass diese Kerle … Sie sind doch nur Freunde. Sie sehen nicht aus wie die Art von Typen, die …“
„Sind Perioden ausgeblieben oder war sonst etwas?“
„Ich nehme die Pille. Sie wurde mir wegen meiner Perioden verschrieben, verstehen Sie? Die sind einfach schrecklich. Ungefähr eine Woche danach habe ich meine Periode ganz normal bekommen, aber jetzt mache ich mir langsam Sorgen wegen anderer Dinge. Wie zum Beispiel, was wäre, wenn doch etwas war und ich mir was gefangen habe?“
„Gut gedacht, Mädel. Wir können das alles untersuchen, damit du beruhigt bist. Aber, Sophie … so etwas Ähnliches habe ich schon vorher gehört, und ich mache mir Sorgen. Ich weiß nicht, ob dir etwas zugestoßen ist, das mehr ist, als dass du etwas zu viel Bier hattest, aber ich möchte unbedingt, dass du dich mal mit einem Freund von mir unterhältst. Er ist ein Polizist, der …“
„Augenblick mal“, fiel Sophie ihr ins Wort, „ich will keinen Stress.“
„Sophie, du wirst keinen Stress bekommen, auch wenn ich dir raten würde, nicht mehr zu unbeaufsichtigten Partys zu gehen, wo Alkohol angeboten wird und Joints herumgehen. Aber das ist nur ein Rat. Vielleicht wird mein Freund dich danach fragen, wer alles dort war, aber auch nur, um zu sehen, ob es Ähnlichkeiten zwischen dem gibt, was du erlebt hast und … anderen Dingen, die ich von anderen Personen erfahren habe, mit denen ich gesprochen habe.“
„Und wenn es die gibt? Werden die Leute, die dort waren, Schwierigkeiten bekommen? Das würde ich nicht wollen.“
„Sophie, ich versichere dir, keiner von euch wird Schwierigkeiten bekommen, weil er Bier getrunken hat. Mich interessiert nicht einmal der Pot. Alles, was du sagst, wird vertraulich behandelt. Aber im Ernst … wir müssen einfach wissen, was da vor sich geht, ob es da Übergriffe gegeben hat.“
„Und was ist, wenn gar nichts war?“
„Dann wird sich nichts weiter daraus ergeben“, versprach Mel. Aber ihr Bauchgefühl sagte ihr etwas anderes. „Dieser Freund von mir, er hat als Ermittler eine Menge Erfahrung und hat schon mit vielen Kids gearbeitet. Und an dieser Geschichte hier ist er bereits dran. Er wäre sehr daran interessiert, sich mit dir zu unterhalten. Und er wird niemals preisgeben, woher er seine Informationen hat, wenn du es ihm nicht ausdrücklich gestattest. Wirst du es tun, Sophie? Wenn es doch helfen könnte, zu verhindern, dass so etwas auch noch anderen passiert?“
„Vielleicht.“ Scheu senkte Sophie den Kopf. „Ich will darüber nachdenken.“
Mel führte alle erforderlichen Untersuchungen durch, entnahm die Proben für die diversen Tests auf Geschlechtskrankheiten und überzeugte Sophie davon, mit Mike zu reden. Dann bat sie Sophie, einen Augenblick in der Praxis zu warten, nur so lange, bis sie nachgeschaut hatte, ob sie Mike finden könnte. Dann würden sie das Gespräch in aller Ruhe gleich hier in der Praxis führen können. Es war der sicherste Platz, der Mel einfiel, weit weg von Sophies Freunden und Eltern. Wenn Mike in der Nähe war, würde sie Sophie nicht bitten müssen, am nächsten Tag noch einmal zu kommen, um dann die Daumen zu drücken, dass das Mädchen auch tatsächlich auftauchte.
Mel fühlte sich fürchterlich. Sie hasste es, Sophies Geschichte zu hören, denn sie war überzeugt davon, dass es im Ort einen Vergewaltiger gab, vielleicht sogar eine ganze Gruppe von Jungs oder jungen Männern, die den Mädchen, die nichts Böses ahnten, wahrscheinlich Drogen einflößten.
Als sie Sophie in der Klinik allein ließ und zur Bar hinüberging, war es früher Nachmittag. Wie üblich war dort um diese
Weitere Kostenlose Bücher