Happy End in Virgin River
Beispiel …?“
„Zum Beispiel solche, die dich in Schlägereien verwickeln?“
„Oh das. Was hat mein Dad dir erzählt?“
Paul zuckte mit den Achseln. „Er hat nur erwähnt, dass du mit einem Kerl herumziehst, den er nicht leiden kann. Mehr weiß ich nicht.“
„Vom ersten Moment an, als er ihn sah, hat er ihn gehasst, und das ist etwas, das ich noch nicht begreife. Mir ist völlig unklar, wie man auf einen Blick erkennen kann, ob jemand ein Arschloch ist.“
„Nun, im Laufe der Jahre hat der General viele junge Männer gesehen. Hat er denn am Ende recht behalten?“
„Ja“, antwortete Tommy grinsend und berührte mit dem Finger seine aufgerissene Lippe, die ihn plötzlich schmerzte. „Erzähl ihm nicht, dass ich das gesagt habe. Er hält sich auch so schon für allwissend.“
Paul grinste zurück. „Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben, mein Freund. Wie bist du denn überhaupt an diesen Kerl geraten?“
„Das Neuer-Schüler-Syndrom“, antwortete Tommy und lehnte die Schaufel an die Wand der Box. „Als ich im Sommer hier ankam, war es für den Football zu spät, ich hatte nichts Besseres zu tun. Ein bisschen komisch fand ich ihn schon, aber weißt du, er hatte immer ein paar Bier zur Hand oder konnte Plätze klarmachen, um eine Party zu feiern.“ Er zuckte mit den Achseln. „Du weißt doch, wie das so ist.“
„Ich denke ja“, meinte Paul, auch wenn sein eigenes Abschlussjahr ziemlich harmlos verlaufen war. „Und wie hat er sich dann am Ende als Mistkerl erwiesen?“
„Das Übliche. Er ist ein Lügner. Er prahlt gern damit, dass er mit allen möglichen Mädchen in der Kiste war.“
„So etwas hört man im Umkleideraum häufig.“
„Mir wurde beigebracht, dass ein wirklicher Mann nicht damit angibt. Und dann gibt es ja auch nichts, womit ich prahlen könnte.“
„Das ist keine Schande, Tommy. Du bist jetzt genau in dem Alter, wo du wirklich vorsichtig sein musst, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Ich weiß genau, was du meinst, Paul.“ Nun lächelte Tommy aber doch ein wenig zurückhaltender. „Mach dir keine Sorgen. Das Thema hat mein Dad mindestens hundert Mal mit mir durchgekaut. Aber Jordan hat mich wirklich richtig sauer gemacht, denn er hat von einem Mädchen gesprochen, mit dem ich mich treffe. Wir waren zwar erst ein paarmal miteinander aus, aber wir sehen uns in der Schule und treffen uns auch für die Hausaufgaben bei ihr zu Hause. Sie ist ein nettes Mädchen. Ein gutes Mädchen, verstehst du? Sie ist wirklich sehr, sehr zurückhaltend. Und so, wie dieser Blödmann über sie gequatscht hat, hörte es sich an, als würde er behaupten, dass er sie hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auch nur dazu gekommen ist, ihre Hand zu halten. Ich musste ihn einfach schlagen. Verstehst du das?“
„Puh“, meinte Paul. „Und jetzt bist du mit ihm fertig?“
„Allerdings. Und jedes Mal, wenn ich seine Fresse sehe, habe ich Lust, sie ihm zu polieren.“
„Und wie läuft es mit dem Mädchen?“
„Gut. Du solltest sie mal sehen. Sie ist schön. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie klug sie ist. Ich glaube, sie kann mich ganz gut leiden.“
„Wer würde das nicht?“
„Mich überrascht es extrem“, sagte Tom und wandte den Blick ab.
Paul musste über seine Bescheidenheit lachen. Tommy war bereits jetzt über einsachtzig groß und besaß gut geformte Schultern und Arme, denn er trieb Sport und kümmerte sich jeden Tag um einen Stall mit vier Pferden. Schwere Heuballen schwenken war sicherlich effektiver als Gewichtheben. „Hey, hast du eigentlich noch Zeit übrig? Hast du Lust, dir etwas zu verdienen?“
„Ich kann immer etwas Geld brauchen.“
„Klar, wer mit schönen Mädchen ausgeht, wird auch Geld brauchen.“ Paul lachte wieder. „Ich hätte Arbeit für dich, draußen auf der Baustelle. Falls du interessiert bist. Es ist schmutzig und hart. Du müsstest dort aufräumen. Aber Jack zahlt mit Überstundenzuschlag. Da könnte ich dir ein paar Stunden nach der Schule oder am Wochenende geben.“
„Angenommen“, sagte Tom und lächelte.
10. KAPITEL
I n Sacramento fehlte es Brie an Herausforderungen, aber sie verspürte noch immer nicht die geringste Lust, ihre Arbeit bei der Staatsanwaltschaft wieder aufzunehmen. Abgesehen davon, dass sie jeden Morgen trainierte, das Haus ihres Vaters in Ordnung hielt und für sie beide das Essen zubereitete, tat sich nichts. Wenn sie entspannt war und sich konzentrieren konnte, las sie. Keine Gesetzestexte
Weitere Kostenlose Bücher