Happy End in Virgin River
über Ukiah und dann durch das Mendocino Valley möglich war. Auch gut, denn der Highway 36 war auch bei bestem Wetter tückisch und langsam, wenn auch spektakulär. Brie verbrachte viel Zeit damit, sich Gedanken darüber zu machen, welche Strecke sie nehmen könnte, wenn sie beschließen würde, dass es an der Zeit sei, nach Virgin River zurückzukehren.
Ihren Schwestern erzählte sie von ihm, aber immer nur einer nach der anderen, und manchmal in gedämpftem Ton, denn sie wusste, dass sie dabei auch schon einmal ein wenig atemlos klang. „Er spricht Spanisch mit mir, und sein Spanisch klingt so leise und sexy, und dann beschwindelt er mich bei der Übersetzung, denn er glaubt, dass ich es nicht verstehe.“
„Was sagt er denn so?“, fragte Jeannie.
„Zum Beispiel etwas wie ‘Ich möchte dich in meinen Armen halten und Liebe mit dir machen’, und dann gibt er vor, er hätte gesagt, dass er mich gerne küssen würde.“
„Glaubst du denn, dass du dies wieder zulassen kannst? Eine solche Intimität? Bist du bereit dazu?“
„Ich bin sehr nervös, aber ich sehne mich danach“, antwortete Brie. „Ich will ihn.“
„Du hast genügend Vertrauen zu ihm?“
„Wenn ich mit ihm zusammen bin, fühle ich mich absolut sicher. Gefördert. Beschützt. Er drängt mich nicht. Er ist sehr freundlich. Sehr vorsichtig. Nur einen Mann wie ihn kann ich im Augenblick um mich haben. Und das weiß er.“ Sie zitterte und hauchte leise: „Aber da ist auch Feuer in ihm. Das spüre ich.“ Sie holte tief Luft.
Es war jetzt einen Monat her, dass sie aus Virgin River nach Hause zurückgekehrt war, und sie dachte allmählich daran, nach den Feiertagen wieder dorthin zu fahren. Aber dann kam Brad sie besuchen und konfrontierte sie mit Vorstellungen, die wieder einmal ihre Welt auf den Kopf stellten. Es war Nachmittag, und Brie dachte gerade darüber nach, was sie zum Abendessen kochen sollte, als sie hörte, wie ihr Vater zur Haustür ging. Auch bei hellem Tageslicht zitterte sie noch immer, wenn es an der Tür läutete, denn sie fürchtete, dass Sam vergessen könnte, durch den Türspion zu schauen, und vielleicht nicht erkannte, wer vor der Tür stand.
Anschließend kam Sam in die Küche und sagte finster: „Es ist Brad.“
Sie trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. „Hier?“
Sam nickte. „Ich werde in mein Büro gehen.“
Als sie ins Wohnzimmer kam, stand er dort und trug noch immer seine Lederjacke, die Lederjacke, die sie ihm vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Die Hände hatte er in die Taschen gesteckt, den Kopf hielt er gesenkt. Er war so groß wie Jack und ebenso breitschultrig, mit einer weiten, muskulösen Brust. Als sie ihn so von hinten dort stehen sah, fiel ihr auf, dass es tatsächlich beinahe Jack sein könnte, und für den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich, ob sie ihn wohl damals geheiratet hatte, weil er ihrem Bruder in so vielen Dingen glich. Das sandbraune Haar, das kantige Kinn, die langen Beine, der kräftige Körperbau.
Mike dagegen hatte keine Ähnlichkeit mit den Männern der Familie Sheridan. Er war etwas über ein Meter achtzig groß und damit im Vergleich zu ihren knapp ein Meter sechzig groß genug, aber er überragte sie nicht wie ihr Bruder und ihr Vater, wie Brad. Mike besaß kräftige Schultern und Arme, wirkte aber eher hager. Dann dieses weiche kohlrabenschwarze Haar, hohe Wangenknochen, schwarze Augen, braune Haut und Zähne, die schon beinahe erschreckend weiß wirkten. Er besaß sanfte Hände und lange, anmutige Finger. Ohne Hemd hatte sie ihn noch nicht gesehen, aber sie wusste, dass seine fast unbehaarte Brust genau wie sein Bauch muskulös und fest war. Manchmal ertappte sie sich bei der Vorstellung, wie sich mehr von diesem schwarzen Haar von der Taille abwärts nach unten kräuselte. Seine Beine waren die kräftigen, gemeißelten Beine eines Läufers, und sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sich seine Schenkel angefühlt hatten, als sie auf seinem Schoß gelegen hatte, um sich küssen zu lassen.
Brie schüttelte sich, um sich wieder auf den Augenblick konzentrieren zu können.
„Brad, was führt dich hierher?“
Er hob den Kopf und drehte sich um, lächelte, als er sie sah. Er breitete die Arme aus und kam auf sie zu, wie es vielleicht ein alter Freund tun würde. Diese kurzen Umarmungen erlaubte sie ihm, dann aber entzog sie sich ihm schnell. „Ich muss mit dir reden, Brie. Passt es dir im Augenblick?“
„Es ist in Ordnung.
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