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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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schlecht. Das Gas war mit Knoblauch versetzt.

    Als ich wieder aufwachte, roch ich, als hätte mich jemand in Tsatsiki eingelegt. Ich fühlte mich schwach und lag auf einem schmucklosen Betonboden. Neben mir standen in einem leeren, großen Raum, der wie ein Bunker wirkte, Frank, Max und Fee.
    Meine Tochter war wieder bei Bewusstsein! Der Fluch der Mumie hatte sie nicht getötet. Doch konnte ich mich darüber nicht so unbeschwert freuen. Zum einem wirkte sie noch recht wackelig, zum anderen, und noch viel schlimmer, waren ihre Hände, wie die der anderen, mit silbernen Ketten auf dem Rücken gefesselt. Diese wiederum führten zum Boden, wo sie im Beton eingelassen waren. Frank zog wütend an seiner Kette, aber er konnte sie einfach nicht aus ihrer Verankerung reißen. Das silberne Material, aus dem sie bestand, schien viel stärker zu sein als normales Eisen. Aber das Merkwürdigste an der ganzen Situation war: Warum war ich nicht an so eine Kette gelegt?
    «Gut, dass du endlich wach wirst», hörte ich Dracula sagen. Er lehnte – ohne Gasmaske, dafür im eleganten Anzug – lässig an der Tür des Raumes, schwenkte in der Hand ein Glas Champagner und grinste: «Es ist immer schöner, wenn Menschen im wachen Zustand sterben. Na ja … schöner für mich.»
    «Wo ist Jacqueline?», fragte Max besorgt.
    «Mit der alten Cheyenne im Verlies. Ich dachte, euer letztes Zehntel-Stündlein sollte ein reines Familienfest werden. Ich habe diesen Raum für spezielle Hinrichtungen erschaffen lassen, inspiriert von meinem Lieblingsschriftsteller …»
    «Das ist wohl kaum Jane Austen», murmelte ich.
    «Mein Lieblingsschriftsteller ist Edgar Allan Poe.»
    Antiker Horror von einem Quartalsirren. War ja klar.
    Gequält lächelnd erwiderte ich: «Du solltest es lieber mal mit Alan Alexander Milne versuchen.
Pu der Bär
ist ganz zauberhaft …»
    «Vielleicht lese ich das, wenn ihr Menschen alle tot seid, dann bin ich endlich allein. Dann hab ich endlich genügend Zeit. Und vor allen Dingen: Ruhe.»
    Er blickte kurz sehnsuchtsvoll drein, dann redete er weiter: «Wisst ihr, Poe hat eine wunderbare Geschichte über die spanische Inquisition geschrieben …»
    «
Die Grube und das Pendel
», schluckte Max.
    «Ich mag an der Geschichte besonders den Teil, in dem der Raum kleiner wird.»
    Er drückte einen Knopf, der sich an der Wand neben der Tür an einer Armatur mit zwei weiteren Knöpfen befand. Aus der Decke schossen Holzpfähle hervor. Dutzende. Allesamt stark, spitz, tödlich. Auch und gerade für Vampire.
    Dracula drückte den Knopf ein weiteres Mal, und die Decke bewegte sich ganz langsam auf uns zu.
    «Ich habe Edgar Allan Poe noch nie gemocht», winselte Max.
    «Dann sogar lieber Schiller im Deutschunterricht», stimmte Fee zu.
    «Habt noch ein schönes Leben», wünschte Dracula, trank seinen Schampus aus und sagte, während er sich zur Tür wandte: «Ach übrigens, die Ketten sind aus unzerstörbarem Titan.»
    Frank rüttelte darauf noch stärker an seinen Ketten. Vergeblich. Aber ich hatte ja keine um. Ich rannte wie von Sinnen auf Dracula zu. Doch der hielt mir seelenruhig eine Halskette entgegen, und an der hing das Kreuz Christi. Obwohl ich noch einen ganzen Meter entfernt war, ließ es meine Eingeweide brennen. Noch einen Schritt weiter, und ich wäre innerlich geschmolzen. Instinktiv wich ich zurück, und ertappte mich dabei, dass ich wie ein wildes Tier fauchte. So sehr ging das Kreuz an meine Vampir-Substanz.
    Dracula selbst machte es nichts aus. Er hängte die Kette an die Armatur mit den Knöpfen, ging lächelnd aus der Tür und schloss sie hinter sich, während die Decke unaufhaltsam auf uns zukam. Ich versuchte, mich der Armatur zu nähern, aber das Kreuz machte es mir unmöglich. Ich brach mit Höllenqualen davor zusammen, und bevor es mich endgültig zerriss, robbte ich vom Kreuz weg hin zu meiner Familie.
    «Jüdische und moslemische Vampire haben es in solchen Situationen eindeutig besser», kommentierte Max.
    «Wenn ich nur die Kraft für einen weiteren Fluch hätte», sagte Fee ohne Angst, ohne Verzweiflung.
    Mein Gott, sie hatte eben erst den einen Fluch überlebt und wäre schon wieder bereit gewesen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
    Ich hatte ihr wirklich unrecht getan. Immer hatte ich geglaubt, sie sei ein Mädchen, das sich nur für sich selbst interessierte, eine antriebslose Chaotin. Dabei konnte ich stolz auf sie sein, sie war selbstlos, sie ergriff Initiative. Ja, ich durfte mich sogar geehrt

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