Happy Family
sieht er dann normalerweise aus?»
«Jacqueline!», rief Max empört.
«Emma weiß, wie der aussieht», lächelte der nackte Fürst.
Frank und ich rappelten uns schnell auf. Allerdings hatten wir kein Weihwasser mehr, um Dracula zu vernichten. Könnten wir Wünschmanns ihn auch so besiegen? Ohne Knoblauch, Weihwasser oder Holzpfähle in unseren Händen war er unsterblich. Und er besaß Tausende von Jahren an Erfahrung im Töten. Wir waren gerade mal drei Tage lang Monster. Mit uns würde es wohl jetzt endgültig zu Ende gehen.
Aber: Mich konnte er ja eigentlich nicht killen wegen der Prophezeiung von Haribo. Womöglich gab mir das die Chance, meine Familie zu retten, selbst wenn ich dafür ein unsterbliches Leben in Höllenqualen an der Seite Draculas erleiden musste.
«Verschon meine Familie, dann bleib ich freiwillig bei dir», erklärte ich.
«Emma!», rief Frank.
«Ich weiß, was ich tue», erklärte ich tapfer.
«Nein!», rief mein Mann. Seine Sprache hatte er dank seiner Liebe zu mir nun ganz wiedergefunden.
«Keine Sorge», grinste Dracula, «ich will Emma nicht mehr.»
Er wollte mich nicht mehr? Das war irgendwie nicht schmeichelhaft.
«Es ist mir zu öde, dich ewig um mich zu haben und Kinder mit dir zu zeugen.»
Ganz und gar nicht schmeichelhaft.
«Ich hatte schon unzählige Frauen in meinem unsterblichen Leben, und ich muss sagen: Du bist nur unteres Mittelmaß.»
Wenn ich so Zeichnungen gemacht hätte wie Frank, hätte ich in dem Augenblick das hier gekritzelt:
«Als ich es mit dir versuchte», erklärte Dracula mit einem Male etwas leiser, «da hab ich wahrlich gehofft, dass ich in meinem Leben womöglich doch noch mal so etwas wie Liebe empfinden könnte … aber, da gab es nichts.»
Für einen kurzen Moment sah er enttäuscht aus, er hatte doch nicht gelogen, als er von seiner Sehnsucht nach Liebe erzählt hatte, doch anscheinend war er einfach nicht zur Liebe fähig.
«Aber was ist mit der Prophezeiung?», fragte ich und hegte die Hoffnung, dass dann wenigstens die Menschheit verschont bleiben würde, wenn wir jetzt keine Vampirhorde zeugten.
«Es gibt auch eine andere Art, euch Menschen zu vernichten.»
«Und welche?», fragte Jacqueline.
«Ich glaube, wir wollen gar nicht wissen, welche das ist», schluckte Max.
«Ich erzähle aber freimütig von ihr», erwiderte Dracula, dessen manisches Grinsen jetzt jedweder Charme verlassen hatte. «In meinem Computerkonzern haben wir einen sehr aparten Virus entwickelt, mit dessen Hilfe ich heute Nacht die Kontrolle über das russische Atomwaffenarsenal erlangen werde.»
«Du beginnst den dritten Weltkrieg?», fragte ich entsetzt.
«Ich nenne ihn ‹Den letzten Weltkrieg›», grinste er und sprang auf den Boden.
«Der Mann hat zu viele James-Bond-Filme gesehen», schluckte Max.
«Wenn du die Erde verstrahlst», versuchte ich zu argumentieren, «dann stirbt mit den Menschen doch auch deine Nahrung.»
«Ich habe genug von den roten Pillen für ein unendliches Leben. Und ich bin dann endlich all die unerträglichen Menschen los.»
Seine Augen leuchteten bei dieser Vorstellung. Den Wunsch, alleine zu sein, hat ja jeder mal, zum Beispiel vor Mitarbeiterkonferenzen, Familienfesten oder Elternabenden – aber das hier … das war die ultimative Perversion des Verlangens, alleine zu sein.
Dracula ging nun an eine schwere Eichenkommode und holte eine Gasmaske aus einer Schublade heraus.
«Was soll das denn jetzt?», fragte Jacqueline.
«Ich glaube, das wollen wir auch nicht wissen», antwortete ich.
«Nein, wir wollen lieber weglaufen», bestätigte Max.
«Zu spät», hörten wir Dracula durch seine Gasmaske röcheln.
«Jetzt hat er auch noch einen Darth-Vader-Soundeffekt», stöhnte Max.
Und dann erkannten wir auch, warum es zu spät war, davonzulaufen: Der Fürst drückte auf einen unscheinbaren Knopf in der Wand. Ein ultramodernes Kommandozentrum mit Bildschirmen, Computern und Konsolen fuhr aus dem Boden hoch. Während wir noch staunten, betätigte Dracula bereits einen weiteren Knopf auf einer der Konsolen. Düsen traten von überall aus den Wänden des Saales hervor, und diese Düsen versprühten Gas. Frank, Max und Jacqueline begannen sofort zu husten und sich zu krümmen und fielen nach und nach zu Boden.
«Mama … du bist unsere einzige Chance …», keuchte Max, kurz bevor er als Letzter von ihnen ohnmächtig wurde. Er dachte sicherlich, dass ich als Vampir gegen das Gas immun war. Doch auch mir wurde höllisch
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