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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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zu uns Wünschmanns glücklich! Jetzt war ich sogar schon auf eine Monsterfamilie neidisch.
    Kaum ärgerte ich mich darüber, realisierte ich, dass ich mich nicht richtig auf meine Sprünge konzentriert hatte. Ich wollte gerade von einem Mietshaus auf das nächste hüpfen, da erkannte ich, dass ich für die große Entfernung weiter hätte springen müssen. Viel weiter. Ich stürzte wie ein Stein. Ich hatte nicht mal mehr die Zeit, wie eine Zeichentrickfigur hektisch mit den Füßen in der Luft zu strampeln. Brutal knallte ich auf einen fahrenden Ford Transit. Das Autodach schepperte und verbeulte unter meinem Einschlag. Ich rollte unkontrolliert von dem Wagen und landete unsanft auf der Straße. Genau auf meiner Schulter. Die schmerzte höllisch. Auch wenn dieser Vampirkörper viel athletischer war, war ich ganz offensichtlich weit davon entfernt, unverwundbar zu sein. Ich rappelte mich auf, hielt mir die Schulter, die ich glücklicherweise noch bewegen konnte, und sah, wie der Ford Transit weiterfuhr. Der Fahrer blickte in den Rückspiegel. Aber er konnte mich nicht sehen. Vampire besaßen ja kein Spiegelbild. Wobei ich mir glatt die Frage stellte: Wenn Vampire sich nicht im Spiegel anschauen konnten, wie zum Teufel schminkten sich die Vampirfrauen? Ohne nachher auszusehen wie Ronald McDonald?
    Ich hörte von oben das Lachen der Hexe. Sie sah von einem Dach spöttisch auf mich hinab. Aber anstatt endgültig zu verschwinden, ging sie senkrecht das Haus zu mir runter, was die nächtlichen Passanten unfassbar erschreckte. Als die Hexe auf dem Gehweg wieder in die Waagrechte gelangte, baute sie sich vor den staunenden Passanten auf und forderte: «Ihr nach Hause laufen und vergessen, was ihr gesehen habt.»
    Ich hatte noch nie Leute so synchron nicken gesehen. Und auch so schnell verschwinden.
    «Du haben Kräfte eines Vampirs», stellte sie zufrieden fest, als sie sich zu mir wandte. «Und du kannst sie nutzen. Nicht gut. Aber immerhin.»
    «Wovon redest du?»
    «Ich dich geprüft haben.»
    «Wie? … Was? … war die Verfolgungsjagd eben nur ein Test …?»
    «Ich doch sagen», grinste die Alte. «Du haben lange Leitung.»
    Ich verstand rein gar nichts mehr. Für was hatte sie mich getestet?
    «Du ihm gefallen wirst», sagte sie und nickte dabei zufrieden.
    «Wem?», fragte ich. «Wem werde ich gefallen?»
    «Ihm.»
    «‹Ihm› ist ja wohl kaum sein Name. Um wen handelt es sich?»
    «Dem Fürst der Verdammten.»
    «Geht es vielleicht noch etwas kryptischer?», fragte ich gereizt.
    «Nein», lächelte sie, «geht es nicht.» Endlich konnte sie mal einen Satz fehlerfrei aussprechen. Blöd, dass mich das auch nicht weiterbrachte.
    «Ich jetzt endlich reisen zurück in Heimat. Dank dir, ich jetzt können sterben.»
    Dann drehte sie sich um und ging. Langsam. Seelenruhig. In eine Dönerbude namens
Don Osmans Süperdöner
. Was wollte die Hexe denn dadrin? Den Köfte-Spezialteller essen? Eigentlich war das ja auch egal. In dem Laden saß sie in der Falle. Jetzt würde ich sie mir schnappen. Mit Gewalt. Mit Reißzähnen. Egal wie!
    Entschlossen ging ich in die Dönerbude. Kaum hatte ich die Türschwelle überschritten, wurde mir schlagartig übel. Es war nicht das normale «Ich komm in eine Bude, in der sich schon seit der ersten Einwanderungswelle türkischer Migranten in die Bundesrepublik das fettige Fleisch vierundzwanzig Stunden am Tag um die eigene Achse dreht und entsprechend riecht»-Übelsein. Es war ein «Mein Gott, es fühlt sich so an, als ob jemand meine Eingeweide mit einem brennenden Feuereisen traktiert»-Übelsein. Ich brach, kaum einen Schritt in der Bude, zusammen, riss dabei noch einen Aluminiumhocker mit um und krachte längs auf den Boden. Der feurige Schmerz übermannte mich. Ich wollte «Was geschieht mit mir?» fragen, aber es kam nur Geröchel aus meinem Mund heraus. Dennoch verstand die Hexe mich. Sie beugte sich zu mir herunter und flüsterte in mein Ohr nur ein einziges Wort: «Knoblauch.»

    Als ich wieder aufwachte, lag ich draußen an der frischen Luft, und Don Osman, der Dönerbudenbesitzer, verabreichte mir eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Zum Glück ernährte sich der Don nicht von seinem eigenen Döner und hatte daher keinen Knoblauchmundgeruch. Wahrscheinlich wusste er genau, was ihm sein preisgünstiger Fleischlieferant so brachte, und aß deshalb lieber nur anatolisches Gemüse.
    Osman presste seine Lippen auf die meinen, und das war – wie ich mir eingestehen musste – leider der

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