Happy Family
nicht schwer.
« FASS !!!», rief Mama nur erneut.
Ich setzte mich auf meine Hinterpfoten. Und obwohl ich zu der Spezies Werwölfe gehörte, die in der menschlichen Sprache parlieren konnten, antwortete ich nur: «Wau! Wau!»
[zur Inhaltsübersicht]
EMMA
Wir waren alle Monster. Freakige … verunstaltete … Monster!
Ich musste die Hexe einfach zwingen, uns zurückzuverwandeln. Dazu musste ich sie nicht nur einholen, sondern ich brauchte dafür sicherlich auch Hilfe. Ich rannte zu Frank, der immer noch verwirrt auf die Autotür starrte.
«Hey!», rief ich.
Er starrte weiter auf die Tür.
«Hey!», rief ich noch lauter. Jetzt sah er zu mir, lehnte dabei den Kopf leicht zur Seite. Es sah so aus, als ob er versuchte, sich an mich zu erinnern, es aber nicht konnte.
«Wir müssen die Hexe zwingen, uns zurückzuverwandeln!», erklärte ich.
«Ufta», antwortete er, mit tiefer, scheppernder Stimme.
Jetzt hätte man wissen müssen, was «Ufta» bedeutete.
«Was?», fragte ich.
«Ufta», schepperte er noch mal.
Das machte das Ganze auch nicht klarer. War das jetzt nur ein Problem seines Sprachzentrums oder seiner Intelligenz? So wie er mich ansah, befürchtete ich das Schlimmste.
«Weißt du, wer ich bin?», fragte ich vorsichtig.
«Ufta?», fragte er zurück.
«Nein, ich bin Emma», erwiderte ich.
«Ufta?»
« EMMA !»
«Efta?»
Es gab einen Lerneffekt, wenn auch einen geringen.
«Emma», versuchte ich es noch mal, ganz deutlich.
«Ufta?», fragte er darauf wieder.
So viel zum Lerneffekt.
«Arrghh», schrie ich daher verzweifelt.
«Argghh?», fragte er und deutete auf mich.
«Nein, ich bin nicht Arrghh, ich bin Emma!»
«Efta», erklärte er mit seiner scheppernden Stimme zufrieden.
«Irgendetwas sagt mir, dass du gerade keine allzu große Hilfe bist», stellte ich betrübt fest. Und noch betrübter stellte ich fest, dass dies eben eins der längsten Gespräche war, die wir in der letzten Woche geführt hatten.
So viel war jetzt klar, ich musste mir die Hexe allein vorknöpfen. Die flinke Alte war schon fast am Ende der Straße angelangt, und ich rannte los. Frank rief mir noch «Efma!» nach, und in seiner Stimme klang etwas Freude darüber, dass er wieder einen Lernfortschritt gemacht hatte. Dabei wedelte er mit der herausgerissenen Autotür, und ich fragte mich für einen kurzen Moment, wie wir den Schaden wohl der Vollkasko erklären wollten.
Doch der Gedanke machte gleich einem anderen Platz. Beim Rennen merkte ich, dass ich unfassbar schnell laufen konnte. Als Vampir könnte man anscheinend locker bei der Tour de France mitmachen. Ohne Fahrrad.
Die Hexe bog in eine Sackgasse ein. Eine, wie man sie aus amerikanischen Fernsehserien kannte. Eine, in der der hispanische Drogendealer verzweifelt versucht, am Ende der Gasse über die hohe Mauer zu klettern, aber dann von dem Cop runtergezogen wird und dieser dann mit dem Dealer üble Dinge veranstaltet, die ich am liebsten auch mit der Hexe gemacht hätte. Die Alte lief auf die Mauer zu, aber sie tat mir nicht den Gefallen, an ihr hängen zu bleiben. Stattdessen blieb sie mitten in der Gasse stehen und lächelte mich überlegen an. Dann ging sie die Hauswand des Alt-Berliner Mietshaus zu ihrer Rechten hoch.
Richtig, sie ging die verdammte Hauswand hoch!
Langsam. Beständig. Komplett in der Senkrechten. Im 90-Grad-Winkel zum Boden. Als ob sie Super-Saugnäpfe unter ihren Schuhen hätte. Und eine beeindruckende Rückenmuskulatur, die man sich in keinem Fitnessstudio antrainieren konnte. Sie blickte auf mich hinab und grinste mich erneut überheblich an. Sie war voll im Angebermodus.
«Mist», fluchte ich frustriert, weil sie mir zu entwischen drohte, ballte dabei die Faust und sprang beim Fluchen wütend in die Höhe. Drei Meter! Anscheinend gehörte auch eine beeindruckende Sprungkraft zu meinen Vampirfähigkeiten. Aber anstatt mich darüber zu freuen, war ich viel zu erschrocken, so hoch in der Luft zu fliegen. Panisch packte ich mit einer Hand die Regenrinne des Hauses und krallte mich mit der anderen an einem Fenstersims fest. Ich hing an der Wand, als hätte mich King Kong dagegengespuckt. Ich zog mich an dem Fenstersims hoch und stand nun auf ihm, direkt unter der Hexe, der ich jetzt unter den herunterhängenden Rock sehen konnte. An einem Abend voller unheimlicher Anblicke war das eine Steigerung.
Über mir lag ein weiterer Fenstersims. Ich sprang von meinem ab und landete eine Etage höher. Der Hexe fiel das Zahnlückenlächeln aus
Weitere Kostenlose Bücher