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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Pipimann.»
    Es war das erste Mal, seitdem er aufgetaucht war, dass Dracula fassungslos dreinstarrte. Allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann lächelte er wieder: «Verehrte Cheyenne, ich wünsche, mit Emma allein zu sein.»
    Cheyenne war ganz offensichtlich von alldem überfordert. Es war ihr schon klar, dass sie es nicht mit einem Mann zu tun hatte, der lediglich eine extrem gute Anti-Aging-Creme benutzte. Doch was genau es für ein Wesen war, das ihr in den Sechzigern eine ausdauernde Liebesnacht verschafft hatte, konnte sie nicht umreißen. Oder vielleicht wollte sie es nicht. Was man auch gut verstehen konnte. Jedenfalls hakte sie nicht weiter nach und ließ uns ziehen, dabei blickte sie irritiert und auch ein bisschen ängstlich.
    Dracula führte mich zu einer alten Bentley-Limousine, vor der ein menschlicher Chauffeur in einer feinen Livree stand. Der Mann sah zum Anbeißen aus. Nicht etwa, weil er hübsch war. Das war er bestimmt nicht. Um genau zu sein, er sah aus wie eine Mischung von Prince Charles und Jogi Löw. Von dem einen hatte er die Ohren, von dem anderen die Haare. Nein, der Chauffeur sah zum Anbeißen aus, weil Blut in seinen Halsschlagadern floss! Betörendes, entzückendes Blut. Ich konnte es förmlich riechen und wollte es sofort trinken.
    Aber anscheinend besaß der Mann so seine Erfahrungen mit hungrigen Vampiren wie mir. Als er meinen gierigen Blick sah, holte er dezent ein kleines Kreuz Christi aus seiner Livree-Tasche. Allein der Anblick hatte eine üble Wirkung auf mich: Meine Eingeweide begannen zu brennen. Ängstlich sprang ich zurück und traute mich nicht mehr, auf ihn zuzugehen. Ich spürte instinktiv, wenn ich mich dem Kreuz auch nur auf einen Meter nähern würde, dann würde es meine noch vorhandenen Organe zerreißen. Und wenn ich es gar anfasste, würde ich zu Grillfleisch. Vampire waren ganz offensichtlich gegen das Kreuz allergisch. Gott stand also nicht auf der Seite dieser Kreaturen. Jetzt war es gewiss: Auf meiner Seite stand er also auch nicht. (Das war mir – wie vielen anderen schwangeren Frauen zuvor – eigentlich bereits klar geworden, als ich damals im Kreißsaal die Presswehen bekam. Ich meine, als Allmächtiger hatte er doch alle Möglichkeiten, die Geburt für uns Frauen ein wenig angenehmer zu gestalten?)
    Der Chauffeur steckte das Kreuz wieder ein, öffnete mir die Hintertür der Limousine, und ich setzte mich auf den ledernen Rücksitz.
    Mittlerweile war ich fast zu schwach, um mich überhaupt aufrecht hinzusetzen, und sackte regelrecht auf dem Sitz zusammen. Mit bereits halb geschlossenen Augen fragte ich: «Wo fahren wir hin?» Und bevor ich ohnmächtig wurde, hörte ich als Letztes noch die Antwort des Fürsten der Verdammten: «In unsere gemeinsame Zukunft.»

[zur Inhaltsübersicht]
FEE
    Mein Schädel dröhnte tierisch. Noch schlimmer als damals, als wir bei Jennys Party dieses Saufspiel gespielt hatten mit dem Namen «Eigentlich völlig egal, was du würfelst». Hätte ich nicht schon eine Bandage gehabt, ich hätte jetzt sicherlich eine am Schädel gebraucht. Dazu kam, dass mein Nacken total verspannt war. Aber mir ging es immerhin noch besser als dem McDonald’s-Restaurant. Dem sah man an, dass sich darin eine Horde Rocker mit einem Haufen Monster geprügelt hatte. Ich blickte mich um in der Trümmerlandschaft: Papa und Jacqueline rappelten sich ebenfalls gerade auf, Max lag unter dem Tisch und sah mit seinen nach oben gestreckten Beinen aus wie ein gestrandeter Synchronschwimmer. Was machte der kleine Idiot denn da schon wieder? Egal, wenn ich auch noch darüber nachdenken sollte, würden meine Kopfschmerzen nie weggehen.
    Ich sah mich weiter um: Mama war nirgends zu sehen. Meine Fresse, die hatten doch nicht etwa die Rocker mitgenommen?
    Während ich mich hektisch nach ihr umsah, kam Cheyenne herein und rief: «Wir müssen hier sofort verschwinden, bevor die Bullizei kommt!»
    «Ufta Efma?», fragte Papa sie.
    «Das wollte ich auch gerade fragen», sagte ich.
    «Über Emma können wir gleich reden, aber jetzt müssen wir zusehen, dass wir Land gewinnen.»
    Cheyenne blickte uns so hektisch an, dass wir uns alle schnell vom Acker machten. Dabei hasteten wir an den beiden Rockern vorbei, die ich hypnotisiert hatte. Diesen Typen beim Headbangen zuzusehen, bereitete mir noch mehr Kopfschmerzen. Nette Mumie, die ich war, sagte ich zu ihnen: «Ich wünsche mir, dass ihr aufhört, die Köpfe aneinanderzuknallen.»
    Die Rocker taten es, aber

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