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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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blöderweise waren sie immer noch im Kampfmodus und attackierten uns sofort. Papa packte sich die Kerle und drängelte sie in das Männerklo. Keine dreißig Sekunden später stapfte er wieder hinaus. Ohne sie.
    Erst als wir hinten in dem knallgelben VW -Bus saßen und Cheyenne von der Raststätte auf die Autobahn brauste, fragte ich Papa: «Was hast du eigentlich mit den Typen gemacht?»
    Da er sich ja nicht so toll ausdrücken konnte, schnappte er sich Block und Stift, kritzelte etwas und zeigte mir dann als Antwort eine Zeichnung:

    Während Papa zeichnete, lag Max nur stumm in einer Ecke des Busses. Das Asi-Weib saß vor ihm und machte sich übelst über ihn lustig: «Das nächste Mal suchen wir dir einen Gegner zum Kämpfen, den du auch packen kannst. Vielleicht ein fünfjähriges Mädchen. Am besten ein blindes. Dem binden wir dann noch den rechten Arm auf den Rücken …»
    Max schämte sich total. Wenn er je etwas von dieser Jacqueline gewollt hätte, war klar, dass die jetzt jeden Respekt vor ihm verloren hatte und er keine Chance mehr bei ihr hatte. So wie ich bei Jannis.
    «Am besten», machte das Asi-Weib weiter und hatte tierischen Spaß dabei, «ich nebele das Mädchen vorher noch ein bisschen mit Insektengift ein …»
    Jannis könnte sie gleich mit einsprühen, dachte ich mir und ärgerte mich gleich darüber, dass ich immer noch einen Gedanken an diesen Typen verschwendete, trotz all des Wahnsinns, den wir erlebten, und trotz der Abwesenheit von Mama. Das musste endlich aufhören! Ich musste den Kerl vergessen. So würdelos konnte ich doch gar nicht sein, dass ich meine Gedanken von so einem Typen beherrschen ließ!
    Nach einer Weile hielt Cheyenne den Wagen auf einem kleinen Waldweg, öffnete uns die Schiebetür und sagte: «Wenn jemand von euch Gassi muss …»
    Max sauste sofort aus dem Bus in das nächste Gebüsch, und das Asi-Weib erklärte: «Ich muss auch mal so richtig schön einen abseilen.»
    Ich verdrehte die Augen: «Es ist ja sooo schön, dass du uns das mitteilst …»
    «Ich weiß eben, wie ich Leuten eine Freude mache», grinste sie und verschwand ebenfalls in die Büsche. Ich aber drehte mich zu Cheyenne und fragte sie tierisch besorgt: «Wo ist jetzt Mama?»
    «Du wirst mir das nicht glauben», antwortete sie zögerlich.
    «Wo ist Mama?», fragte ich noch energischer.
    «Du wirst mir das nicht glauben.»
    «Wo ist Mama???»
    «Sie ist bei einem Mann, von dem ich langsam befürchte, dass er Dracula ist …»
    «Das … das … glaube ich nicht», stammelte ich.
    «Hab ich doch gesagt.»
    Ich war verwirrt: Hatte Cheyenne recht oder sich nur einen durchgezogen?
    «Es ist die Wahrheit», erklärte sie niedergeschlagen. «Wir können nur hoffen, dass deine Mama wieder zu uns zurückkehrt.»
    Tierisch besorgt stapfte ich von dem Bus weg in den Wald. Wenn Mama tatsächlich mit Dracula unterwegs war – es schien ja in unserer schönen, neuen Monsterwelt nichts unmöglich zu sein –, würde sie in Gefahr sein. Oder, noch schlimmer, sie würde mit Dracula gemeinsam auf Jagd gehen, Leuten in den Hals beißen und selbst jede Menge Vampire herstellen. Dann würde Mama die Anführerin dieser Geschöpfe werden und in der Nacht mit ihnen wilde Orgien feiern …
    Oh, oh! Wenn es zwei Worte gab, die nie, aber auch wirklich nie, in demselben Satz stehen durften, dann waren das «Mama» und «Orgie».
    Ich ging an lauter dicken Bäumen vorbei, von denen ich keine Ahnung hatte, was für welche sie waren – Bio hatte mich noch nie allzu sehr interessiert –, und atmete so tief ein, wie es durch die blöden Bandagen nur ging. Als ich dann um eine Ecke bog, stand vor mir ein ungefähr zwanzigjähriger Waldarbeiter in Holzfällerhemd und schrie bei meinem Anblick: « AH !»
    «Scheiße, Mann!», schrie ich zurück. «Hast du mich erschreckt!»
    Doch dann sah ich mir den Typen, der bei meinem Anblick komplett erstarrt war, genauer an: Er hatte genau die richtige Art von süßer Naturburschigkeit, auf die auch ein Mädchen wie ich stehen konnte. Ich erinnerte mich wieder daran, was ich mir vorgenommen hatte, sollte ich auf einen gutaussehenden Jungen treffen.
    Für einen kurzen Augenblick zögerte ich noch, war mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich hypnotisieren sollte. Doch ich spürte, ohne etwas Ablenkung würde ich durchdrehen. Wegen dem Mumiensein, wegen meiner verschwundenen Mama und weil ich immer noch an den bescheuerten Jannis dachte. Langsam, aber sicher hasste ich mich dafür richtig

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