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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Regensburger-Domspatz-Rocker piepste nur: «Verzieh dich, Köter!»
    Max versuchte, all seinen Mut zusammenzunehmen, aber der Versuch misslang ihm gehörig. Betrübt über seine eigene Feigheit, verzog er sich unter den Tisch und zog seinen Schwanz ein.
    Der Grizzly fragte: «Wo waren wir stehengeblieben?», und antwortete sich gleich selber: «Ach ja, ich wollte dir ’ne professionelle Zahnreinigung verpassen.»
    Seine Leute grölten, jedenfalls diejenigen unter ihnen, die nicht ohnmächtig waren, Fischmacs aßen oder mit den Köpfen gegeneinanderstießen.
    Ich hatte furchtbare Angst. Nicht nur um meine Zähne. Was würden die Rocker mit meiner Familie anstellen, wenn sie mit mir fertig waren? Sie waren ja nicht davor zurückgeschreckt, die beiden jungen Mädchen niederzuschlagen. Ich fragte mich, ob uns noch jemand in letzter Sekunde retten konnte. Hatten die McDonald’s-Mitarbeiter vielleicht die Polizei gerufen? Konnte Cheyenne noch was machen? Aber was? Die Kerle mit einem Vortrag über Tierhaltung in Zeiten der Massenproduktion zu Tode langweilen?
    Der Grizzly holte nun aus mit seiner Faust. Gleich würde ich feststellen, wie stabil meine neuen Zähne waren. Ich schloss die Augen und erwartete den Aufprall der Faust, doch ich spürte … nichts. Rein gar nichts. Dafür hörte ich den Grizzly sagen: «Was zum Teufel …?»
    Vorsichtig öffnete ich meine Augen zu einem schmalen Schlitz. Durch den hindurch sah ich, dass die Faust vom Grizzly mitten im Schlag gestoppt wurde. Indem sie fest gepackt wurde. Von einer eleganten, feinen Männerhand, die ein geschmackvoller goldener Siegelring zierte. Wer trug heutzutage noch Siegelringe? Außer Gangster-Rappern? Oder dem Papst?
    Ich war so neugierig, wem diese edel anmutende Hand wohl gehören mochte, und wagte es, meine Augen ganz zu öffnen. Ein unfassbar gutaussehender Mann, Mitte dreißig, stand vor mir in einem eleganten maßgeschneiderten Anzug. Im Gegensatz zu diesem Mann wirkten sämtliche Hollywoodschauspieler wie kleine Quasimodos. Er sah aus wie ein Engel. Aber selbstverständlich wusste ich genau, dass er kein Engel war. Denn er hatte aufregende scharlachrote Augen und die gleiche bleiche Gesichtsfarbe wie ich.
    «Emma, nehme ich an?», fragte er höflich, mit einer sanften, ungemein wohlklingenden, ja geradezu erotischen Stimme.
    «Nein», erwiderte der von der Situation total verwirrte Grizzly. «Ich heiße Clemens.»
    «Unterbrich uns nicht, Sterblicher», forderte der Fremde, und dass er das Wort «Sterblicher» benutzte, war ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich bei ihm nicht um einen normalen Menschen handelte. Genauso wie die Tatsache, dass er den Grizzly mit einer einfachen Handbewegung im hohen Bogen aus dem Fenster warf. Die Scheibe klirrte, der Grizzly landete auf einem der Motorräder, dieses kippte zur Seite und stieß die anderen um wie Dominosteine. Die verbliebenen Rocker blickten sich daraufhin gegenseitig furchtsam an. Es war auch ihnen klar: Dieser hochelegante Mann hatte sehr viel mehr Kraft als sie. Sie fanden daher, dass dies ein exzellenter Augenblick war, das Schnellrestaurant zu verlassen, sich auf ihre Motorräder zu schwingen, fortzufahren und eine Karriere als Verwaltungsbeamte anzustreben.
    «Verzeihe mir, werteste Emma», bat der Mann, als die Rocker – bis auf den bewusstlosen Grizzly und die von Fee hypnotisierten Kerle – wegliefen. Dabei machte er eine leichte Verbeugung. Nicht zu übertrieben, sondern genau in jenem Winkel, der von einem unfassbar guten Stil zeugte.
    «Ich habe mich bei dir noch nicht angemessen vorgestellt», erklärte er mit seiner erotischen Stimme, die in meinem Magen vibrierte und bei der ich froh war, dass ich als Vampir noch einen Magen besaß, der so schön vibrieren konnte.
    «Ich heiße Vlad Tepes.»
    Von dem Namen hatte ich noch nie gehört.
    «Vlad Tepes Dracula.»
    Von dem schon eher.

    Dracula. Normalerweise hätte ich diesem unglaublichen Mann kein Wort geglaubt. Aber in den letzten Stunden waren schon so viele unmögliche Dinge geschehen: Wir wurden von einer Hexe in Monster verwandelt, ich war über die Dächer Berlins gehüpft, und meine Tochter hatte eine ganze Autobahnfahrt lang kein einziges Mal eine SMS verschickt. Jetzt hatte uns also auch noch Dracula höchstpersönlich vor den Rockern gerettet. Durfte man so einem finsteren Wesen überhaupt dankbar sein?
    Vor wenigen Stunden noch hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich mich mal mit einem solchen moralischen

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