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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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selber. Ich musste ihn endlich vergessen, wenn ich mal wieder so etwas wie Selbstrespekt empfinden wollte. Und vielleicht konnte mir der Holzfäller dabei helfen.
    Verunsichert fragte er mich: «Wer … oder was bist du?»
    Ich blickte ihm tief in die Augen und antwortete: «Wer soll ich schon sein? Deine große Liebe.»
    Kurz darauf massierte er mir genüsslich meinen verspannten Nacken.

[zur Inhaltsübersicht]
EMMA
    Geweckt wurde ich durch den wundervoll süßlichen Geruch von Blut. Alle meine Lebensgeister kamen wieder zum Vorschein, als ob man mich mit einer Kanüle an eine Koffein-Leitung gelegt hätte. Ich riss die Augen auf und sah, wie Dracula mir ein Reagenzglas voller rotem, hellem Blut unter die Nase hielt. Mir war klar, dass diese Menge nicht reichen würde, um meinen Durst zu stillen, aber ich wollte es mir unbedingt greifen. Blöderweise zog Dracula das Blut wieder weg und erklärte: «Jetzt, wo du wach bist, lass ich dir dein Essen servieren.»
    «Essen?», rief ich. «Ich will kein Essen! Ich glaub wohl, es hakt!»
    «Wie bitte?» Dracula sah mich beleidigt an, offensichtlich war der Fürst der Verdammten es nicht gewohnt, dass man ihn darauf hinwies, es hake bei ihm.
    «Das heißt», erklärte ich sauer, «du hast nicht mehr alle Fledermäuse in der Höhle …»
    «Ich weiß sehr wohl, was dies bedeutet», unterbrach er mich zischend. Bevor er aber noch weiterzischen konnte, trat ein Butler durch eine schwere Eichentür herein. Ich befand mich, so realisierte ich nun, in einem Schlosssaal. An den Wänden hingen alte Ölgemälde von üblen Schlossherren, denen ich als Mensch nicht gerne im Dunkeln begegnet wäre, als hungriger Vampir hingegen schon. Ich selber saß auf einem schweren, thronartigen Holzstuhl an einer Eichentafel, bei der man, hätte man mit dem Menschen am anderen Ende der Tafel reden wollen, ein Megaphon gebrauchen müssen. Sicherlich hätte ich mich gefragt, wie wohl die Heizkosten für solch einen großen Saal mit hohen Decken waren, wäre ich nicht so heiß auf das Blut im Reagenzglas gewesen. Oder auf das im Butler. Dummerweise baumelte auch um dessen Hals ein Kreuz. So sprang ich auf und wich instinktiv vor dem Mann zurück, obwohl er noch einige Meter entfernt stand.
    «All meine menschlichen Mitarbeiter tragen so ein Kreuz», lächelte Dracula. «Du fragst dich gewiss, warum ich dies zulasse.»
    Nö, ich fragte mich, wie ich den Butler dennoch anbeißen konnte.
    «Ich habe auch einige Vampire als Leibgarde in meinen Diensten, die, sagen wir mal, nicht ganz so beherrscht sind und vor denen sich meine menschlichen Mitarbeiter in Acht nehmen müssen. Diese Vampire sind gegen das Kreuz allergisch, ich jedoch nicht.»
    Für einen kurzen Augenblick machte mich das doch neugierig.
    «Das Kreuz wirkt nur bei Vampiren, die als Menschen Christen waren. Ich aber war schon immer ohne jegliche Religion.»
    Und ich dumme Kuh hatte immer mal wieder daran gedacht, aus der Kirche auszutreten, aber dieses Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Hätte ich es getan, hätte ich nicht nur Steuern gespart, ich hätte auch den Butler zur Mahlzeit machen können.
    Der stellte seelenruhig ein Tablett mit einem Porzellanteller und eine Silberglocke darüber auf dem Tisch ab, und Dracula erklärte: «Deine Mahlzeit.»
    Ich ging auf den Teller zu und hob die Glocke. Darunter lag jedoch kein rotes Fleisch, keine Blutwurst, nicht mal ein Mantateller mit Currywurst und Pommes rot-weiß. Da lag nur eine kleine rote Pille. Ich zögerte. Was sollte das für eine Pille sein? Ecstasy? LSD ? Merz Spezial Dragees? Ich starrte fassungslos darauf. Erst als der Butler gemessenen Schrittes den Saal verließ, fand ich meine Sprache wieder und schimpfte: «Wo sind wir hier? Bei
Verstehen Sie Spaß

    «Nimm die Pille zu dir, und all dein blutrünstiges Verlangen wird erlöschen», antwortete Dracula.
    «Wenn du mir jetzt nicht das Blut gibst …», schrie ich aufgelöst, warf die Glocke durch den Raum, dass sie gegen die Wand schepperte, und wollte mir das Reagenzglas schnappen, das auf dem Tisch lag. Aber Dracula war schneller und steckte es in seine Anzugtasche.
    «Sag mal, sprech ich Suaheli?», schrie ich. «Gib mir das Blut, du Knalldepp!»
    Ich versuchte, in seine Jackentasche zu greifen, doch er wich elegant zur Seite, und ich fiel fast hin. Dracula war geschmeidig wie Nurejew, und im Vergleich wirkten meine Bewegungen so elegant wie die eines Nilpferdes mit Magenkoliken.
    «Du kannst mir das Blut nicht

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