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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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meine Augenbrauen zupfen.
    Während ich krampfhaft überlegte, hörte ich Max winseln. Nun wusste ich, was ich zu sagen hatte: «Meine Familie … ich kann sie jetzt nicht alleine lassen …»
    «Emma, vertraue mir», bat Dracula. Seine Stimme klang aufrichtig und verführerisch zugleich.
    Ich sah zu Max. Der schüttelte unter dem Tisch heftig den Kopf in bester «Tue es nicht»-Manier. Dracula lächelte ihn wieder an. Diesmal wirkte es noch bedrohlicher. So bedrohlich, dass Max nur noch einen möglichen Ausweg für sich sah: Er stellte sich tot. Er legte sich auf den Rücken und streckte alle viere in die Luft.
    Sicherlich hatte sich noch kein einziger Wolf in der Geschichte unseres Planeten auf diese Art tot gestellt, so machten das wohl nur Borkenkäfer (wobei ich auch keine Ahnung hatte, was die damit bezweckten, außer den Gegner per Lachkrampf außer Gefecht zu setzen).
    Die biologischen Finessen des Totstellens waren Dracula jedoch einerlei, er akzeptierte Max’ Unterwerfungsgeste und wandte sich wieder mir zu, diesmal eindringlicher: «Du solltest wirklich mit mir kommen. Es ist besser für dich.»
    Wollte er mir drohen? Wenn ja, funktionierte es richtig gut. Fast wortlos hauchte ich: «W… w… wieso besser?»
    «Weil du sonst wirklich Menschen jagen und töten müsstest, um dich zu nähren, und ich nehme an, dass du das nicht möchtest.»
    «Da … da nimmst du richtig an», antwortete ich leise.
    «Ich verspreche dir, du darfst zu den Deinen zurückkehren», bot Dracula an. Er klang wirklich glaubwürdig mit seiner schönen Stimme. Es war vielleicht nicht schlau, Dracula zu vertrauen. Aber was hatte ich für eine Wahl? Ich war kurz davor, bewusstlos zu werden. Wenn ich nicht sterben wollte, das spürte ich, musste ich Leute töten. Es hieß also: entweder verenden oder morden. Oder mit Dracula mitgehen. Das schien mir die Wahl zwischen Pest, Cholera und Dracula zu sein.
    Ich blickte noch einmal auf meine Familie: Frank und Fee waren noch bewusstlos. Max hielt immer noch unter dem Tisch die Beine in die Luft, allerdings begannen diese von der Muskelanstrengung schon leicht zu zittern. Nur Jacqueline rappelte sich stöhnend auf, sie hatte, obwohl kein echtes Monster, die stärkste Konstitution von uns allen.
    Ich schwor mir selber, dass ich zu meinem Mann und meinen Kindern zurückkehren würde. Dann würden wir nach Transsilvanien fahren, die Hexe auffinden und den ganzen Spuk beenden.
    Schweren Herzens folgte ich Dracula aus dem McDonald’s heraus und hörte plötzlich eine erstaunte Stimme «Vlad?» rufen. Es war die Stimme von Cheyenne. Sie stand auf dem Parkplatz. Ganz offensichtlich hatte sie sich den Kampf mit den Rockern unsicher aus der Ferne angesehen, sie hatte ja auch keine Möglichkeit gehabt einzugreifen. Mit den Rockern hätte sie es nicht aufnehmen können, und wenn sie die Polizei gerufen hätte, wären wir Monster gleich mit in den Knast gewandert.
    «Vlad Tepes!», sagte sie nun lauter und war dabei sehr durcheinander. «Du … du bist kein bisschen gealtert …?»
    «Du aber auch nicht, Cheyenne», erwiderte er charmant. Trotz des Komplimentes, das ihr kurzzeitig ein geschmeicheltes Lächeln abrang, blieb sie verwirrt.
    «Ihr kennt euch?», fragte ich, und es schien mir, als ob sie gar nicht wusste, dass es sich bei ihm um Dracula handelte, sie nannte ihn ja nur Vlad, und sie war auch wirklich erstaunt darüber, dass er nicht gealtert war.
    «Wir beide hatten eine gemeinsame Nacht», erklärte Cheyenne unsicher, «aber … das … das war in den Sechzigern.»
    «Ihr habt eine Nacht miteinander verbracht?» Ich konnte es nicht glauben und noch weniger, dass sie dabei nicht von ihm gebissen worden war.
    Cheyenne bekam leuchtende Augen, und da sie ja gerne von ihrem Liebesleben erzählte, schilderte sie: «Vlad ist sehr, sehr ausdauernd. Er hat ein so standhaftes Dingeling …»
    «Ich zieh meine Frage zurück!», unterbrach ich eilig. Ich wusste ja, wie detailfreudig sie werden konnte, wenn es um die anatomischen Eigenschaften ihrer Liebhaber ging, was nicht immer eine Freude war, besonders wenn sie von ihren älteren Lovern redete. Außerdem wollte ich mir gar nicht vorstellen, wie Dracula im Bett war oder wie ausdauernd genau. Schließlich war Frank in dieser Hinsicht eher eine Muskete. Er hatte meist nur einen Schuss. Was aber auch etwas für sich hatte, nach einem anstrengenden Tag im Laden.
    «Du», wandte sich Dracula an Cheyenne, «nennst es … Dingeling?»
    «Oder

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