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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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bei Dracula war und dass es den Obervampir tatsächlich gab. Und dass Max das glaubte, machte es für mich leider auch realistischer.
    «Keine Ahnung, ob Cheyenne Papa davon erzählt hat», antwortete ich unsicher.
    «Dracula …», stammelte Max voller Sorge. Er war kurz vorm Losheulen. Das konnte ich jetzt nicht ertragen, bekam ich doch auch immer mehr Angst um Mama. Damit Max nicht flennte – und ich auch nicht –, pampte ich los: «Mama wird schon wiederkommen und mich schön anschnauzen, wie immer! Und dich wird sie in den Arm nehmen, du bist ja ihr Liebling.»
    «Nein, du bist ihr Liebling», erwiderte er scharf.
    Da musste ich laut lachen.
    «Sie verbringt viel mehr Zeit mit dir», sagte er nun bitter.
    «Mit Anbrüllen und Hyperventilieren.»
    «Du hast ihre ganze Aufmerksamkeit …»
    «So eine Aufmerksamkeit brauche ich so dringend wie einen Akne-Befall …», unterbrach ich.
    Aber Max war so verletzt, dass er gar nicht zuhörte und einfach weiterredete: «… und für mich hat sie dann keine Energie mehr. Wenn ihr euch gestritten habt, fragt sie mich nur kurz ‹Wie geht es?›. Meine Antwort hört sie schon gar nicht mehr.» Er sah mich traurig an und bekräftigte: «Ganz klar, du bist ihr Liebling.»
    Ich war völlig verblüfft. Es war natürlich kompletter Schwachsinn, was er da erzählte. Wer so angeschrien wird wie ich, kann kein Liebling sein. Aber Max meinte es ernst. Seine Trauer, seine Wut waren total ehrlich.
    «Ich wollte», erklärte er bitter, «ich könnte sie auch so mies behandeln, dann hätte sie vielleicht auch Zeit für mich.»
    Dann trottete er auf allen vieren davon.
    «Wo … wo gehst du hin?», fragte ich.
    «Zum Bus. Warten. Du kannst dir ja in der Zwischenzeit von deinem hypnotisierten Opfer noch eine Fango machen lassen.»
    Ich starrte Max nach, wie er mit hängendem Schwanz von der Lichtung zockelte. Ich war nun komplett durcheinander. Wenn Max recht hatte und ich Mamas Liebling war, dann war das … dann war das … total schräg.
    In diesem Augenblick kam der Holzfäller wieder mit einem wunderschönen Wildblumenstrauß. Doch jetzt gefielen die Blumen weder mir noch der kleinen Prinzessin in mir. Daher bat ich ihn: «Bitte schenke den Strauß jemandem, den du wirklich liebst.»
    «Danke», antwortete der Waldarbeiter. «Da wird sich Peter sicher freuen.»
    Er verschwand in den Wald, ich blickte ihm kurz erstaunt nach, dann ging ich gedankenverloren wieder in Richtung Bus. Ich fühlte mich schlecht, den Holzfäller hypnotisiert zu haben, und ich wunderte mich darüber, dass Jannis keinerlei schlechtes Gewissen hatte, immer wieder neue Mädchen auszunutzen. Wie konnte ein Mensch das tun, ohne sich dabei so mies zu fühlen wie ich jetzt? Jannis war also noch viel übler, als ich ohnehin schon gedacht hatte. So ein gewissenloser Mensch war es nun wirklich nicht wert, dass ich auch nur eine Sekunde länger an ihn dachte. Und kaum hatte ich das endgültig begriffen, hörte ich auch tatsächlich auf, an ihn zu denken. Er war nicht mehr wichtig für mein Leben.
    Die Frage war nur, mit wem würde ich denn sonst glücklich werden?
    Musste es überhaupt einen Jemand geben?
    Die Hexe hatte ja zu mir gesagt: «Du haben keine Idee für dein Leben.»
    Und damit hatte die Alte leider recht.
    Andere in meiner Klasse hatten schon einen Plan: Sie wollten Banker werden, Anwälte oder wie Jenny Landschaftsgärtnerin. Ich aber hatte bisher nur an so alberne Dinge wie Kerle gedacht.
    Ein stinknormaler Beruf wie bei den anderen war für mich nicht gerade eine Traumvorstellung. Dummerweise besaß ich aber auch keine großartigen Talente. Was also war meine Idee für mein Leben?
    Während ich so darüber nachgrübelte, hörte ich vom VW -Bus her, wie mein Papa wütend und voller Eifersucht rief: « DRFMULA ???»

[zur Inhaltsübersicht]
EMMA
    Mein Gehirn wollte meinen Gefühlen mal wieder die Schlüssel zum Körper überreichen, um sich dann auf den Weg in die Karibik zu machen. Die Koffer waren schon so gut wie gepackt. Aber so eine Reise durfte ich nicht zulassen! Wegen meiner Ehe. Wegen meiner Familie. Und weil «Fürstin der Verdammten» nicht gerade die Antwort war, die ich geben wollte auf die Frage: «Als was sehen Sie sich in fünf Jahren?»
    Daher rief ich meinem Hirn laut zu: «Lass die Koffer!»
    «Wie bitte?», fragte Dracula irritiert und ließ meine Hand los.
    Was sollte ich ihm darauf antworten? Ich konnte ja schlecht erzählen, dass ich drauf und dran war, etwas für ihn zu

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